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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Mann«, erwiderte Ben Hogan. »Was zur Hölle sind Stone Roses?«
     
    »Es tut mir leid, aber Sie müssen das ein bisschen leiser machen.«
    Es war die ältere Schwester mit den roten Haaren, diejenige, die Stevie so mochte, weil sie ihn gefragt hatte, ob sie ihm einen Kaffee bringen könne, als er den ersten Abend hier verbracht hatte. »Entschuldigen Sie, Schwester. Ich habe bloß …«
    Stevie griff nach seinem schneeweißen iPod und fuhr mit dem Finger über den Lautstärkeregler, bis die Musik nur noch Hintergrundbeschallung war. Die kleinen Lautsprecher hatte er zu beiden Seiten von Garys Kopf auf den Nachttischen aufgestellt. Scheiß Apple, verfickter Steve Jobs, dachte Stevie. Selbstherrliche Hippiefresse von einem abgewichsten Großkapitalisten. Trotzdem, die komplette CD-Sammlung rund um die Uhr in der Tasche? Dagegen wusste selbst er wenig zu sagen.
    »War das ein Lieblingslied von ihm?«, fragte die Schwester.
    »Um ehrlich zu sein, nein«, antwortete Stevie, stand auf und streckte sich. »Ich versuche, ihn auf die Palme zu bringen, ihn wachzuärgern.«

    »Ein schöner Freund sind Sie …« Lachend verließ die Schwester das Zimmer.
    Das zweite Album der Stone Roses war für eine der wenigen Male verantwortlich gewesen, bei denen sie sich ernsthaft in die Haare kriegten: Gary hatte damals die Position vertreten, es wäre mindestens so enttäuschend wie ihre Entdeckung, dass Miss Kirk, ihre dreiundzwanzigjährige blonde Englischlehrerin, eine Konservative war. Während Stevie, der immer schon Gefallen daran fand, seine Hand zu heben und »einen Augenblick« zu rufen, wenn sich ein Konsens abzeichnete, beschloss, dass die Platte durchaus ihre reizvollen Momente hatte. Diese eine Nummer zum Beispiel, »Ten Storey Love Song«, sei um keinen Deut schlechter als irgendetwas auf dem ersten Album. »Quatsch«, hatte Gary gesagt. Das war jetzt fast fünfzehn Jahre her, und nach drei oder vier Bieren konnten sie sich auch heute noch darüber streiten. Es war eine dieser Meinungsverschiedenheiten, die halfen, eine Freundschaft zu formen, von der beide Parteien hofften, sie möge niemals enden.
    Stevies Blick schweifte durch das leere Krankenzimmer. Dann stand er auf und schloss die Tür. Er ging zurück zum Bett und sah herab auf seinen besten Freund, dessen Brust sich im schwerfälligen Rhythmus eines Menschen hob und senkte, der ganz tief schlief. Er konnte nicht das leiseste Zucken der Augenlider ausmachen. Stevie strich mit der Hand über Garys Arm, entlang des Schlauchs, der ihn mit Glukose versorgte, und schluckte. Das würde nicht einfach werden: Stevie glaubte nicht an einen Gott. Gefühlsausbrüche, wie die von Cathy, lagen ihm gar nicht. In den letzten zehn Jahren hatte er bloß einmal geweint, als Celtic in Sevilla in der Nachspielzeit das 2:3 kassierte.
    »Ähm … hör zu, Gary, also, äh, scheiße, ich fühl mich wie der letzte Arsch.« Der Humor machte es ihm leichter zu sagen, was er glaubte sagen zu müssen. »Mir ist schon klar, dass du mich nicht hören kannst, aber da scheiß ich doch drauf. Ich …« Ihm
war gerade klargeworden, dass er eigentlich zu sich selbst redete, dass es da Dinge gab, die er sich über seinen Freund sagen hören musste. »Ich dachte bloß gerade, vielleicht hast du ja doch Recht. Second Coming … ist wirklich nicht so doll, oder? Okay, von ›Tears‹ und ›Love Spreads‹ und vielleicht ›Tightrope‹ mal abgesehen, aber im Großen und Ganzen ist es einfach eine mittelmäßige Led-Zeppelin-Kopie, stimmt’s? Und … iiihh«, aus Garys Hand, die nun warm in der seinen lag, ragte am Handgelenk ein verstörender Fremdkörper: das Kunststoffventil, welches in der Schlagader steckte. »Das ist ja so …« Stevie versuchte zu lachen, aber es war zu spät, etwas anderes bahnte sich bereits seinen Weg. Er saugte an seiner Unterlippe, biss darauf herum. »Wach um Gottes willen einfach auf, Alter.«
    Und da kamen sie, Stevies Tränen, und absolvierten ihren ersten Auftritt seit dieser furchtbaren Nacht im Estadio Olimpico.
     
    Sie parkten auf einem abgelegenen kleinen Parkplatz zwischen den Dünen am Ende des Strandes. Ein ungemütlicher Wind, das erste schlechte Wetter seit ein paar Wochen, wühlte die Irische See zu einer von schäumenden weißen Brechern gekrönten, schiefergrauen Masse auf. Möwen kämpften schwankend darum, ihre Position zu halten, und gelegentlich riss eine Böe einen der Vögel mit, um ihn mit dramatischem Gestus gegen den dunklen Nachmittagshimmel zu

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