Coming Home
Megan hastig ab, doch ihr Gesicht verfärbte sich verräterisch. »Du hast wohl schon vergessen, dass er verheiratet ist, genauso wie ich«, sagte sie energisch, doch offenbar eine Spur zu heftig, denn Julie grinste nur.
»Als ob das ein Hindernis wäre.«
»Julie, hör bitte auf damit«, murmelte Megan frustriert, »es ist alles auch so schon schwer genug.«
»Hast du dich in ihn verliebt?«
»So ein Unsinn. Ja zugegeben, er sieht gut aus, er ist sehr nett, und ich mag ihn ganz gut leiden. Aber er ist mein Chef, und weder er noch ich können uns irgendwelche Dummheiten erlauben. Wir arbeiten zusammen, und dabei wird es auch bleiben.«
Nachdenklich schaute Julie die Freundin an.
»Und du denkst wirklich, dass er dich nur um diese Überstunden bittet, weil es ihm um die Arbeit geht?«
»Natürlich, was denn sonst«, erklärte Megan im Brustton der Überzeugung. »Du denkst doch nicht etwa, dass er irgendwelche anderen Absichten hat?«
»Keine Ahnung, schließlich kenne ich ihn nicht«, sagte Julie zögernd. »Aber irgendwie habe ich so das dumpfe Gefühl, dass du mit dem Feuer spielst, und ich hoffe, dass du dir nicht die Finger daran verbrennen wirst.«
Julies Worte gingen Megan nicht mehr aus dem Kopf. Während des ganzen restlichen Wochenendes grübelte sie herum, ob sie tatsächlich anfing, mehr als einen Chef oder Arbeitskollegen in David zu sehen. Gleichzeitig fragte sie sich, ob er bei diesen Überstunden wirklich irgendwelche Hintergedanken hatte, oder ob es ihm tatsächlich nur darum ging, eine willige Arbeitskraft zu seiner Unterstützung zu finden.
Doch schließlich kam sie erneut zu der Überzeugung, dass er mit Sicherheit nichts Schlimmes im Schilde führte, es gab zu viel, was dagegen sprach. Aufgrund seiner Ehe war es sehr unwahrscheinlich, dass er mit dem Gedanken an einen Seitensprung spielte, dafür würde er zu viel riskieren, und außerdem hätte er dann vermutlich sein Ziel schon etwas direkter angesteuert. Kein Mann würde sich die Mühe machen, sich über Wochen hinweg um eine Frau zu bemühen, nur um ein bisschen Spaß zu haben. Dass er irgendwelche anderen Gefühle für sie hegte, war vollkommen ausgeschlossen. Warum sollte er sich ausgerechnet in sie verlieben, wo es so viele attraktivere und hübschere Frauen in der Firma gab, abgesehen davon, dass er immerhin eine Frau hatte.
»Es ist also alles völlig harmlos«, beruhigte sie sich im Stillen, während sie sich am Montag Nachmittag wie verabredet auf den Weg zu Davids Büro machte.
Trotz ihrer Bedenken hatte Julie ihr ein Alibi verschafft, indem sie Brad erklärt hatte, dass sie zusammen ins Kino gehen würden, und zu ihrer Erleichterung hatte er ausnahmsweise einmal kein großes Theater gemacht.
David erwartete sie bereits, und wie bereits in der letzten Woche hatte sie das Gefühl, dass er sich freute, sie zu sehen.
»Ich habe Ihnen etwas mitgebracht«, sagte Megan, nachdem sie sich begrüßt hatten, und legte ihm ein kleines, mit Alufolie umwickeltes Päckchen auf den Tisch.
Gespannt öffnete er die Folie, und schaute überrascht auf die drei Stücke Kuchen, die sie auf einen Pappteller gelegt hatte.
»Kuchen – womit habe ich das denn verdient?«, fragte er lächelnd, und biss genüsslich in eines der Stücke hinein.
»Meine Tochter hatte am Wochenende Geburtstag, und es war noch so viel übrig«, erklärte Megan, und hielt ein wenig die Luft an, fragte sich, wie er auf diesen dezenten Hinweis reagieren würde.
Doch er schien nicht im Geringsten erstaunt zu sein.
»Haben Sie den selbst gebacken?«, fragte er, und biss noch einmal ein großes Stück ab.
»Ja«, murmelte sie unbehaglich, als ihr bewusst wurde, dass er vermutlich deshalb nicht allzu sehr überrascht war, weil er mit Sicherheit in ihre Personalakte geschaut hatte.
»Sehr lecker«, nickte er, und schob dann den Teller beiseite. »Leider komme ich sonst nicht in den Genuss von selbstgebackenem Kuchen«, fügte er bitter hinzu, und irritiert schaute Megan ihn an.
Bevor sie jedoch dazu kam, sich über diese Bemerkung weitere Gedanken zu machen, war er schon aufgestanden und überließ ihr seinen Platz.
»Dann wollen wir mal weitermachen – setzen Sie sich.«
Wie in der Woche zuvor saßen sie nebeneinander am PC, konzentrierten sich völlig auf ihre Arbeit, und als Megan schließlich nervös auf die Uhr schaute, waren sie beinahe fertig.
»Ich sehe schon, Sie möchten Feierabend machen«, lächelte er, als er ihren Blick bemerkte, »dann will ich Sie auch nicht aufhalten
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