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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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etwas nicht stimmte, als er die Haustür öffnete und kein Bellen vernahm. Er hatte seine Golftasche im Flur abgestellt und war in die Küche gegangen. »Ben?«, hatte er in die Stille hinein gerufen. Dann hatte er es gesehen. Das einsame Blatt Papier auf dem Küchentisch, darauf Paulines mädchenhafte Handschrift. Wie viele Herzen waren auf diese Art bereits gebrochen worden? Er überflog den Text voller Panik, einzelne Wörter sprangen ihm entgegen: » Brauche ein wenig Abstand … leben uns auseinander … unglücklich …«
    Er hätte alles dafür gegeben, ihr zu erzählen, dass er es tatsächlich geschafft hatte. Dass es eben keine Zeitverschwendung gewesen war.
    Danach war er zu seiner Mutter gefahren, und da war sie nun, bekochte ihn und versuchte, ihn auf ihre ureigene Art zu trösten.
    »Brauche ein wenig Abstand«, wiederholte Cathy und las den Brief erneut, während sie Gary und sich etwas Wein einschenkte. »Dein Vater und ich waren fast dreißig Jahre zusammen. Wir haben nie ›Abstand‹ voneinander gebraucht! Hätte sie im Haus nicht genug Abstand halten können? Bei all dem Geld, das du für den Ausbau verschleudert hast?«

    »Die Zeiten – fick dich, du Fotze du,’tschuldigung, Mum – ändern sich«, sagte Gary, ohne zu wissen, was er damit eigentlich sagen wollte. Da war er also, zurück bei seiner Mutter. In dem Haus, in dem er aufgewachsen war. Sie saßen an dem kleinen Tisch hinten im Wohnzimmer und aßen zu Mittag: Grillhähnchen, zubereitet auf Cathys »Magic Griller«, so einer Art überdimensioniertem Sandwichtoaster, der dem Fleisch während des Garprozesses wie von Zauberhand sämtliches Fett entzieht – leider aber auch jeglichen Geschmack. Als Beilagen zu der fahlen, trockenen Hühnerbrust gab es Erbsen, Kartoffeln und Karotten, die Cathy scheinbar schon vor der Einführung des Dezimalsystems ins Kochwasser geschmissen hatte.
    »Und wo ist sie hin?«, fragte Cathy.
    »Sie wohnt – NUTTE! – bei ihrer Freundin Katrina.«
    »Oje, da hat sie sich ja genau die Richtige ausgesucht. Ist die nicht schon dreimal geschieden?«
    »Zweimal, Mum.«
    »Und hast du versucht, sie anzurufen?«
    »Sie hat ihr Telefon ausgeschaltet. Notgeile Schabracke, du Schlampe. Sorry.«
    »Aye«, seufzte Cathy, »das ist alles ganz schrecklich.«
    Ihre Augen wurden feucht, als sie den Blick in die Ferne schweifen ließ. »Ich bin nur froh, dass er das nicht mehr miterleben muss. Der eine von euch von seiner Frau getrennt, und der andere … Gott allein weiß, was aus dem Jungen werden soll. Kürzlich habe ich ihm wieder zweihundert Pfund leihen müssen, damit er die Raten für das Sofa zahlen kann, das sich die beiden gekauft haben. Und das war nicht das erste Mal, dass ich ihm in der letzten Zeit Geld geliehen habe, das kann ich dir sagen …«
    »Mmm«, brummte Gary, der seinem Bruder auch beständig mit nicht unerheblichen Geldbeträgen aushalf.
    »Gestern Abend, nee … das war vorgestern. Da kam er her und erzählte mir, er hätte einen Job. Zahlte mir das Geld zurück!
Zweihundert Pfund in bar. Zählte es direkt vor mir auf den Küchentisch!«
    »Was denn für einen – Mösenlappen – Job? Fischlappige Bumskuh.«
    »Er hat irgendwas von seinem Freund Scooter und dessen Reifenhandel erzählt. Dass sie einen Haufen Reifen an jemand in Glasgow verkaufen würden.«
    »Na, das ist doch gut, oder nicht?«, sagte Gary mit einem Optimismus, den er ganz und gar nicht verspürte. »Himmel, Mum, erst machst du dir Sorgen, wenn er sich Geld von dir leiht – fickentitteneier -, und dann, weil er es dir zurückgibt!«
    »Ich bin bloß … ich hab Angst, er fängt wieder so an wie früher. Hängt wieder mit diesen Junkies und Gott weiß was für miesen Typen rum. Das würde ich nicht überleben, wenn er wieder … weg müsste. Die ganze Nacht liege ich wach und stelle mir vor, wie …«
    Es folgte ein Sturzbach aus Sorge, Angst und Paranoia, verknüpft zu einem einzigen, schier endlosen rotweinvernebelten Monolog. Gary schaltete um auf Auto-Aye. Während er in der Zeitung blätterte und hin und wieder »Aye« oder »Aye?« sagte, versuchte er sich selbst davon zu überzeugen, dass sein Bruder Lee die Früchte einer Festanstellung in der Welt des Reifengroßhandels genoss.
     
    In Glasgow tippte April derweil im geschäftigen Halbdunkel der Nachrichtenredaktion die letzten Wörter ihrer Story. Einmal gegoogelt, und sie hatte den kompletten Artikel der Ardgirvan Gazette gefunden: Garys »Zwischenfall« auf dem

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