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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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wirklich gut. Mal eben auf die Driving Range, bloß für ein Stündchen, ein paar Wedges schlagen, nichts Anstrengendes. Bloß wieder in den Rhythmus zurückfinden, ein Gefühl dafür bekommen, den Schläger zu schwingen.
    Musste ja niemand erfahren.

22
    GARY HATTE DIE DRIVING RANGE VÖLLIG FüR SICH ALLEIN.
    Er bockte seinen Bag auf den Metallfüßen auf und strich mit der Hand über die Schlägerköpfe. Welchen sollte er nehmen? Ihm war klar, dass das hier keine besonders gute Idee war, also lieber nicht übertreiben. Zu Beginn also nicht mehr als eine leichte Neun. Ein Eisen neun, der letzte Schläger, den er vor dem Unfall gespielt hatte.
    Er drückte auf den Knopf des Plastikfeldes in der Holzwand seiner Box, und mit einem leisen mechanischen Summen tauchte der weiße Ball auf seinem Gummitee aus dem Boden auf. Nach ein paar Übungsschwüngen, um seinen steifen und eingerosteten Körper wieder auf Betriebstemperatur zu bringen, entschied Gary sich für ein Ziel: den alten, verrosteten Land Rover kurz hinter der Hundertfünfzig-Meter-Marke.
    Er platzierte den Schlägerkopf hinter dem Ball. Irgendetwas war anders, als er zum Rückschwung ansetzte und der Schläger sanft nach hinten schwang, während seine Schulter auf den Ball ausgerichtet war. Da war bloß ein Hauch von einem Zögern, eine unmerkliche Pause am Höhepunkt seines Schwungs, als er begann, das Gewicht von der rechten auf die linke Seite zu verlagern, und dann peitschte der Schlägerkopf herab, schneller, als er ihn jemals geschwungen hatte, schneller als er es bisher überhaupt hätte kontrollieren können.
    Als der Schlägerkopf den Ball traf, vollzog sich der Energietransfer mit nie da gewesener Perfektion. Gary drehte sich mit,
so dass er nun im rechten Winkel zum Ziel stand. Für einen Augenblick hatte er den Sichtkontakt zum Ball verloren. Er sah nach oben. Und weiter nach oben. Noch nie in seinem Leben hatte er einen Golfball so hoch geschlagen. Der Ball schien stehen zu bleiben, über dreißig Meter hoch in der Luft, und ging dann in den Sinkflug über, geradewegs in Richtung des Autowracks. Gary sah, wie er auf dem Boden landete: vielleicht zehn Meter hinter dem Land Rover, aber in einer Linie mit dessen verrostetem Dach. Der Ball schlug auf dem Rasen auf und hüpfte noch ein paar Meter vorwärts, bevor er liegen blieb. Gary sah auf die Nummer, die in der Sohle des Schlägers eingraviert war: »9«. Einen Moment lang hatte er gedacht, er hätte womöglich doch die Sechs erwischt. Aber nein. Er schob ihn zurück in den Bag und zog den Pitching Wedge heraus. Einen Schläger, mit dem er etwa fünfzehn Meter kürzer schlagen sollte als mit der Neun. Noch ein sanfter Schwung, und wieder flog der Ball hoch und gerade. Gary hielt die Schlussposition und blickte ihm hinterher, während der Ball abwärts segelte.
    »PA-TANG!«, schepperte es blechern über die leere Range, als Garys Wedge sein Ziel fand: das Dach des Land Rovers, kaum größer als anderthalb Quadratmeter.
    Er machte es nochmal.
    Und nochmal. Und nochmal.
    Nachdem Gary das Ding sechsmal getroffen hatte, musste er sich erst mal setzen.
    Was ging hier vor? Vielleicht lag es an der unfreiwilligen Pause, daran, dass er dem Spiel so lange ferngeblieben war. Manchmal spielte man erstaunlich gut, wenn man den Ball eine Zeit lang in Frieden gelassen hatte. Man schwang den Schläger freier und unbefangener. Weil man keine Erwartungen hatte, konnte einem die ansonsten stets gegenwärtige Anspannung auch keinen Strich durch die Rechnung machen. Vermutlich war das der Grund.

    Aye, deine Mutter, sagte eine Stimme zu ihm.
    Wenn ihm mit dem Wedge, einem der leichteren Schläger in seinem Bag, solche Schläge gelangen, was für ein Ergebnis würde er dann wohl mit einem Schläger erzielen, mit dem er nicht so gut zurechtkam? Einem Schläger, mit dem er in unschöner Regelmäßigkeit zu dünn traf oder sogar Socken und Shankings fabrizierte? Einem Schläger, den er im letzten Jahr vielleicht dreimal aus der Tasche gezogen hatte?
    Einem Schläger wie – sagen wir mal – dem Eisen zwei?
    Er zog die Zwei aus dem Bag, ging in die Ausgangsposition und visierte die Zweihundert-Meter-Marke an: Zweihundert Meter, das war das Weiteste, was er je mit dem Eisen zwei geschafft hatte. Und selbst diese Gelegenheiten konnte er an einer Hand abzählen. Diesmal hielt er sich nicht zurück, sondern schlug so hart und fest zu, wie er konnte.
    Für den Bruchteil einer Sekunde dachte er, er hätte völlig

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