Coming Home
lächelte Megan noch einmal arglos an, und folgte Sarah dann zum Auto.
»Bis morgen«, rief er ihr über die Schulter noch fröhlich zu, und mit einem qualvoll schlechten Gewissen schloss sie leise die Tür.
52
D ie restliche Woche verlief im gleichen Muster; David erschien jeden Nachmittag pünktlich um fünfzehn Uhr, und während er mit Jamie draußen weiter sägte und hämmerte, beschäftigte Megan sich drinnen im Haus mit Sarah. Sie achtete darauf, dass die beiden stets mit warmen Getränken versorgt waren, sorgte für Kuchen und kochte fürs Abendessen.
Ab und zu stand sie am Küchenfenster und beobachtete Jamie und seinen Vater, sah, wie bewundernd der Kleine an Davids Lippen hing, wenn er ihm etwas erklärte, und sah, dass David Jamie hin und wieder liebevoll an sich drückte.
Ihr schlechtes Gewissen verstärkte sich immer mehr, erinnerte sie bohrend und schmerzhaft daran, dass sie eigentlich kein Recht hatte, den beiden die Wahrheit vorzuenthalten.
Doch wenn David dann abends mit Sarah nach Hause fuhr, sah sie im Geiste Cynthia an der Haustür stehen und die beiden zärtlich begrüßen.
Dann schossen ihr jedes Mal unvermittelt Davids Worte durch den Kopf: »… nein, ich schlafe nicht mehr mit ihr, schon seit einer Weile nicht mehr …«, und sie sagte sich unwirsch, dass es so, wie es jetzt war, das Beste für alle war.
Am Ende der Woche war das Baumhaus fertig, und Megan konnte Jamie nur mit Mühe davon abhalten, seine halbe Zimmereinrichtung hinaufzuschleppen.
»Schatz, es ist viel zu kalt, um sich lange dort aufzuhalten«, erklärte sie ihm händeringend, »du kannst von mir aus den ganzen Tag dort oben sein, wenn es wieder wärmer ist.«
»Deine Mom hat Recht«, stimmte David ihr zu, »du wirst dich ganz fürchterlich erkälten.«
»Können wir dann wenigstens mal kurz hinauf?«, fragte Jamie enttäuscht, »Bitte, nur für eine Weile. Ich möchte es doch einweihen, sonst muss ich ja so lange darauf warten.«
»Also gut«, seufzte Megan, »aber nehmt euch ein paar Decken mit, und packt euch gut ein. Wenn es dunkel wird, kommt ihr wieder rein.«
Sie kramte ein paar alte Wolldecken aus einem großen Schrank im Flur und drückte sie David in die Hand.
»Das machen wir schon selbst«, sagte Jamie begeistert und nahm ihm die Decken weg. »Komm Sarah, das wird lustig.«
Sekunden später waren die beiden verschwunden, und David grinste.
»Dein Sohn weiß aber schon ganz genau, wie er dich um den Finger wickeln kann.«
»Von wem er das wohl hat«, schoss es Megan zynisch durch den Kopf.
»Möchtest du einen Kaffee?«, fragte sie dann laut, und er nickte.
»Ja gerne, ich glaube den habe ich mir auch redlich verdient.«
Wenig später saß David am Küchentisch, eine Tasse Kaffee vor sich, während Megan sich demonstrativ mit der Zubereitung des Abendessens beschäftigte.
»Was hältst du davon, wenn wir am Sonntagnachmittag mit den Kindern in den Zoo gehen?«, schlug David plötzlich vor, und ihr fiel beinahe der Kochlöffel aus der Hand.
Sie holte tief Luft und drehte sich langsam zu ihm um.
»David, ich mag Sarah wirklich sehr gern, und ich freue mich, dass die beiden sich so gut verstehen. Ich bin dir auch sehr dankbar, dass du dich so um Jamie gekümmert hast, und dieses Baumhaus für ihn gebaut hast. Aber ich bin der Meinung, dass wir darüber hinaus keine gemeinsamen Unternehmungen planen sollten.«
Enttäuscht schaute er sie an, und sie wandte sich hastig wieder ihren Kochtöpfen zu.
»In Ordnung«, hörte sie ihn leise sagen, »ich finde es zwar schade, aber ich respektiere deinen Wunsch. Vielleicht überlegst du es dir ja irgendwann noch.«
»Nein David, da gibt es nichts zu überlegen«, erklärte sie mühsam beherrscht, während sie die Kartoffeln abgoss, »du solltest deine Freizeit mit deiner Familie verbringen, und ich mit meiner.«
Mit dem Topf in der Hand drehte sie sich um, und wollte gerade zum Tisch gehen, um ihn dort abzustellen, als er auf einmal sagte: »Es gibt nur noch Sarah und mich – ich bin nicht mehr mit Cynthia verheiratet.«
Megan erstarrte, der Topf rutschte ihr aus der Hand und knallte auf den Boden, die Kartoffeln rollten über die Fliesen.
Fast zeitgleich kamen Jamie und Sarah in die Küche gestürmt, gefolgt von Blacky, der sich sofort voller Begeisterung über die unerwartete Beute hermachte, und Lisa, die beim Anblick des Durcheinanders amüsiert herausplatzte: »Sag mal Mom, warum fallen dir eigentlich immer die Sachen auf den Boden, wenn David da ist?«
Megan
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