Coming Home
normalerweise nicht zu tun pflegte.
War Megan schon davon völlig überrascht, so erstaunte er sie noch mehr, als sie wieder in ihr Büro hinüberging, und er sie bat, die Zwischentür offen zu lassen.
Völlig verwirrt machte sie sich wieder an ihre Arbeit, wurde ein paar Mal unterbrochen, als er zu ihr kam, um mit ihr irgendwelche Dinge zu besprechen.
Am Nachmittag saß sie an ihrem PC und versuchte händeringend, eine Excel-Tabelle mit äußerst komplizierten Berechnungen zu erstellen, als er plötzlich hinter ihr stand.
»Ich weiß, das ist etwas schwieriger. Wir machen das am besten zusammen.«
Ohne ihre Antwort abzuwarten, zog er sich einen zweiten Stuhl heran und setzte sich neben sie.
Zusammen knobelten sie nach und nach die entsprechenden Formeln heraus und trugen sie in die dafür vorgesehen Felder ein.
»Na also, war doch nicht so schlimm«, lächelte er, als sie fertig waren, »ich denke, wir haben uns eine Tasse Kaffee verdient.«
Er stand auf, holte seine Tasse aus seinem Büro, und goss dann für Megan und sich Kaffee ein.
»Wir sind ein gutes Team«, erklärte er zufrieden, und setzte sich wie am Abend zuvor auf die Kante ihres Schreibtischs. »Ich glaube, ich habe die richtige Entscheidung getroffen, ich arbeite sehr gerne mit Ihnen zusammen.«
Megan wusste überhaupt nicht, wie ihr geschah, schweigend schaute sie ihn an, schaute mitten hinein in diese grauen Augen, die sich forschend und unergründlich auf ihr Gesicht geheftet hatten.
Als sie an diesem Abend nach Hause fuhr, hatte sie das Gefühl zu träumen, diese plötzliche Veränderung in Davids Verhalten erschien ihr zu schön, um wirklich wahr zu sein, und sie befürchtete, spätestens am nächsten Morgen schmerzhaft auf dem Boden der Tatsachen aufzuprallen.
Doch auch am nächsten und den darauffolgenden Tagen blieb er umgänglich und entgegenkommend, und allmählich fanden sie wieder zu ihrem anfänglichen, lockeren Umgang miteinander zurück.
Fast den ganzen Tag über arbeiteten sie gemeinsam, er behandelte sie mehr als gleichgestellte Partnerin denn als Sekretärin und fragte sie in vielen Dingen um ihre Meinung oder ihren Rat. Oft scherzten und lachten sie zusammen, und unterhielten sich auch über andere Dinge als die Arbeit, lediglich ihre privaten Angelegenheiten klammerten sie in stillschweigendem Einvernehmen aus.
Megan genoss die Zeit im Büro wie nie zuvor, sie freute sich jeden Morgen auf die Arbeit und konnte es an den Wochenenden kaum erwarten, bis es wieder Montag war. Ab und zu brachte sie ihm Kuchen oder irgendetwas anderes zum Essen mit, und es schien ihm sichtlich zu gefallen, sich von ihr damit verwöhnen zu lassen.
Häufig saßen sie abends länger im Büro, beschäftigten sich mit langwierigeren Dingen, für die sie tagsüber keine Zeit oder Ruhe gefunden hatten, oder saßen einfach nur da und plauderten miteinander.
Je mehr Tage vergingen, desto mehr bemerkte Megan, wie sehr sie sich zu David hingezogen fühlte, und umso schwerer fiel es ihr, abends in ihren häuslichen Albtraum zurückzukehren.
David schien es ähnlich zu ergehen, zumindest hatte er es offenbar auch nie besonders eilig, nach Hause zu kommen, und sie verbrachten viel Zeit miteinander, Zeit, in der sie sich innerlich immer näher kamen.
Trotz allem blieben sie bei einer gewissen Distanz, behielten, auch wenn sie alleine waren, das unpersönliche »Sie« bei, als wüssten sie beide ganz genau, dass es besser war, eine gewisse Grenze nicht zu überschreiten.
Wenn sie abends länger arbeiteten, war es nicht selten, dass David auf die Idee kam, Pizza oder irgendetwas anderes zum Essen zu bestellen.
Als an einem dieser Abende der Pförtner anrief, um Bescheid zu sagen, dass die Pizza da war, saß David gerade äußerst konzentriert am PC.
»Würden Sie vielleicht gerade nach unten gehen?«, bat er, holte seine Brieftasche aus der Hosentasche und drückte sie ihr in die Hand.
»Ich … ich kann doch nicht einfach Ihr Portemonnaie mitnehmen«, sagte Megan verblüfft, »ich lege das Geld einfach vor.«
»Unsinn, warum so kompliziert. Ich glaube kaum, dass Sie die Absicht haben, mit den wenigen Dollar darin nach Südamerika durchzubrennen«, grinste er, »und für ein Paar neue Schuhe wird es sicher auch nicht reichen.«
»Also gut«, gab sie nach, und ging mit einem unguten Gefühl nach unten, es gefiel ihr gar nicht, dass er sie einfach so in seiner Brieftasche herumkramen ließ.
Der Pizzabote stand wartend neben der Pförtnerloge, Megan nahm ihm die beiden
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