Come in and burn out - Denglisch
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PREMIUM-DENGLISCH
Wir haben es ausgiebig gezeigt: Denglisch ist ein Eldorado für Blender, Dummschwätzer, Prahlhansel und Angeber. Denglisch ist aber auch das genaue Gegenteil: die Sahnehaube auf unserem Sprachkuchen! Wir vergeben die Preise für »The very Best of Denglisch« in drei Kategorien: 1. Klangperlen, 2. denglische Lebensweisheiten und 3. soziologische Geistesblitze.
Latin Lover
DENGLISCHE GAUMENSCHMEICHLER
Warum haben es Nonsenswörter wie Techtelmechtel, etepetete, Rambazamba oder ruckzuck in unser Alltagsdeutsch geschafft? Weil sie sich reimen! Wir lieben es einfach doppelt gemoppelt. Englisch hat nicht nur viele Selbstreimer hervorgebracht: sie ergeben dort sogar noch Sinn! Ist es also ein Wunder, dass wir sie adoptiert haben? Dreamteam, Topjob, No-Go, Jetset, Toy Boy, Brain Drain, Prime Time, Walkie-Talkie, Flower Power, Master of Desaster – das spricht sich gut, klingt gut, sieht gut aus. Deutsche Musikgruppen wie »Boss Hoss« oder die »Wise Guys« haben das Prinzip erfolgreich kopiert.
Es muss nicht immer Endreim sein. Think Tank, Sex sells, Soft Skills, Rock’n’Roll, Time Tunnel – allesamt Sprachkunstwerke. Und nicht nur durch die Alliteration. Nehmen Sie den Latin Lover. Der lateinamerikanische Liebhaber hat dieselben Anfangslaute – trotzdem fehlt jede Erotik. Der »Verein Deutsche Sprache« schlägt als Ersatz für Fast-Food Wörter wie »Schnellkost«, »Eil mampf « oder »Flinkie« vor – wozu? Fast-Food ist perfekt: zwei prägnante Einsilber, wie von Zauberhand verbunden durch die beiden F.
Englisch hat einen tollen Sound. Und das ist auch der Grund, warum deutsche Sänger so oft englisch singen – und damit Welterfolge feiern: »Ma Baker«, »Forever young«, »Cheri Cheri Lady«, »Lemon Tree«, »I feel lonely« oder »From Sarah with Love«. Probieren Sie’s mal, singen Sie englisch – es klingt sofort so, als ob Sie’s echt draufhätten!
Das Faszinierende am Deutschen ist, dass es für alle wichtigen Dinge nur eine Silbe braucht: Wort und Tat, Haus und Hof, Mensch und Tier, Mann und Frau, Gott und Tod, Hand und Fuß, Schlag und Schwert, Fleisch und Fisch, Geist und Leib, Wein und Bier.
Aber auch das Englische kennt diese prägnanten Einsilber. Und weil wir nicht so reden möchten, wie Thomas Mann schreibt, haben wir sie uns sehr früh und nachhaltig über den Kanal geholt: Substantive wie Bar, Bluff, Boom, Boss, Crack, Drink, Film, Gag, Lift, Loft, Trend, Test, Trick, Toast, Sex, Show und Sport. (Ja, auch Shit und Fuck!). Verben wie meet, run, call, watch, kill oder smoke. Adjektive wie soft, cool, fast und slow – oder die grade erst eingewanderten tight, crank und smooth. Der Slip hat eine Silbe, die Damenunterhose sechs. Man braucht keine Verschwörungstheorie, um die Liebe zum Slip zu verstehen. Und Sex spricht sich besser als Geschlechtsverkehr.
Last but not least – wie fänden Sie folgende Anmoderation auf einer Preisverleihung: »Und nun, meine Damen und Herren, der Letzte, aber nicht das Letzte …« Gut, dass es Englisch gibt! Briten verstehen einfach mehr von Höflichkeit und Charme. Darum geht es im nächsten Abschnitt.
Shit happens
DENGLISCHE LEBENSWEISHEITEN
Geduld, Höflichkeit und Bescheidenheit, die Fähigkeit zur Selbstironie, die Gabe, das Schicksal gelassen zu ertragen und in eine pointierte Geschichte zu verwandeln, Skepsis gegenüber allen Missionaren und Berufsbesserwissern, das Vermögen, die Dinge und sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, nicht einmal den Tod – es gibt unendlich viel, was wir von den Engländern lernen können. Binnen einer Generation haben sie ein ganzes Weltreich verloren. Und – jammern sie darüber? Wir dagegen verzweifeln, wenn wir bei PISA nicht unter den ersten drei landen. Und nur noch Export-Vizeweltmeister sind.
Merkwürdig: Wir Deutschen neigen dazu, den Schlüssel zur Lebensweisheit beim Dalai Lama zu suchen oder bei Indianerhäuptlingen, die vor dreihundert Jahren gelebt haben, und orientieren uns damit an Kulturen, die nicht viel mehr hinbekommen haben als Jagen, Sammeln und primitiven Ackerbau. Die Engländer haben den Rechtsstaat erfunden, die Dampfmaschine und die moderne Wissenschaft. Vielleicht sollten wir mal anerkennen, dass sie die moderne Welt von Anfang an mental besser verarbeitet haben als wir. Von Francis Bacon über John Locke bis zu Bertrand Russell. Vielleicht sickert ja über das Denglische etwas von ihrem
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