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Commander Scott 09 - Der Psi-Spion

Commander Scott 09 - Der Psi-Spion

Titel: Commander Scott 09 - Der Psi-Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Kern
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welche Einwände.
     
    *
     
    Mit aufrichtiger Sympathie musterte Scott die zierliche Frau, die ihm gegenüber an dem kleinen Tisch ihres Krankenzimmers saß. Yvette Durand, die fähige Konstrukteurin, wirkte mehr als zerbrechlich. Ihre Erscheinung war, trotz der ungewöhnlichen Situation, in der die Frau sich befand, sorgfältig gepflegt, war das kurze, kräftige, kastanienbraune Haar ordentlich, vielleicht um eine Note zu streng, zurecht gebürstet. Dennoch entging es dem vorzüglichen Gedächtnis des Commanders keineswegs, daß ihr Gesicht einige winzige Falten mehr aufwies als er es von ihrem Foto her in Erinnerung hatte.
    »Madame Durand«, sagte Scott, indem er sich Mühe gab, seine Stimme ähnlich besänftigend klingen zu lassen wie es Wellington so leicht fiel, »Dr. Li hat mich auf einen Aspekt hingewiesen, der mich sehr interessiert. Wie er erzählte, besitzen diese geometrischen Gebilde, die Sie nun schon wiederholt halluziniert haben, für Sie eine auffallende Ähnlichkeit mit Raumschiffelementen.« Die Konstrukteurin blickte kurz zu dem Arzt hinüber, der im Sessel saß und sein stetiges Lächeln zeigte. Dr. Li nickte ihr freundlich zu. »Haben Sie volles Vertrauen zu Mr. Scott«, bat er. »Als erfahrener Raumschiffer kann er uns unersetzliche Hinweise zur Aufschlüsselung der Symptomatik liefern.«
    Trotz dieser aufmunternden Worte zögerte sie noch einen Moment lang, bevor sie die schmalen Lippen öffnete. Wahrscheinlich empfand sie begreifliches Unbehagen darüber, daß sich nun ein Fremder ohne humanmedizinische Kompetenz mit ihrer rätselhaften Erkrankung beschäftigte. Dr. Lis Argument war jedoch einleuchtend genug. »Es stimmt«, meinte sie knapp und etwas gequält. »Dieses... dieses Bild erinnert mich jedesmal an das Durcheinander von Bauelementen und Fertigteilen, wie ich es aus den Lagerhallen kenne.«
    »Und wie erklären Sie sich diese Ähnlichkeit?« Madame Durand zögerte erneut. Sie schloß die Augen. Anscheinend überlegte sie. Scott drängte sie nicht, obwohl das Schweigen an seinen Nerven zerrte. Er haßte Untätigkeit und Hilflosigkeit, und genau diesen sah er sich gegenwärtig ausgesetzt. Zum Teufel, warum hatte Weyburn nicht irgend einen Raumpsychologen angeheuert? Doch schließlich hatte auch der Direktor nicht ahnen können, wie der Fall sich entwickeln würde. Nun - es war noch früh genug, um die Sache zuständigkeitshalber abzugeben...
    Nein. Er hatte die Herausforderung schon angenommen. Er war es sich schuldig, jetzt nicht zurückzuweichen. Sich und diesen sieben Leuten. »Ich weiß es nicht«, sagte die Frau schlicht. Als sie die Augen wieder aufschlug, war ihr Blick unendlich entrückt und müde. Scott bemerkte das leise Beben ihrer Hände.
    »Haben Sie eine Vorstellung, worum es sich bei dieser roten Masse handeln könnte, mit der die Halluzinationen beginnen?« forschte Scott weiter. »Pfifft!« Madame Durand blies den Atem aus und winkte verächtlich ab, eine Art der Entgegnung, die eine Eigentümlichkeit ihrer französischen Herkunft war und sie unzweideutig verriet. Scott lächelte, matt. »Keine Ahnung. Wolken oder dergleichen.«
    »Wolken?« Scott stutzte, zog dann aber gewohnheitsgemäß eine unbeteiligte Miene, wie immer, wenn ihm etwas auffiel.
    Er hörte, daß Dr. Li etwas sagte, achtete jedoch nicht darauf. Er mußte seinen Gedanken logisch weiterführen, bevor ihm entscheidende Eingebungen entglitten.
    Die Reihenfolge der Halluzinationsinhalte war gleichbleibend und einheitlich. Zuerst kam die rote oder purpurne Masse, dann die geometrischen, metallisch glänzenden Gebilde... und zuletzt - Sterne!
    Wolken, Raumschiffteile und Sterne...?
    Auf Planeten, die eine Atmosphäre besaßen, gleich welcher Zusammensetzung, gab es natürlich Wolken. Im Innern eines Raumschiffs wimmelte es selbstverständlich von geometrischen, metallischen Gegenständen. Und ein Raumschiff befand sich meistens zwischen den Sternen.
    Ja, diese Vergleichskette ergab einen Sinn. Wenn die angeblichen Halluzinationen in Wirklichkeit die bildhafte Widerspiegelung eines telepathischen Impulses in den Hirnen der sieben Personen waren, so konnte dieser Impuls durchaus folgendes Besagen: Planet X sandte Raumschiff Y nach Position Z. eine Botschaft also? Zu welchem Zweck?
    Falls es sich tatsächlich um eine telepathische Botschaft handelte - und die Regelmäßigkeit der sogenannten Anfälle sprach dafür -, dann mußte sie von einem Individium stammen, das keine menschliche Sprache beherrschte.

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