Coming Home
getäuscht.«
»Nicht nur du. Ich hätte auch nicht geglaubt, dass ein Mensch so dreist sein kann, zweimal die gleiche Show abzuziehen. Kannst du dir vorstellen, wie geschockt ich war, als ich diese Frau gesehen habe, und dann auch noch mit einem Kind im Bauch? Es war ein Déjà-vu ohnegleichen.«
»Ich glaube das nicht. Vielleicht gibt es eine ganz harmlose Erklärung dafür?«
»Ich habe die Nase voll von seinen Erklärungen, ich lasse mir nicht noch mal so eine rührselige Geschichte auftischen. Das hat er letzte Woche erst getan, und ich dusselige Kuh bin natürlich prompt darauf hereingefallen. Oh nein, damit ist es ein für alle Mal vorbei, soll er sich eine Andere für seine Spielchen suchen.«
»Und was ist mit Jamie?«, fragte Julie leise.
»Was soll mit ihm sein? Es bleibt alles, wie es ist, ich werde mich hüten, ihm zu sagen, dass dieser Lügner sein Vater ist. Von mir aus kann er David weiterhin sehen, das werde ich ihm nicht verwehren, aber er wird nicht die Wahrheit erfahren.«
»Das wird doch niemals gutgehen«, murmelte Julie kopfschüttelnd, »spätestens, wenn er noch ein bisschen älter ist, wird er anfangen, unbequeme Fragen zu stellen.«
»Irgendwie werde ich das schon regeln«, erklärte Megan zuversichtlich, »außerdem weiß ich sowieso nicht, ob ich bis dahin noch hier bin. Da ich dank David und seiner Exfrau hier ja scheinbar keine berufliche Zukunft haben werde, sollte ich mir vielleicht überlegen, wieder wegzuziehen.«
Ein paar Abende später kam Lisa zu ihrer Mutter ins Wohnzimmer. Sie war in letzter Zeit nur noch selten zu Hause, hielt sich die meiste Zeit bei ihrem Freund Alex auf, den Megan inzwischen kennengelernt und für in Ordnung befunden hatte. Dennoch war ihr aufgefallen, dass ihre Mutter in den letzten Tagen sehr bedrückt war, und besorgt setzte sie sich zu ihr auf die Couch.
»Mom, geht es dir gut?«, fragte sie leise.
»Ja sicher«, lächelte Megan, »ich hatte nur den üblichen Stress bei der Suche nach Aufträgen, doch heute hatte ich endlich mal Glück. Die Stadt hatte ein größeres Projekt ausgeschrieben, und nachdem ich dort mit meinen Entwürfen einfach mal persönlich vorbei gegangen bin, habe ich den Zuschlag erhalten. Ich habe schon eine kleine Vorauszahlung erhalten, und nach Abzug des Betrags, den ich David noch schulde, bleibt genug für Weihnachtsgeschenke übrig.«
»Apropos David«, sagte Lisa nachdenklich, »ich habe ihn seit Tagen nicht mehr hier gesehen. Was ist jetzt eigentlich mit euch?«
Megan schluckte. »Was soll denn sein?«
»Mom«, seufzte Lisa, »behandle mich nicht immer wie ein kleines Kind. Immerhin habe ich euch zusammen im Bett erwischt, und es sah nicht so aus, als hättet ihr euch über das Wetter unterhalten.«
»Lisa … ich … das solltest du so schnell wie möglich wieder vergessen, es war ein Ausrutscher«, stammelte Megan hilflos.
»Ein Ausrutscher?« Lisa zog die Augenbrauen hoch. »So wie damals, als dann Jamie auf die Welt kam?«
»Woher weißt du das eigentlich?«
»David hat es mir gesagt. Und bevor du sauer wirst, nein, er hat es mir nicht einfach so erzählt, sondern ich habe ihn gefragt, und er war wenigstens so ehrlich, es zuzugeben.«
»Ehrlich – wenn du wüsstest«, schoss es Megan zynisch durch den Kopf.
»Ja, David ist Jamies Vater, wir waren damals eine Zeit lang ein Liebespaar. Aber es hat nicht funktioniert, genauso wenig wie es jetzt funktioniert. Dass wir zusammen … also das da im Schlafzimmer – es ist einfach so passiert und hat nichts zu bedeuten. Es wird auch nicht wieder vorkommen, und ich möchte dich bitten, das Thema David nicht mehr anzusprechen«, erklärte Megan ruhig, aber bestimmt.
»Wenn du meinst«, sagte Lisa, doch ihrem Gesicht war deutlich anzusehen, dass sie mit den Erklärungen ihrer Mutter keineswegs einverstanden war. »Ich werde dich nicht mehr danach fragen, und ich werde auch nichts zu Jamie sagen, aber eines noch: Ich habe keine Ahnung, warum du so sauer auf David bist, aber ich weiß, dass er dich liebt, und ich bin mir sicher, dass du einen großen Fehler machst.«
Langsam ging es auf Weihnachten zu. Megan hatte das Haus geschmückt, backte zusammen mit Jamie und Sarah Plätzchen, doch es wollte in ihr keinerlei festliche Stimmung aufkommen.
Die Enttäuschung über Davids Verhalten steckte wie ein Stachel tief in ihrem Herzen, und obwohl Julie ihr mehrfach gut zuredete, noch einmal mit David zu sprechen, hatte sie sich lediglich darauf beschränkt, Sarah einen Umschlag
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