Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs
werfen.
»Scheiße ey, mal im Ernst, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit?«, sagte Masterson gerade. »Eins zu einer Million? So’nen winzigen Ball beinahe – was sagtest du – dreihundert Meter weit zu schlagen? Und dann auch noch jemanden an der Birne zu treffen? Eins zu’ner Million. Wenn du mich fragst, ist dieses bescheuerte Spiel ohnehin für’n Arsch.« Masterson, der keine Seele besaß, machte sich nichts aus Golf.
Pauline drückte ihre Wange gegen den cremefarbenen Ledersitz des Mercedes und starrte auf das Walnussarmaturenbrett
und den Zigarettenanzünder. Sie hörte ihm nicht wirklich zu. Vielmehr dachte sie an ihre Kindheit und an Harriet, ihr Pony, das sie verkaufen mussten, als ihr Vater bankrottging. »Tschüss, Harriet, mach’s gut«, hatte Pauline weinend aus dem Autofenster gerufen, als der Wagen die lange Zufahrt zu den Ställen hinabfuhr.
»Ich freu mich, dass du angerufen hast, Puppe«, redete Masterson weiter. »Ich war die ganze beschissene letzte Woche völlig neben der Kappe. Scheiße, Puppe, ich hab dich wie bescheuert vermisst.«
»Ich habe dich auch vermisst«, seufzte Pauline. »Ich wünschte bloß … ich weiß, das klingt fürchterlich, jetzt wo er im Krankenhaus liegt und all das, aber ich wünschte, wir könnten richtig zusammen sein.«
»Das weiß ich, Schnuckel. Das will ich doch auch. Oder glaubst du etwa, dass ich es nicht will? Aber … wenn ich mich von Leanne scheiden lasse, wird sie mir die Hosen ausziehen. Ich kenne sie. Sie ist eine rachsüchtige Schlampe. In ein paar Jahren, weißt du, wenn die Kids älter sind, dann ist es vielleicht nicht mehr so ein Drama.«
Pauline nickte. Sie starrte immer noch auf den Zigarettenanzünder, als sie plötzlich ein anderes Bild vor Augen hatte: Sie und Gary, alt und verschrumpelt, in einer kleinen Sozialwohnung. Er sitzt im Rollstuhl, und sie füttert ihn mit irgendeiner Pampe. In ihrer Vision war Pauline schlecht gekleidet und besaß keine Kreditkarten.
Sie brach in Tränen aus.
»Oje, komm her Püppchen. Alles wird gut.« Masterson fühlte ihren Puls an seiner Leiste, als er sie in den Arm nahm. Ob es wohl unangebracht wäre …? Also nee. Aber sonst geht’s dir noch ganz gut, was? Reiß dich zusammen, Alter. Das wäre so was von daneben.
»Ich weiß, es ist schrecklich, das auch nur zu denken, und ich werde dafür vermutlich in der Hölle schmoren«, presste Pauline
unter Tränen hervor, »aber … aber … ich kann einfach nicht aufhören, mir zu wünschen, Leanne wäre, wäre …«
»Wäre was?«
Sie zog ihr tränennasses Gesicht von seiner Brust.
»Nicht da«, brachte Pauline den Satz zu Ende.
Sie blickten einander an.
Pauline warf sich ihm um den Hals, und sie begannen sich wie wild zu küssen, wobei sein dunkler, struppiger Schnauzer sie an der Nase kitzelte.
Das ist nicht gut, flüsterte eine Stimme in Mastersons Kopf. Verdammte Kacke. Ihr Mann im Krankenhaus und all das. Aber diese Stimme war sehr leise, und er hörte ihr auch gar nicht richtig zu, weil Pauline sich gerade mit zittrigen Fingern in seine Gürtelschnalle krallte.
18
GARY SPIELTE TRAUMHAFT GUT. IM HIMMEL WAR SEIN SCHWUNG sanft und voller Rhythmus, seine Eisen waren so korrekt und gradlinig geschlagen, dass es schon fast langweilig wurde, seine Drives so steil und präzise wie ein startendes Flugzeug. Als sie das neunte Grün verließen, lagen sein Dad und er neun Löcher vor Hogan und Jones.
Am zehnten Tee legten sie eine kurze Rast ein: Hogan und sein Dad zündeten sich eine Zigarette an, und Bobby Jones kaufte Snacks und Getränke bei einem Mann mit einem kleinen Imbisswagen. Gary stand etwas abseits der Gruppe und starrte zu den über Augusta verstreuten tiefen, dunklen Teichen rüber. Als er sich umdrehte, sah er, wie Bobby Jones auf ihn zukam und ihm etwas entgegenhielt. »Soda?«, fragte Jones.
»Danke, Bob.« Gary nahm die grüne Dose. Irgendetwas namens Mountain Dew. Es war kalt. »Dein Kurs hier, der ist schon was.«
»Oh, vielen Dank. Ja, mir gefällt’s hier.«
»Bob«, sagte Gary zögernd und fummelte an der Lasche der Dose herum, anstatt Jones anzusehen, »bist … bist du Gott?«
Laut lachend warf Jones den Kopf in den Nacken. »Jesusmaria, nein. Aber er ist Clubmitglied. Ein guter Spieler. Hin und wieder etwas temperamentvoll. Wenn es da unten blitzt und donnert, hat er in der Regel einen Vier-Meter-Putt vergeigt.«
»Es kann einen wirklich dazu treiben, die Beherrschung zu verlieren, stimmt’s?« Gary sah zu seinem
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