Coming Home
dass ich mir nicht die Zeit dafür nehmen könnte, sonst hätte ich es ja nicht versprochen«, erklärte er jedoch zu ihrer Enttäuschung und warf ihr dann einen fragenden Blick zu. »Also, bist du einverstanden?«
Drei graue Augenpaare schauten sie bittend an, und schließlich nickte sie frustriert.
»Na gut, sieht ja wohl so aus als hätte ich keine andere Wahl.«
Am Wochenende ging David wie versprochen mit Jamie und Sarah ins Kino. Als er Jamie abholte, bot er Megan an, mitzukommen, doch sie lehnte ab. Lisa war ebenfalls unterwegs, und so rief Megan Julie an und lud sie auf eine Tasse Kaffee ein.
Es dauerte nicht lange bis Julie eintraf, und sie setzte sich an den Küchentisch, während Megan Kaffee aufstellte und einen Kuchen aus dem Ofen holte, den sie noch rasch zubereitet hatte.
»Mit wem ist Jamie denn im Kino?«, fragte Julie interessiert, obwohl sie die Antwort schon ahnte, denn auch ihr war nicht entgangen, dass Jamie und Sarah inzwischen beinahe unzertrennlich waren.
»Mit Sarah und David«, erklärte Megan und hob dann sofort beschwichtigend die Hände. »Und bevor du mir wieder irgendwelche Vorträge hältst – nein, ich werde es David nicht sagen.«
Julie seufzte. »Das hatte ich auch gar nicht vor, aber denkst du, David ist blind? Es dürfte doch nur eine Frage der Zeit sein, bis ihm auffällt, wie sehr Jamie ihm ähnlich sieht.«
»Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es wirklich so weit kommen sollte. Bis dahin wird alles bleiben, wie es ist.«
»Seht ihr euch öfter?«, wollte Julie wissen.
»Ab und zu, wenn er Sarah abholt«, berichtete Megan, dann verzog sie das Gesicht. »Allerdings hat er versprochen, mit Jamie das Baumhaus zu bauen, und ich befürchte, das wird nicht an einem Nachmittag erledigt sein.«
Die Freundin warf ihr einen nachdenklichen Blick zu. »Hat er mal etwas über seine Frau erzählt?«
»Nein, warum sollte er auch«, sagte Megan barsch. »Das ist seine Privatsache, und interessiert mich auch nicht. Wir reden ohnehin nicht viel miteinander, und was mich betrifft, wird es auch dabei bleiben.«
51
I rgendwann kam Lisa nach Hause, und nachdem sie Julie begrüßt hatte, fragte sie ihre Mutter, ob sie über Nacht wegbleiben dürfte.
»Von mir aus«, stimmte Megan zu, »bei welcher Freundin übernachtest du denn?«
Lisa zögerte einen Moment, dann murmelte sie: »Bei Alex.«
»Alex? Ich kenne gar keine Freundin von dir, die Alex heißt.«
»Genau genommen ist sie auch keine Freundin, sondern ein Freund«, erklärte Lisa verlegen, und Megan riss erstaunt die Augen auf.
»Ein Freund?«, wiederholte sie entgeistert, »Also wohl dein Freund.«
»Ja Mom, aber du musst dir keine Sorgen machen. Er ist nett, und wir machen keine Dummheiten, versprochen.«
Bilder ratterten durch Megans Kopf, sie sah sich selbst als sechzehnjährigen Teenager, naiv, unerfahren und schwanger, und dachte daran, wie viele Jahre sie wegen dieses einen Fehlers gelitten hatte.
»Lisa, du weißt …«, begann sie stockend, und wollte ihre Tochter an das erinnern, was sie ihr vor noch nicht allzu langer Zeit über ihre geschiedene Ehe erzählt hatte.
»Ich weiß Mom«, unterbrach Lisa sie, »aber du musst dir wirklich keine Gedanken machen. Ich habe nicht die Absicht, mit Alex zu schlafen, und falls es doch einmal so weit kommen sollte, weiß ich, was ich zu tun habe.«
»Ja sicher«, seufzte Megan, »aber du bist noch so jung, ich möchte nur nicht, dass du durch einen dummen Zufall schwanger wirst.«
Lisa grinste. »Ich glaube kaum, dass das etwas mit dem Alter zu tun hat. So etwas kann auch durchaus noch passieren, wenn man ein paar Jahre älter ist.«
Während Megan noch versuchte, die unerwartete Neuigkeit zu verdauen, ging Lisa nach oben, um ein paar Sachen für die Nacht einzupacken, und war kurz darauf verschwunden.
»Das kann auch passieren, wenn man ein paar Jahre älter ist«, wiederholte Megan kopfschüttelnd, »wie hat sie das denn gemeint?«
»Na dreimal darfst du raten«, sagte Julie trocken. »Immerhin warst du sechsundzwanzig, als du mit Jamie schwanger wurdest, ich vermute, dass deine Tochter sich wohl auch schon gefragt haben dürfte, wo sein Vater ist. – Was hast du deinen Kindern eigentlich erzählt?«
»Ich habe gesagt, dass Jamies Vater im Ausland lebt und arbeitet«, gab Megan widerstrebend zu, und als sie Julies vorwurfsvollen Blick bemerkte, fügte sie hinzu: »Himmel, jetzt schau mich nicht so anklagend an, was hätte ich denn sonst sagen sollen? ‚Tut mir leid Jamie,
Weitere Kostenlose Bücher