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Combat Planet: Roman (German Edition)

Combat Planet: Roman (German Edition)

Titel: Combat Planet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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und verbog es. Sie verriegelte es. Machte es kaputt. Ihre schmalen Finger waren viel kräftiger, als sie aussahen. Viel kräftiger.
    In einer Schlange stehend, wurde sie durch die Passkontrolle geschleust, und ihr Herz klopfte ungewohnt schnell. Schließlich war dies auch nur irgendein Mord gewesen, eine Tötung wie jede andere, nicht wahr? Das war ihre Beschäftigung. Sie erledigte den Job, sie machte den Job gut, sie tötete gut. Ende der Geschichte. Ende der beschissenen Geschichte.
    Sie ging an Bord des Shuttles. Wurde zu ihrem Komfort-Sitzplatz gelotst. Ihr Gesicht war ausdruckslos. Und während sie sich hinsetzte, sich zurücklehnte, zusah, wie man ein Glas Wasser vor ihr abstellte, den Kopf an der bequemen Kopfstütze abstützte und beobachtete, wie sich die Oberfläche des Wassers beim Start des Shuttles ganz, ganz sachte wellte, wanderten ihre Gedanken zurück, zurück zu dem Mädchen, zurück zu der Kugel im Kopf.
    Warum ich, Mommy? Warum hat die böse Lady mich erschossen?
    Kalte, harte Augen starrten sie an. Weil sie es tun musste, mein Liebling. Weil sie anonym bleiben musste.
    Aber ich hätte nichts gesagt, Mommy. Ganz bestimmt nicht! Wenn sie uns doch nur nicht erschossen hätte. Wenn sie uns doch nur nicht getötet hätte.
    Schsch, Liebling. Schlaf jetzt ein. Schlaf jetzt ein und … na ja, wache nie wieder auf.
    Aber warum, Mommy? Warum?
    Harte Augen. Kalte Augen. Augen, die sich in ihre Seele bohrten. Augen, die sich bis tief hinein in den Kern ihrer Existenz bohrten und feststellten, dass das Kerngehäuse des Apfels verfault und innerlich tot war. Tot. Und verloren. Nicht mehr vorhanden.
    Weil, sagte Mommy, die mit ihrem Mund vorsichtig Worte bildete, mit ihrem zermatschten Mund, ihrem zerfetzten Mund mit den zersplitterten Zähnen und der zerrissenen Zunge und den von der Kugel weggerissenen Lippen, dem Mund, der sich beim Sprechen mit Blut füllte, das ihr Kinn herunterlief und ihre geblümte Bluse beschmutzte, weil sie eine Androidin ist, und Androiden sind keine Menschen. Sie sehen aus wie Menschen, sie reden wie Menschen, aber ihnen fehlt etwas, das kein Gentechniker jemals erschaffen kann. Weißt du, sie sind eine künstlich hergestellte Sache, ein maschineller Organismus, und, meine Süße, es gibt in den Vier Galaxien keinen einzigen Genkonstrukteur, der eine Seele fabrizieren kann.
    Der Shuttleflug war ruhig, und Amba träumte von dem weißen Haus mit dem Terrakottadach. Sie marschierte auf die Tür zu, die abblätternde Tür, die blaue Tür – nur stand jetzt mitten auf dem Weg das kleine Mädchen, das sie erschossen hatte. Das Einschussloch über dem Auge des Kindes glänzte. Das Mädchen sah bleich aus wie Mondlicht. Tot wie eine Leiche.
    Was willst du?
    Ich will verstehen.
    Warum?
    Weil ich erst dann Frieden finden werde, wenn ich verstanden habe.
    Was willst du wissen?
    Warum du mich getötet hast. Warum du uns getötet hast. Wir haben dir nichts getan.
    Ich habe euch getötet, weil ich es tun musste. Um meine Stellung zu schützen als …
    Als Killer?
    Catch 22.
    Wir bewegen uns ständig im Kreis. Und keiner weiß, wo wir stehen bleiben werden.
    Amba erwachte mit einem Ruck und brauchte einen Moment, um sich neu zu orientieren. Sie schlief nur selten. Die Anarchy -Modelle kamen mit einer Stunde Schlaf alle sechzig Stunden aus. Sie blickte aus dem Bullauge des Shuttles in die endlosen Weiten des Weltraums. Amba erschauerte. Das hier war noch viel öder als die Einsamkeit ihrer Seele; viel leerer als ihre Empathie. Das hier war die Ewigkeit. Das hier war die Kälte des Todes.
    Amba fröstelte und nahm einen Kaffee von einer vorbeikommenden Drohne an, die ihr obendrein eine Thermodecke anbot, als sie ihre Körpertemperatur bemerkte. Die Drohne verweilte noch einen Moment, dann entfernte sie sich. Amba nippte an dem heißen, bitteren Getränk und wickelte sich fest in die Decke. Sie zitterte vor Kälte und fühlte sich richtiggehend krank. Was zum Teufel war nur los mit ihr?
    –Schuldgefühle?, höhnte Zi und kroch unter ihrem mentalen Steinbrocken hervor.
    –Verpiss dich.
    –Du brauchst mich.
    –Ich brauche dich wie ein Loch im Kopf.
    Zum hundertsten Mal stellte sich Amba das kleine Mädchen vor, das sie getötet hatte, und gestand sich ein, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte . Nichts machte ihr so zu schaffen. Kein Mord. Keine Massenhinrichtung. Kein Genozid. Was also war jetzt so verflucht anders? Woher zum Teufel kam diese neue Menschlichkeit?
    Ein kodderiges Gefühl kroch

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