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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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mal einer an, wer da aufgewacht ist.«

19
    IM OCHILPARK ARMS AN DER BARRHEAD ROAD WAR NICHTS LOS. Seit sie die Autobahn ausgebaut hatten und es keinen Durchgangsverkehr mehr gab, war der Pub an der alten Verbindungsstraße zwischen Ardgirvan und Glasgow die abgelegenste Kneipe im ganzen County. Masterson saß mit einem Glas Lager Top – Bier mit einem winzigen Schuss Limonade – an einem Fenstertisch, blätterte im Daily Standard und sah sich um: Ein paar alte Bauern mit schweren Bierkrügen tratschten an der Bar mit dem Besitzer – einem rotgesichtigen Kerl in seinen Fünfzigern, der derweil die Gläser polierte. Ihr Geschwätz über die Glasgow Rangers und das Pferderennen, das im Fernseher über der Bar lief, konnte Masterson bis an seinen Tisch hören. Er blickte in sein Glas und stellte fest, dass er es schon fast halb ausgetrunken hatte. Er war nervös, trank zu schnell. Besser, er ließ es etwas langsamer angehen.
    Wann hatte er den großen Mann zuletzt gesprochen? Wirklich mit ihm zusammengesessen, ihn nicht bloß von weitem gesehen, unten in der Stadt, wie er ins Bookies ging oder aus dem Bam oder Bobby kam? Vor sieben oder acht Jahren? Auf irgendeiner Hochzeit?
    Es hatte in den Siebzigern mal eine Zeit gegeben, in der sie sich fast täglich sahen. Sie waren Teenager und lebten in Wilton Terrace nur ein paar Häuser voneinander entfernt. Sie stahlen die gleichen Autos, kämpften gegen dieselben Gangs – immer abwechselnd die Cumbie Gang und die Young Apache – und brachen in dieselben Schulen, Fabriken und Häuser ein. Und
dann, wie es Freunden im Laufe der Jahre gelegentlich passiert, drifteten ihre Interessen auseinander: Masterson, der billige Teppichreste verschob, die er unten im Süden von der Ladefläche eines Lastwagens kaufte, stellte fest, dass er ein Verkaufstalent war. Ihm wurde bewusst, dass er Geld machen konnte, ohne ständig befürchten zu müssen, irgendwann im Knast zu landen. Etwa zur gleichen Zeit, irgendwann Mitte zwanzig, begriff sein Freund, dass seine wahre Begabung die Ausübung von Gewalt war. Nicht diese sporadische Freizeitgewalt ihrer Teenagerjahre, sondern das kontrollierte, strategische Zurschaustellen erstaunlicher Macht und Brutalität.
    Und da war er. Als er eintrat, bebte der Boden. Die alten Knacker an der Bar drehten sich um und ließen das Pferderennen einen Moment lang Pferderennen sein.
    Herr im Himmel, dachte Masterson, er ist sogar noch größer .
    »Alles klar, du dämliches altes Arschgesicht?«, flötete Ranta strahlend jenen in Ayrshire althergebrachten Gruß, den sich Männer zuriefen, die sich fast eine Dekade lang nicht gesehen hatten.
    »Ranta. Heilige Scheiße, siehst du gut aus.«
    »Aye, am Arsch, du Pisser. Was trinkst du da?«
    »Ähm, Lager Top.«
    »Top? Mit Limo? Geh mir weg mit der Plörre. Ich geb dir gleich top. Bück dich schon mal, dann besorg ich’s dir aber so was von top.«
    »Aye, ist ja schon gut. Dann nimm halt ein Lager.«
    »Wart mal’ne Minute.« Ranta sah auf seine Uhr, ging rüber zur Bar und blickte hoch zum Bildschirm, auf dem gerade das nächste Rennen begann. »Hey, du Kasper, sei so gut und schalt mal für ne Minute rüber zu Sky Sports .«
    »Ich werd einen Scheiß …«, hob der Wirt an. Dann drehte er sich um. Er hatte keine Ahnung, wer Ranta war, aber er wusste auf der Stelle, was er war. »… wir gucken das Rennen.« Der Satz
hatte begonnen wie eine Gewitterfront und geendet wie ein Damenpups.
    Ranta sah den Mann an und sagte: »Es läuft gerade Golf.«
    »Oh«, erwiderte der Wirt und wirkte plötzlich sehr interessiert, »ist das so?« Er drückte auf die Fernbedienung, und der Bildschirm leuchtete grün: Torsten Lathe versuchte zu putten.
    »Hast du mal reingeschaut?«, rief Ranta zu Masterson rüber. »Unser Linklater macht sich ganz gut. Ich habe einen Scheißriesen darauf gesetzt, dass er gewinnt. Aber dieser Nazi-Arsch hier, der könnte es auch noch schaffen. Wenigstens ist kein einziger englischer Spieler unter den Führenden. Was für ein unfähiges Pack.«
    Wie die meisten Menschen, die sich den Golfvirus erst spät im Leben einfangen, hatte es Ranta richtig übel erwischt. Zwar hatte er als Kind hin und wieder mal ein bisschen gespielt, aber erst ein paar Jahre später – er war losgezogen, um mit einem seiner Jungs ein paar Löcher zu spielen – gelang ihm der Schlag. Der eine Schlag, der in seiner Brust eine Glocke zum Klingen brachte: ein Eisen sechs wie aus dem Ärmel geschüttelt, das nach

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