Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs
Silbertabletts türmten sich frisches Gebäck und Croissants, flankiert von gewaltigen Thermoskannen mit Tee und Kaffee.
April, die immer sofort nagenden Hunger verspürte, wenn sie nervös wurde, legte gerade ein drittes Würstchen auf ihren Teller, auf dem sie sich bereits ein komplettes englisches Frühstück zusammengestellt hatte. Da entdeckte sie ein Stück weiter oben am Büfett Pauline. Es war noch nicht ganz sieben Uhr früh, und April war nicht dazu gekommen, sich die Haare ordentlich zu bürsten. Außerdem war sie nach dem Aufstehen einfach in ihre alten, zerknitterten Kleider vom Vortag gesprungen – Jeans und Fleecepullover. Pauline dagegen wirkte, als schneie sie gerade von einem Wellness-Wochenende herein. Sie war perfekt frisiert und geschminkt, und ihre pink lackierten Lippen glänzten im rötlichen Schein der Wärmelampen über dem Büfett.
»Hallo«, sagte April, als sie sich neben sie stellte. »Gut geschlafen?«
»Ach, hallo«, erwiderte Pauline und ließ sich zu einem schlappen Lächeln herab. »Nicht wirklich, wenn ich ehrlich bin. Er war ein Alptraum. Er ist die ganze Nacht durchs Haus gegeistert.«
»Tja, die Nerven. Oh.« April kehrte Pauline kurz den Rücken zu, als sie Lawson in der Nähe vorbeikommen sah. »Hallo, Donald! Bist wohl am Verhungern?« Sie nickte in Richtung des Tellers,
den Lawson mit beiden Händen umklammerte, und gegen den Aprils Frühstück nichts weiter als ein Appetithappen war. Zusätzlich zu Speck, Würstchen, Eiern, Black Pudding, Nierchen, gegrillten Tomaten, Pilzen, Bohnen und Kartoffelecken hatte er auf den Rand des Tellers noch süßes Gebäck gestapelt. Als kleines Dessert, vermutete April.
Lawson grunzte, ignorierte ihren Sarkasmus und fragte: »Wie geht’s deinem Jungen heute Morgen?«
»Das hier ist übrigens seine Frau.« April deutete auf Pauline. »Pauline Irvine, Donald Lawson.«
»Hi.« Pauline lächelte.
»Freut mich, Sie kennenzulernen. Und ein kleiner Tipp von mir: Seien Sie sehr vorsichtig mit dem, was Sie dieser Reporterin hier anvertrauen.« Mit diesen Worten setzte er seinen Weg fort.
»Sollen wir?« April deutete auf einen Zweiertisch in der Nähe. Pauline zögerte einen Moment, blickte sich suchend im Zelt um, musste aber feststellen, dass sie außer April hier absolut niemanden kannte.
Sie setzten ihre Tabletts ab. Pauline hatte auf ihres vier Träubchen, eine Banane und eine Tasse Pfefferminztee geladen.
»Keinen Hunger?«, erkundigte sich April.
»Oh, ich esse morgens immer nur Früchte. Allerhöchstens ein bisschen Porridge dazu.« Pauline musterte im Gegenzug Aprils Tablett. »Gott, wie um aller Welt bleiben Sie nur so schlank?«
»Keine Ahnung«, erwiderte April, klemmte ein saftiges Stück Bacon auf eine Toastscheibe und stippte damit mitten in das Gelbe eines fettig glänzenden Spiegeleis. »Ich kann essen, was ich will, und nehme komischerweise kein Gramm zu.«
»Wow«, sagte Pauline, nippte an ihrem Kräutertee und dachte: Was für eine blöde, unsympathische Kuh.
»Tja, ist schon eine ziemlich unglaubliche Story, oder?«, bemerkte April kauend.
»Was meinen Sie?«
»Ihren Ehemann. Ein Amateurspieler wird am Kopf getroffen, und als er wieder aufwacht, kämpft er am letzten Tag der Open mit der Nummer eins der Welt um den Sieg. Könnte man ein großartiges Buch drüber schreiben.«
»Glauben Sie?«
»Aber sicher. Bücher über sportliche Triumphe? Verkaufen sich wie warme Semmeln.«
»Wie … ich meine, wie viel Geld würde man für so was kriegen?«
»Hängt davon ab«, erwiderte April, während sie vorsichtig auf einem Bissen heißer Wurst herumkaute. »’ne Menge jedenfalls. Und wenn er gewinnt? Dann wird’s regelrecht astronomisch.«
»Ist das wahr?«, flötete Pauline.
»Klar doch. Und dabei bleibt’s nicht.«
»Also, ich habe gehört, der Gewinner erhält … waren es 750 000 Pfund?«
»Und das ist noch längst nicht alles. Er hat Gratiszutritt zu Clubs und Sportbällen und wird umsonst mit Kleidung, Taschen und Bällen ausgestattet. Dazu kommen die Honorare für Auftritte bei Turnieren, Werbeveranstaltungen, für Lehrbücher, Beiträge in Magazinen. Ich schätze, alles in allem reden wir hier sicher über eine Million Pfund.«
»Ganz im Ernst?« Pauline tat ganz unschuldig, umklammerte aber gleichzeitig ihre Tasse so fest, dass sie befürchtete, sie könnte zersplittern.
April blickte auf. Ein Tropfen Eigelb glänzte auf ihrer Unterlippe. »Sind Sie okay, Pauline?«
»Nur ein bisschen …
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