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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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so quatscht, ist reine Erfindung.«
    »Ah … ich überleb’s nicht, wenn sie dich nochmal einsperren, Junge«, heulte Cathy. »Da könnt ihr mich gleich in’ner Fichtenholzkiste raustragen, jawohl.«
    Die Androhung, Cathy werde das Haus der Familie demnächst mit den Füßen voran und in eine schmale Kiste gepfercht verlassen, war Lee und Gary seit Kindertagen vertraut. Bei fast jeder Form von Verfehlung hatten sie sich das anhören müssen: »Aye, ihr werdet noch sehen, wie es euch ergeht, wenn sie mich in’ner Holzkiste aus der Tür tragen.« Lee musste kurz an die Holzkiste denken, in der sein Vater gelegen hatte. Er hatte mitgeholfen, sie zum Krematorium zu schleppen. Er erinnerte sich noch, wie angenehm die glatte, kühle Maserung des Fichtenholzes an seiner
Wange gelegen hatte: Er hatte vorher eine halbe Flasche Buckfast geleert und eine phänomenale Menge von Temazepam eingeworfen. Diese großen, old-school Lutschbonbons. Richtiggehende Eier. Waren leider nicht mehr zu kriegen auf dem Markt. Hatten einen verdammt gut draufgebracht. Er wünschte, er hätte jetzt ein paar davon.
    Lee hob den Kopf seiner Mutter an und hielt ihr Gesicht sanft zwischen den Händen, während er leise zu ihr sprach. Ein wirklich seltsames Bild, Lee Irvine zu sehen, wie er jemanden sanft hielt und leise sprach. Als würde man einen Schwergewichtler beim Malen eines Aquarells beobachten, den Pinsel vorsichtig in den Boxhandschuh geklemmt.
    »Ma, hör zu. Alles ist in bester Ordnung. Die kassieren mich schon nicht ein. Ich hab meine Lektion gelernt. Komm schon, lass uns alle zusammen was frühstücken gehen, okay?«
    Während die Frauen ihre Tränen trockneten und ihre Sachen einsammelten, schlenderte Lee zum Fenster und zog die Vorhänge zurück. Hunderte von Menschen strömten, Windjacken und Pullover um die Hüften geschlungen, durch die sonnigen Straßen von Troon zum Golfplatz. Seine Augen vor dem hereinflutenden Sonnenlicht schützend, spähte Lee hinüber nach Westen, in Richtung Meer und Golfplatz, wo die Kamerakräne und Zuschauertribünen hinter den grünen Schutznetzen emporragten. Dann wandte er sich wieder der Straße zu, wobei ihn die gleißenden Sonnenstrahlen direkt ins Auge trafen. Und durch einen Flimmer von tanzenden gelben und rosa Lichtpunkten entdeckte er die Bestie. Sie rauchte eine Zigarette und blickte direkt zum Fenster hinauf, mit einem kalten, furchteinflößenden Grinsen.
    Himmelarsch, Gary, dachte Lee, tu mir ein Gefallen, und schlag heut ein paar verfickte Birdies.

54
    GEGEN 14 UHR 30, DEM OFFIZIELLEN ZEITPUNKT DES ERSTEN ABSCHLAGS in der Finalpaarung – Linklater, C. und Irvine, G. (A) – waren die Zuschauereingänge längst geschlossen. Die Veranstalter schätzten die Besucherzahl auf etwa fünfzigtausend: ein absoluter Rekord selbst für einen Finaltag. Der Großteil dieser fünfzigtausend schien sich um das erste Grün zu drängen. Die Menge stand bis auf die Straße dahinter, bevölkerte den Parkplatz und sogar die Blumenbeete vor dem Clubhaus. Marschalls versuchten verzweifelt, die Menschen hinter den Absperrungen zu halten und sie von den ausschließlich den Spielern vorbehaltenen Gehwegen zu scheuchen. Das halbe County, von kleinen Schulkindern bis hin zu den klapprigsten Rentnern, war offensichtlich versessen darauf, einen schottischen Landsmann gegen den weltbesten Golfer spielen zu sehen. Kinder schaukelten auf den Schultern ihrer Eltern, Papp-Periskope wogten auf und ab. Viele Gesichter waren mit dem Andreaskreuz oder in Braveheart -Manier tiefblau bemalt.
    Hinter einer Vorhut, bestehend aus Vertretern des Golfclubs St. Andrews, zwei Polizisten, seinen Bodyguards und seinem Caddie Snakes, schlenderte Calvin Linklater aus dem Clubhaus. Die Menge drehte schier durch: Schreie, Johlen, Pfiffe; Hände und Kinder wurden ihm entgegengestreckt, um Körperkontakt herzustellen. Linklater nahm diesen Empfang lächelnd, nickend und mit einem kurzen Tippen gegen seine Schirmmütze zur Kenntnis. Aber in Wahrheit war er längst nicht mehr anwesend. Dieser Tumult war für ihn bereits so weit weg wie die Wellen,
die ein paar Hundert Meter entfernt gegen die Klippen donnerten.
    Stevie und Gary, die sich verspätet hatten, trabten gerade im Laufschritt an der Seite des Clubhauses entlang, als der Begrüßungsapplaus für Linklater aufbrandete. Sie blickten sich gegenseitig an. »So ein Mist«, stöhnte Gary. »Ganz ruhig«, erwiderte Stevie, während sie um die Ecke bogen. Und kaum gerieten sie ins

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