Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs
übers Gesicht, während Charlies Schreie von den nackten Wänden widerhallten. »Meine Eier! Oh Scheiße, meine Eier! O Gott, nein, meine Eier, Boss!«
War das wirklich nötig gewesen?
Ranta verspürte weder Wut noch Mitleid Charlie gegenüber. Er war bloß ein dummer Junge, der versucht hatte, ihn aufs Kreuz zu legen. Das war eine der Gefahren, wenn man ein Geschäft führte, bei dem man ständig irgendwelchen zweifelhaften Kleingaunern große Summen Bargeld und Unmengen teurer Drogen anvertraute. Doch Ranta wusste um den PR-Effekt, den ein gewisses Maß an Gewalt entfalten konnte. Klein-Davy hier wird heute Abend in den Pub gehen. Dort wird er ein paar Drinks kippen und schließlich versuchen, irgendeine Fotze zu beeindrucken, indem er prahlt: »Du wirst nicht glauben, was mein Boss heute mit diesem Arschloch angestellt hat …« Und die Fotze wird rumlaufen und die Geschichte herausposaunen, und nach ein paar Tagen weiß die komplette Unterwelt von Ardgirvan: Ranta Campbell hat Charlie Douglas mit einem Golfschläger die Eier weggedroschen.
Auch wenn einige Unverbesserliche nicht glauben würden, was er getan hatte, die meisten würden die Botschaft begreifen, die in Großbuchstaben verkündete: BAUT JA KEINE SCHEISSE. Das sollte die Leute eine Zeit lang im Zaum halten. Ab und an musste man etwas für seine Reputation tun. Selbst in Rantas Alter.
»In Ordnung«, rief Ranta und warf Alec den blutigen Schläger zu, wobei er sich ziemlich anstrengen musste, Charlies unmenschliches Geschrei zu übertönen. »Lass uns gehen, Alec. Du
kannst mich beim Metzger vorbeifahren. Ich muss ein paar Steaks für deine Mutter abholen. Heute Abend haben wir die halbe Stadt zum Essen da …«
Charlie wälzte sich auf dem Boden und umklammerte die Reste seines Gemächts. Als er die Hand wegzog, stellte er zu seinem Entsetzen fest, dass er eines seiner Eier in der Hand hielt, das dort, wo einmal sein Skrotum gewesen war, immer noch über ein paar klebrige Fasern, die in der ausgefransten Wunde verschwanden, mit seinem Körper verbunden war. »Davy«, fuhr Ranta über Charlies Schreie hinweg fort, »nimm dir, wen immer du brauchst, und schnapp dir Bobby Hamilton. Frank, um Himmels willen, tu dem Jungen einen Gefallen.« Ranta nickte zu Charlie hinüber. »Da platzt einem ja der Schädel.«
Ranta wandte sich ab und verschwand durch die Tür. Alec folgte ihm. Davy wischte sich immer noch das Blut aus dem Gesicht und blickte seinem Boss hinterher, zutiefst beeindruckt, dass der bei einem solchen Anblick an rohes Fleisch denken konnte.
Die Bestie nahm ihre Ausrüstung vom Tisch. Einen Werkzeugkasten aus schwarzem Plastik. Frank kniete sich neben Charlie, öffnete die Kiste, und eine penibel sortierte Sammlung von Messern, aus rostfreiem Stahl in passgerecht ausgeschnittenen Schaumstoff-Futteralen, kam zum Vorschein. Er entschied sich für ein zwanzig Zentimeter langes Schlachtermesser und beugte sich über den kreischenden Charlie. Er fuhr mit dem Daumen über seinen Brustkorb, erste Rippe, zweite Rippe, dritte Rippe: Von allem, was Frank bei den Fallschirmjägern gelernt hatte, war es so ziemlich das Einzige, was ihm immer noch von Nutzen war. Er presste die Spitze des Messers zwischen die dritte und vierte Rippe, gerade so fest, dass sie die Haut durchbohrte. Charlie verkrampfte sich.
»Mama …«, keuchte Charlie, weinend, während er noch immer verzweifelt seinen nassen, blutigen Sack umklammerte.
»Deine Mama ist nicht hier, Junge«, sagte die Bestie betont mitfühlend. »Sie ist weg und lässt sich von’nem Scheißbimbo ficken.« Das letzte Wort sprach er in breitestem Ayrshirese aus. Danach stieß er Charlie das Messer ins Herz. Charlie rang nach Luft, sein Gesichtsausdruck zeigte eher Überraschung als Schmerz. Er sah aus wie jemand, der unerwartet in einen eiskalten See gefallen war.
11
AN EINEM SONNIGEN SAMSTAGMORGEN PARKTE GARY DEN WAGEN auf dem Parkplatz, öffnete den Kofferraum und hob seine Tasche mit den Schlägern heraus.
Der Ravenscroft Golf Club, gegründet 1907, war ein öffentlicher Club. Es stand jedem Bürger frei, hierherzukommen und zu spielen, aber es gab auch rund zweihundert eingetragene Mitglieder: Golfer, die den bescheidenen Umkleideraum (einen Anbau an ein Gebäude aus der edwardianischen Ära, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg erbaut, mit Betonschalsteinen und aufgeplatztem Estrich) nutzten, in dem kleinen Speisesaal aßen und Zutritt zum Clubhaus hatten.
Das Clubhaus hatte man in den frühen
Weitere Kostenlose Bücher