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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Sozialismus alles andere als ein Kostverächter oder Miesepeter. Er wusste einen ordentlichen Arsch genauso zu schätzen wie jeder andere Marxist, und er stellte dementsprechend auch gar nicht infrage, dass Paulines Hintern ein Prachtstück war. Aber man entscheidet sich ja nicht, den Rest seines Lebens mit einem Paar Hinterbacken zu verbringen, oder? Stevie konnte über Paulines Status- und Geldgeilheit hinwegsehen. Darüber, dass man jedes Mal, wenn sie jemanden kennenlernte, bemerkte, wie sie dessen Schuhe, Uhr und Kreditkarte musterte, als würde sie alles gedanklich in ein Computerprogramm eingeben: WindowsVermögensKalkulator 10.9. Auch darüber, dass sie sich für kaum etwas interessierte, das über Prominentenklatsch und Mode hinausging. Was Pauline in Stevies Augen aber letztendlich
untragbar machte, war ihr Sinn für Humor. Sie hatte nämlich keinen. Nicht den geringsten. Da war gar nichts. Nicht. Einmal. Ein. Fünkchen. Sie war einer dieser Menschen, die etwas wirklich Lustiges tatsächlich mit den Worten »Das ist lustig« kommentieren mussten.
    Stevie betrachtete Gary, wie er in die Bierpfütze in seinem Glas starrte. Sein Freund führte, so dachte Stevie, genau die Art Leben, die großartig war, wenn es einem gutging, und entsetzlich, wenn nicht. In solchen Fällen lenkte man sich damit ab, sein Golfhandicap zu verbessern. Wie vermittelte man das? Was sagt man, wenn einem der beste Freund zitternd seine dunkelsten Ängste anvertraut?
    »Das Gleiche nochmal?«, fragte Stevie.
    »Aye, danke, alter Junge.«
     
    Während sich Stevie zum Tresen aufmachte, setzte unweit davon der graue Lastwagen den Blinker, als er am Stone-Cairn-Kreisverkehr die Umgehungsstraße verließ und an der dritten Ausfahrt nach Ayr abbog. In Richtung Oklahoma Dan’s Discount Golf World, seinem Zielort.

10
    DER AUFSTIEG DES KRAKEN.
     
    Alec Campbell bog auf den Parkplatz eines kleinen Industriekomplexes am nördlichsten Zipfel von Ardgirvan ab, bestehend aus einem Dutzend unscheinbarer Gasbetongebäude, von denen bloß vier in Benutzung waren: eine Garage, eine Firma namens Ayrshire Keramik, die modische Kacheln produzierte, eine Firma für Doppelverglasungen sowie das Gebäude, das Ranta gehörte und hauptsächlich genutzt wurde, um gewisse Dinge zu lagern, die er nicht im Haus haben wollte. Auf dem Parkplatz stand nur noch ein weiteres Auto: ein großer grauer Audi, direkt vor Rantas Halle. Sie parkten gleich daneben. Als Alec den Motor ausmachte, verdeutlichte ihnen die unmittelbar hereinbrechende Hitze mit Nachdruck, dass die Klimaanlage nicht mehr lief. »Was’n Tag, hä?«, stöhnte Ranta und ließ den Sicherheitsgurt hochschnellen. Er schwitzte.
    Wie immer, wenn er sich in einem geschlossenen Raum mit seinem Vater aufhielt, wurde ihm die schiere Masse des Mannes bewusst: hundertzwanzig Kilo schwer und etwas über eins achtzig groß. Sein Haar war, obwohl er im Jahr zuvor seinen Fünfzigsten gefeiert hatte, immer noch so dicht und rabenschwarz wie das von Alec – auch wenn Rantas Schopf hier und da von feinen silbernen Strähnen durchzogen wurde. Kurz oberhalb des Kragens seines Poloshirts sah man den dünnen, rosafarbenen Wulst einer Narbe, die ihm das Messer irgendeines Lebensmüden zugefügt hatte. Damals, als der alte Haudegen sich jener
Null-Acht-Fuffzehn-Gewalttätigkeiten, die im Geschäft nun mal üblich waren, noch persönlich angenommen hatte.
    »Sind deine Schläger im Kofferraum?«, fragte Ranta.
    »Aye, Dad.«
    »Dann bring uns deinen Driver und ein paar Bälle.«
    Fernab der warmen Frühlingssonne, in der kühlen, nach Maschinenöl und feuchtem Zement riechenden Dunkelheit des Gebäudes saß, im grellen Licht dreier Neonröhren, ein Mann an einen Stuhl gefesselt. Man hatte ihm einen Kleidersack über den Kopf gezogen, und er machte komische Geräusche.
    An einem Tisch an der Wand hockten die Bestie und zwei andere Männer und spielten Karten, ohne von dem gefesselten Mann mit der Kapuze Notiz zu nehmen. Die Bestie, die im Begriff war, abzuheben, blickte auf, als Ranta zu ihnen herüberkam. »Wie geht’s, Boss?«
    »Bestens, Frank. Bestens. Wie du siehst.«
    »Dieses Sackgesicht hier hat ein verfluchtes Glück«, sagte Frank und zeigte auf Davy, einen der anderen Kartenspieler, einen jungen Kerl Anfang zwanzig. »Der Wichser hat uns über hundert Pfund abgeknüpft.«
    »Stimmt das?«, fragte Ranta. »Schön für dich, Davy, Söhnchen. Warum online zocken, wenn du es ihm direkt abnehmen kannst.

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