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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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für« zu Ohren kommen. Eine Floskel, die sie und seine Tanten in den letzten Jahren irgendwo aufgeschnappt hatten und von der sie nun, mindestens so inflationär wie unangebracht, Gebrauch machten.
    Als sie die Bestellung aufgegeben hatten – Steak und Pommes frites für Gary, Bolognese für Cathy – und an ihrem Wein nippten, fiel Gary der distanzierte, finstere Blick seiner Mutter auf. »Also gut, was ist los, Mum?«
    »Gar nichts.«
    »Komm schon.«
    »Ich … och, ich mach mir bloß Sorgen um deinen Bruder, mach ich mir.« Ein interessanter Aspekt an Cathys Ayrshire-Dialekt war die doppelte Bestätigung: eine, der gerade getroffenen Aussage folgende, zusätzliche Bejahung. Diese Technik hatte auch eine negative Entsprechung: »Hab ich mich nicht für interessiert, nee, hab ich nicht.« Das Satzanhängsel diente dazu, die Aufrichtigkeit des Gesagten zu unterstreichen, auch wenn es in der Regel auf Aussagen folgte, deren Glaubwürdigkeit kein vernünftiger Mensch jemals in Zweifel gezogen hätte, etwa: »Ich mag’s nicht, wenn’s kalt ist, nee, mag ich nicht.«
    »Herr im Himmel. Was hat er denn jetzt schon wieder angestellt?«
    »Och, gar nichts … ich mach mir bloß Sorgen, was aus dem Jungen mal werden soll. Er hat immer noch keinen Job. Er hat drei kleine Mäuler zu stopfen. Ich könnt’s nicht verkraften, wenn er wieder auf die schiefe Bahn geraten tät. Und am Ende … wieder weggehen müsste.«
    »Weggehen« war Cathys Euphemismus für »Gefängnis«. Lee Irvine. Harter Kerl. Durchgeknallter Kerl. Garys älterer Bruder hatte drei Jahre in Saughton gesessen, für die unrühmliche Rolle, die er bei dem vermasselten Raubüberfall auf einen
Juwelier in Edinburgh gespielt hatte. Seit man ihn vor sieben Jahren wieder auf freien Fuß gesetzt hatte, machte er erfolgreich einen weiten Bogen um jegliche Form von ehrlicher Arbeit, die ihm ein regelmäßiges Einkommen garantiert hätte. Stattdessen jobbte er mal hier, mal da und verdiente sich sein Geld auf Baustellen, durch den Handel mit Altmetall oder mit Second-Hand-Artikeln fragwürdigen Ursprungs. Gary und Lee vollbrachten das Wunder, innerhalb einer Stadt mit gerade mal 20 000 Einwohnern zwei Leben zu führen, die sich nicht im Geringsten überschnitten. Mal abgesehen davon, dass Lee sich hin und wieder etwas Geld von Gary schnorrte (»Danke, Kleiner«), bekam Gary nicht viel von seinem Bruder mit. Allein die Vorstellung, einen der Pubs aufzusuchen, die Lee besuchte – das Boots, das Cross, oder das Bam -, ließ Gary erschaudern. Er sah zu, nicht allzu viel Zeit darauf zu verwenden, über die Einkommensquellen seines Bruders nachzudenken. Aber es gab einen Aspekt im Leben seines Bruders, um den Gary ihn beneidete. Sicher, Garys Nichte und seine Neffen – Delta, Styx und Amazon – waren fürchterlich verzogene Blagen und hatten keinerlei Benehmen, aber zumindest standen sie ihren Eltern da in nichts nach.
    »Er scheint doch alles im Griff zu haben. Er macht das schon, Mum.«
    »Aye, was mir Sorgen bereitet, mein Sohn, ist, wie er es macht.«
    »Komm schon, hör auf damit. Erzähl mir lieber, wie dein Ausflug nach Glasgow mit Tante Sadie war?«
    »Och, sie macht mich noch wahnsinnig, macht sie mich!« Cathy war dankbar für die Ablenkung. Ihr Tonfall hellte sich auf, und ihr Lächeln kehrte zurück. »Die hat doch’nen Sprung in der Schüssel. Sie hat gesagt, sie holt mich um halb neun ab, damit wir nach Glasgow rein nicht in die Rushhour geraten. Hat sie mir fest versichert.«
    Wenn seine Mum erst mal im Tratschmodus war, brauchte Gary sich nicht mehr aufs Zuhören zu konzentrieren, sondern
konnte auf Auto-Aye schalten und sich überlegen, was er mit dem Rest des Tages anfangen sollte.
    »… denn, weißt du, auf der Kingston Bridge ham sie ja neuerdings diese riesige Baustelle. Aber gleich so was von’ner Baustelle.«
    »Aye.«
    In spätestens einer Stunde bist du hier fertig … dann geht’s ab nach Hause, umziehen.
    »Naja, tut ja nix zur Sache. Jedenfalls, ich hock da, trink mein Käffchen und hoff, dass sie bis halb elf endlich auftaucht. Denn falls sie bis dahin nicht auf der Matte steht, sind wir erst zur Mittagszeit dort, und dann müssen wir ja vorm Einkaufen erst mal essen – du weißt ja, was mit deiner Tante Sadie passiert, wenn sie nix im Magen hat …«
    »Aye.«
    Gegen drei Uhr kannst du auf der Driving Range sein …
    »… schließlich taucht sie also auf und, was soll ich sagen, sie ist mit den Nerven völlig am Ende. Ich konnt’s

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