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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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nervös.«
    Paulines Blick wanderte nach rechts, wo soeben ein Mann druckfrische Ausgaben der Morgenzeitungen in einen Ständer klemmte. Auf mindestens vier Titelseiten prangte das Gesicht ihres Ehemannes. April stieß einen schrillen Schrei aus, rannte
hinüber und schnappte sich eine Ausgabe des Standard . Das Titelfoto zeigte Gary, wie er gestern vom achtzehnten Green davonspaziert war, und die Schlagzeile darüber verkündete: »ER KANN ES SCHAFFEN!« Darunter war zu lesen: »Von unserer Sportreporterin April Tremble«.
    Zum ersten Mal stand ihr Name auf einer Titelseite.
    April stieß einen gellenden Pfiff in Lawsons Richtung aus. Als er sich nach ihr umdrehte, reckte sie strahlend die Zeitung empor. Lawson nickte nur und wandte sich dann wieder seinem Essen zu. Scheiß auf dich, alter Fettsack, dachte April und nahm Platz, um ihre eigene Story noch einmal zu lesen. Währenddessen studierte Pauline erneut die Schlagzeile.
    »Kann er es wirklich schaffen?«, wollte sie wissen.
    April lächelte nur.

53
    WÄHREND CALVIN LINKLATER SICH IN EINEM HOTELZIMMER, IN dem man ohne Probleme eine Party für vierzig Leute hätte schmeißen können, routiniert auf das große Finale einstimmte (mit Dehnübungen, Sit-ups, einem schweigend eingenommenen, ballaststoffreichen Frühstück), fielen die Vorbereitungen bei Gary etwas hektischer aus. Cathy, Lisa, Tante Sadie, Dr. Robertson und Gary drängten sich in seinem winzigen Zweibettzimmer. Stevie packte die Golftasche, fügte einen neuen Vorrat an Handschuhen hinzu, Dr. Robertson leuchtete mit einer Stiftlampe in Garys linkem Auge herum, und Lisa, Cathy und Sadie flennten.
    »O Gott, mein Junge, es tut mir so leid, dass ich dich jetzt damit belasten muss, aber ich hab’s dir gestern nicht sagen wollen, hast ja ohnehin schon genug um die Ohren. Es ist nur … wir haben keine Ahnung, wo er steckt. Gott weiß, in welchen Schlamassel er diesmal wieder geraten ist«, jammerte Cathy. »Vielleicht liegt er schon irgendwo und ist … MAUSETOT!« Worauf sich bei ihr und Lisa erneut die Tränenschleusen öffneten. Beide hatten eine verheulte Nacht verbracht und kein Auge zugetan, während sie verzweifelt überlegt hatten, was sie tun konnten. Eine Nacht, wie Lee sie anderen immer wieder zu bereiten verstand.
    »Jesusmaria«, schniefte Sadie, »wie viel Kummer hat der Junge dir schon beschert.«
    Robertson ließ von Gary ab und schaltete seine Stiftlampe aus. »Scheint so weit alles okay. Aber sobald das Spiel zu Ende ist, fahren wir auf der Stelle ins Krankenhaus und lassen eine
Computertomographie machen. Wie steht’s mit den Kopfschmerzen?«
    »Lässt sich – verfickter Schwanz – grade so aushalten«, brummte Gary.
    »O Gott, Doktor«, nölte Cathy, »tut mir ja so leid, dass Sie sich das alles mit anhören müssen. Sie müssen uns ja für’ne komische Familie halten.«
    »Überhaupt nicht.«
    »So … sollen wir«, stotterte Cathy, »vielleicht zur Polizei gehen?«
    »Mum, hör zu«, fiel Gary ihr ins Wort und nahm ihre zitternde Hand in seine, »das macht womöglich alles nur noch schlimmer. Vermutlich schuldet er den Typen – geile Titten – Geld. Also müssen wir es ihnen nur zurückzahlen.«
    »Aber, Gary«, heulte Lisa, »Lee hat doch gesagt, dass es sich gar nicht mehr ums Geld dreht. Außerdem, für was soll dieses Geld denn überhaupt gewesen sein?«
    »Das weiß nur Gott im Himmel«, stöhnte Cathy, holte tief Luft und rang um Fassung. Wehmütig schweifte ihr Blick aus dem Fenster, obwohl sie durch ihren dichten Tränenvorhang draußen kaum etwas erkennen konnte. »Ich kann’s kaum glauben, dass dein Bruder heute nicht hier ist, um dich spielen zu sehen. Gott sei Dank kriegt dein seliger Vater das alles nicht mehr …«
    »Entschuldige, Cathy«, unterbrach sie Stevie. »Wir müssen jetzt wirklich runter auf den Platz.«
    »Ich weiß, mein Junge. Aber vorher …«
    »Scheiße«, sagte Gary. »Vielleicht hast du Recht. Ist womöglich besser, die Polizei zu verständigen. Ich meine, falls …«
    In diesem Moment flog die Tür auf, und Lee spazierte herein.
    Einen ähnlichen Effekt hätte es, wenn, sagen wir, Jesus am Höhepunkt der Sonntagsmesse durch die Kirchenpforte geschritten käme.

    In der schlagartig einsetzenden Stille bemühte sich Lee um einen Ausdruck, der irgendwo zwischen Trotz und Nonchalance lag. Seine Augen zuckten durch den Raum und vermieden es, den verdutzten Blicken der anderen zu begegnen. Allerdings wurde seine einstudierte Lässigkeit von der

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