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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Der Amazonas war der Fluss, an dem all diese durchgeknallten Kaffer lebten, die kein Schwanz je zu Gesicht bekommen hatte. Den Styx kannte er nicht, aber Lisa beteuerte, dass sie irgendwo gelesen hatte, es gäbe ganz bestimmt einen Fluss, der so hieß. Vielleicht in Australien oder so.
    Amazon brach in Tränen aus.
    »Hab ich’s dir nicht gesagt!«, schimpfte Lisa.
    »Scheiße, dann wasch sie doch endlich ab!«, erwiderte Lee, warf die Puppe weg und ging um die beiden herum zur Haustür.
    »Wohin gehst du?«, fragte Lisa.
    »Hab ich dir doch erzählt. Ich hab’nen Termin.«
    »Termin?«, schnaubte Lisa ihn an. »Termin in meinem Scheißarsch!«
    »Um Himmels willen, Lisa, lass gut sein. Ich bin spät dran.«
    »Und bei wem hast du’nen Termin?«
    »Das geht dich’nen feuchten Dreck an, klar?«
    »Okay! Dann verpiss dich doch einfach.«

    »Leck mich!«
    Lee schlug die Tür hinter sich zu und eilte den gepflasterten Pfad zur Straße hinunter. Verfickte Lisa, was war bloß los mit dem Mädchen? Nonstop Gejammer. Und ein schlechtes Gedächtnis hat sie auch noch, dachte Lee, während er seine Taschen nach Zigaretten durchsuchte. Es war noch gar nicht so lange her, dass er mit ein paar Tausendern in der Tasche nach Hause gekommen war: kurz vor Weihnachten, als er diesen kleinen Job drüben in Ardrossan erledigt hatte. Halt, warte mal. Das war das Weihnachten vor dem letzten Weihnachten gewesen. Ehrlich gesagt waren sie schon eine ganze Weile knapp bei Kasse. Lisa fragte ihn ständig, wann er endlich wieder arbeiten würde und so’nen Scheiß. Sie verwandelte sich in seine bekackte Mutter.
    Als er feststellte, dass er keine Zigaretten mehr hatte, blickte er auf seine gefälschte Armbanduhr. Viertel nach eins. Wenn er sich beeilte, konnte er sich noch mit Sammy treffen. Er würde eine Runde zahlen, Sammy die nächste, und danach würde Lee auf seine üblichen Ausreden zurückgreifen. Vielleicht sollte er versuchen, Sammy die erste Runde zahlen zu lassen, dann könnte er die zweite zahlen, und Sammy womöglich sogar noch ein drittes Pint abluchsen. Irgendetwas in Lees Innerem verübelte es ihm, loszuziehen und die letzten vier Pfund, die er (oder besser: sein Sohn) in dieser Welt besaß – zumindest, bis nächste Woche der Scheck von der Sozialhilfe kam -, dafür auszugeben, jemandem beim Nörgeln zuzuhören. Aber er musste Sammy dringend versichern, dass alles in Ordnung war. Von seinem frustrierenden Morgen im Wald vielleicht mal abgesehen.
    So viel ist klar, sagte sich Lee, wer nichts wagt, der nichts gewinnt.

6
    DIE DRIVING RANGE: EINE VON FLUTLICHT DURCHDRUNGENE ZITADELLE konzentrierter Qualen, in der die Verdammten sich sammelten, um sich kollektiv und sprachlos zu martern. Eine Sprachlosigkeit, die bloß vom Sausen und Klacken unterbrochen wurde, das die Balatakugeln verursachten, die auf Metalldriver prallten. Vom Zischen und Knirschen sich in Kunstrasenmatten bohrender Eisen, von seltenen gequälten Stoßseufzern oder geknurrten Flüchen und dem noch selteneren Pfeifen der Anerkennung, wenn die Götter des Golfsports sich herabließen, für einen kurzen, süßen Moment mit einem der armen Trottel in Verbindung zu treten. Gerade lang genug, um sicherzustellen, dass dieser nicht vom Glauben abfiel und wiederkam.
    Die Range, die Gary bevorzugte, lag oben bei Sone Cairn, gleich hinter der Umgehung. Sie war vor vier Jahren gebaut worden, um die unendlichen Massen der Golfamateure zu versorgen, die ständig auf der verzweifelten Suche nach Möglichkeiten waren, sich neue Schmerzen zuzufügen. Achtzehn Flutlichtboxen überblickten den grünen Rasenstreifen, hundertfünfzig Meter breit und knapp unter dreihundert Meter lang. Das hintere Ende markierte ein rotes Metallschild, auf dem in weißen Buchstaben »250 Meter« geschrieben stand. Bei zweihundert, hundertfünfzig und hundert Metern standen zusätzliche Schilder, und dann, etwa auf der Höhe von fünfzig Metern, die kleinen Netze in der Größe einer Motorhaube, um Übungschips hineinzuschlagen. Die rostende Karosserie eines alten Land Rovers thronte mitten auf dem Rasen: ein Fun-Target, dessen Blech
ab und an schepperte, wenn ein Ball vom Dach oder den Türen abprallte. Tausende von Golfbällen lagen über die gesamte Range verstreut. Fast jeder dieser kleinen weißen Punkte auf dem Grün repräsentierte die gescheiterten Hoffnungen eines Wahnsinnigen.
    Gary wollte an seinen langen Eisen arbeiten. Eisen drei und Eisen vier: für die meisten Amateurspieler die

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