Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs
Vater herüber, der an der Tee Box mit Hogan scherzte.
»O ja, das kann es, mein Sohn. Und ob es das kann.«
Einen Moment lang standen die beiden Männer schweigend da und starrten in den Teich. Im schwarzen Wasser blitzte etwas auf, etwas Grau-weißes und ziemlich Gewaltiges. Gary dachte, er hätte ein Auge gesehen. Zähne. Er sah zu Bobby herüber.
»Hast … hast du da drin gerade einen Hai gesehen?«
Bobby Jones blickte ihn irritiert an.
»Mann, das ist kein weiser Hai, sondern ein weißer Hai, oder?«, sagte Stevie zu Lee. Sie saßen auf Plastikstühlen am Fußende von Garys Krankenbett. Pauline, Cathy und Garys Tante Sadie, Cathys Schwester, saßen in den bequemeren Stühlen am Fenster. Sadie trug einen taubenblauen Velours-Freizeitanzug, Cathy ein ähnliches Modell in schwarz. »Im Ernst«, fuhr Stevie fort, »warum sollte jemand ›Hilfe, der weise Hai ist hinter uns her!‹ rufen. Stimmt’s?«
»Aye, also gut, verdammte Kacke nochmal, weil der Hai halt so heißt!«, erwiderte Lee.
»So? Der Hai sagt doch an keiner Stelle ›Hi, ich bin übrigens der weise Hai‹, oder? Er sagt übrigens auch nirgendwo ›Hi, ich bin der weiße Hai‹.«
Unverschämter, fetter Pisser, dachte Lee. Wenn sein kleiner Bruder nicht da im Bett liegen würde, hätte er dem Wichser längst den Kiefer zertrümmert. »Scheiße, du hast doch keine Ahnung.«
» Der weiße Hai ist der Name des Films , nicht der des Haies.«
»Um Himmels willen, wen kümmert’s?«, sagte Pauline und griff nach ihrer Handtasche. »Ich krieg schon Kopfschmerzen wegen euch.«
»Genau, halt’s Maul, du blöder Sack«, schnauzte Lee, dankbar für die vermeintliche Unterstützung.
»Touché«, sagte Stevie.
»Jungs! Jetzt reicht es aber!«, rief Cathy und blickte von ihrem Buch auf, einem dicken Schinken, passenderweise Mit der Kraft einer Mutter betitelt.
»Aye«, pflichtete Sadie ihr bei, »gebt endlich Ruhe, ihr zwei!«
Lee und Stevie verstummten. Nachdem sie nun fast eine Woche Abend für Abend in diesem Zimmer eingepfercht waren und ohne Ende Kaffee aus Plastikbechern tranken, halb geschmolzene Süßigkeiten und matschige Trauben aßen, bekamen sie langsam alle einen Lagerkoller.
Gerade kramte Pauline eine Packung Schmerztabletten hervor und begann, die Pillen aus der Folie zu drücken. Sadie beäugte die Packung argwöhnisch. »Pauline, Liebchen, was hast du für diese Tabletten bezahlt?«
Pauline betrachtete die Packung. »Ähmmm …« Oje, geht das schon wieder los.
»Eins kann ich dir nämlich sagen« – Sadie hob einen Finger, den ein dicker Siegelring schmückte -, »siehst du dein Paracetamol hier?« Sie gab sich ganz besondere Mühe mit diesem Wort und reihte alle fünf Silben einzeln nacheinander: Pah-rah-zehtah-mohl. »Das ist der größte Nepp der Welt. Zwei Pfund neunundachtzig wollen die in der Apotheke für ein Zwölferpack haben. Bei Toler’s haben sie eine eigene Marke, da krieg ich vierundzwanzig Stück für neunundneunzig Pence!« Als Anfang des Jahres am Stadtrand der neue, superbillige Toler’s Discounter eröffnet hatte, war das für Tante Sadie ein Augenblick der Offenbarung gewesen. Ein Moment, so intensiv und mächtig, wie ihn keine Religion jemals bieten konnte. Als sie an jenem glorreichen Morgen im Gang mit den Tiefkühltruhen stand, in der einen schwer beringten Faust ein Ein-Kilo-Paket Hackfleisch zum Preis von ein Pfund vierunddreißig und in der anderen eine Zwölferschachtel Schokoladeneis für neunundneunzig Pence, fühlte sie sich beinahe geblendet vom Licht Gottes, das so hell auf sie herabschien wie auf Moses auf dem Berg Sinai. An jenem Tag ging sie hinaus in die Welt, um fortan Toler’s Discounter zu preisen.
»Ach, tatsächlich?« Pauline hätte eher bei Oxfam eingekauft als bei Toler’s.
»Aber ja, Kleines. Ist alles bloß Verpackung.«
Cathy ging rüber zum Bett und streichelte Garys Brauen. Mit dem Finger fuhr sie den Saum des frischen Verbandes entlang. Da musste eine kleine Narbe sein, gleich unterhalb des Haaransatzes.
Ein Husten kam von der Türe, woraufhin alle aufsahen und auf der Schwelle Auld Bert Thompson erblickten. Hinter ihm stand Billy Douglas, der nervös seine Mütze zwischen den Händen knetete.
»Hallo Cathy, Liebes«, sagte Bert. »Äh, Billy wollte gerne herkommen und …«
»Ich bin untröstlich, Mrs Irvine«, setzte Billy zur Entschuldigung an, während er sich vorsichtig in den Raum wagte. »Ich wollte doch nicht …« Jetzt erblickte er Gary, all die
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