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Commander Scott 09 - Der Psi-Spion

Commander Scott 09 - Der Psi-Spion

Titel: Commander Scott 09 - Der Psi-Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Kern
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Scott wußte, daß Gedanken keineswegs nur aus Bildern bestanden, die vor das geistige Auge projeziert wurden, sondern untrennbar auch aus Wortbeziehungsweise Begriffsimpulsen. Einem Menschen, der eine telepahtische Botschaft mit Begriffsimpulsen einer fremden Sprache empfing, mußten diese unverständlich bleiben, und in seinem Bewußtsein erschienen lediglich die zugleich enthaltenen Bildimpulse. Nichts lag näher, als an Halluzinationen zu glauben... Fast wäre Scott hastig aufgesprungen, aber er fing sich rechtzeitig. Er. wollte die Frau nicht beunruhigen und sich außerdem nicht unhöflich benehmen.
    »Vorerst danke ich Ihnen, Madame Durand«, sagte er mit jenem Maß an äußerer Gelassenheit, das seine Erregung ihm gestattete. Er war nahezu völlig sicher, der Lesung des Rätsels bedeutend näher gekommen zu sein.
    Selbstverständlich blieben noch zahlreiche Fragen offen, und neue stellten sich. Wer schickte diese verhängnisvolle telepathische Nachricht? Warum? Und weshalb nur diesen sieben Menschen? Auf diese Fragen mußte es Antworten geben, wie auf alle Fragen im gesamten Universum. Manchmal waren sie nur schwer zu finden. »Ich möchte baldmöglichst mit dem Professor und seinen besten Experten eine Besprechung führen«, verlangte Scott, als er und Dr. Li wieder im Korridor standen. »Bitte veranlassen Sie das.«
    »Das wird schwierig sein«, gab Dr. Li zu bedenken. »Der Klinikbetrieb dürfte dadurch nachteilige Störungen erleiden.« Der Arzt seufzte und schüttelte betrübt den Kopf.
    »Machen Sie den Herrschaften klar, daß diese Konferenz unumgänglich notwendig ist«, sagte Scott hart. »Jetzt hängt alles von einem gemeinsamen und richtigen Vorgehen ab.«
    »Sie haben etwas herausgefunden"? Dr. Lis Tonfall schwankte zwischen Frage und Feststellung. Scott hob zögernd die Schultern. Waren seine Vermutungen zu fantastisch? Erste Zweifel befielen ihn.
    »Vielleicht«, murmelte er.
     
    *
     
    Diesmal wartete ein wuchtiger Pfleger vor der Tür, während Dr. Li und Scott das Zimmer mit der Nummer 22 betraten. Der gedrungene Mann, der geduckt auf dem Bett gekauert hatte, richtete sich heftig auf und sprang auf die Füße. Schwarze Haarsträhnen fielen über die Stirn des Mannes; ein unrasiertes Kinn schob sich dem Commander aggressiv entgegen.
    »Mr. Kern«, begann Dr. Li mit wohl bemessener Strenge, »das ist Mr. Scott, der mit Ihnen sprechen möchte. In seiner Eigenschaft als...«
    Der Biologe unterbrach ihn mit einem lästerlichen Fluch, dem er eine Reihe grober Beschimpfungen anschloß. »Scott?« äffte er schrill. »Scott? Es ist mir gleichgültig, welche Namen Sie sich zulegen!« Er trat vor, stemmte die Arme in die Hüften und starrte dem Commander aus unmittelbarer Nähe ins Gesicht. Sein Atem ging stoßweise. »Mit mir reden wollen Sie? Bequemt sich das Haupt dieser Verschwörung endlich, mir seine Forderungen zu eröffnen? Oder sind Sie nur gekommen, um mich zu verhöhnen?«
    Ungerührt erwiderte Scott den düsteren Blick des anderen. Die Miene des Biologen war ein Zerrbild aus tief eingefressenem Mißtrauen, menschenfeindlicher Überheblichkeit und irrationalem Haß. Kein Zweifel, dieser Mann war schon vorher ein hochgradiger Neurotiker gewesen. Und nun fühlte er sich verfolgt.
    »Ich kenne die Halunken, die meine Entführung angezettelt haben und mich seit Monaten mit Drogen foltern«, lärmte er, wandte sich ab und fuchtelte mit den Armen. Er nannte einige Namen, bei denen es sich wahrscheinlich um solche von Arbeitskollegen handelte, und spie bei jeder Namensnennung aus. »Diese Kriecher! Neid, nichts als Neid hat sie dazu getrieben! Würmer!« Auf dem Absatz fuhr er herum und schüttelte drohend die Faust gegen Scott. »Aber mich kriegen Sie nicht klein! Sie elender Schuft! Ich werde...«
    »Beruhigen Sie sich«, forderte Dr. Li sachlich. »Niemand hat Sie entführt. Außerdem sind Sie erst seit zwei Wochen in der Klinik. Bitte hören Sie Mr. Scott an.«
    »Ich denke überhaupt nicht daran!« brüllte Kern. »Hinaus! Oder...« Er sprach die Drohung nicht aus, doch man sah ihm an, daß das Auftauchen des Gangsterbosses, den er in Scotts Person annahm, ihn aufgewühlt und eine erhöhte Bereitschaft zu Tätlichkeiten verursacht hatte. Scott blieb stehen. Der Biologe war kräftig und überdies wütend, aber wohl kaum nahkampfgeschult; zumindest enthielt sein Dossier keinen diesbezüglichen Vermerk.
    »Oder?« wiederholte Scott leise. Die beiden Männer maßen einander erneut, Scott ruhig und

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