Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
Vom Netzwerk:
ich würde mich vom Internet fernhalten …« Unter dem Klappern der Tassen und Unterteller hörte sie ein Geräusch und drehte sich um. Gary weinte.
    Weinen war gar kein Ausdruck. Er war völlig am Boden zerstört.
    »Hey«, sagte April und setzte sich neben ihm auf das schmale Einzelbett. »Hilft doch alles nichts.« Als er mit dem Kopf in den Händen weiterschluchzte, legte sie den Arm um ihn.
    »Ich … ich … ich …«, stammelte Gary, versuchte einen Satz anzufangen, wurde aber wie ein Fünfjähriger, dem himmelschreiendes Unrecht widerfahren ist, immer wieder von heftigen Schluchzern daran gehindert. »ICH … BIN EIN FREAK!«, platzte er unter einem weiteren Schwall Tränen heraus.
    »Nein. Das bist du nicht. Du hast eine … einen neurologischen Defekt.«
    »Bin ich doch!«
    »Beruhig dich, atme tief durch.« Sie drückte ihn.
    »Zuerst fand ich es toll … den Unfall.« Er hatte seine Atmung wieder unter Kontrolle. »So Golf zu spielen, wie ich es auf einmal konnte. Aber jetzt … das Tourette, das beschissene Klü-Klüver-Bucy. April, ich wollte mir vor Hunderten von Leuten einen runterholen!«
    Genau genommen waren es, wenn man die TV-Live-Schaltungen und das, was bei Youtube zwangsläufig an Filmen hochgeladen wurde, zusammenrechnete, wohl eher Millionen von Leuten, dachte April. Sie drehte sich ein wenig, so dass sie ihn
ansehen konnte. Da er lag, schaute nun zugleich ängstlich und erwartungsvoll zu ihr auf. Es war der gleiche Blick, mit dem er gelegentlich in den Himmel sah, wenn ein Schlag ein wenig danebengegangen war. April fuhr mit dem kleinen Finger über die Kuhle in seiner rechten Schläfe und die beschädigte Arterie darunter. Die Blutung, die sie beide hier an diesen Ort geführt hatte. Mit der anderen Hand strich sie sein Rückgrat hinauf bis in seinen Nacken, dann zog sie sein Gesicht zu sich heran. Ihre Lippen trafen sich, und sie küsste ihn – erst ganz sanft, dann ein wenig heftiger – und nahm seine Oberlippe zwischen ihre Zähne. Die Erektion in Garys Hose, die inzwischen eigentlich gar nicht mehr wegging, nahm noch an Intensität zu. Dann zog er sich plötzlich von ihr zurück.
    »Ich kann nicht, April.«
    »Hä?« April war überrascht, wie schwer sie atmete.
    Gary hob die rechte Hand, den dicken goldenen Ring. »Es wäre Pauline gegenüber nicht fair.«
    »Aber … sie hat dich verlassen. Oder nicht?«
    »Entschuldige. Ich mag dich wirklich, aber … ich muss versuchen, meine Ehe zu retten.«
    Wow. So was gibt’s wirklich noch?, staunte April.
    Ein kurzes, entschiedenes Klopfen an der Tür. »Das wird Stevie sein«, sagte April. »Hier.« Sie reichte ihm ein Päckchen Taschentücher vom Nachttisch, bevor sie »Herein« rief.
    »Überraschung!«, sagte Pauline, die strahlend den Kopf durch die Tür steckte. Ihr Strahlen hielt sich exakt so lange, wie sie brauchte, um zu registrieren, dass dort ein junges, attraktives Mädchen neben Gary auf dem Bett saß.
    »Pauline!«, näselte Gary durch das Taschentuch.
    »Hi!«, sagte April und ließ sich bewusst Zeit mit dem Aufstehen.
    »Hallo«, erwiderte Pauline, deren anfängliches Strahlen nun einem kalten und ablehnenden Lächeln gewichen war.

    »Das ist April«, sagte Gary. Er machte Anstalten aufzustehen, überlegte es sich dann aber anders. »Sie schreibt für den Daily Standard . Wir waren gerade bei einem Interview.«
    »Erfreut Sie kennenzulernen«, sagte April, stand auf und reichte ihr die Hand. Pauline ergriff sie für einen Sekundenbruchteil mit einem schlaffen Händedruck, ließ sie aber sofort wieder los, als hätte sie sich daran verbrannt, bevor sie auf Gary zuging. »Ich war auf dem Golfplatz. Dort haben sie mir erzählt, was passiert ist und wo du bist. Geht es dir gut, Liebling?« Sie stand vor ihm und legte ihm die Hand auf die Stirn.
    »Aye. Alles in Ordnung. Bloß ein wenig Kopfschmerzen.«
    »Entschuldigen Sie, Avril«, sagte Pauline und drehte sich um.
    »April.«
    »Tut mir leid, April, aber ich würde jetzt gerne mit meinem Ehemann reden. Allein.«
    »Oh, selbstverständlich«, antwortete April. »Ich muss ohnehin los. Sonst verpass ich noch die Deadline. Wir sehen uns später Gary, okay?«
    »In Ordnung. Danke, April.«
    »Deadline«, äffte Pauline April angesäuert nach, als sie zur Tür raus war. »Die hält sich wohl für ganz was Tolles, was?«
    »Sie ist in Ordnung«, sagte Gary betont beiläufig. »Wie kommt’s, dass du …« Vom Golfplatz auf der anderen Straßenseite ertönte ein ungewöhnlich

Weitere Kostenlose Bücher