Commander Scott 09 - Der Psi-Spion
und abweisend wie die Oberfläche des terranischen Mondes, Luna. Scott blickte auf den Chronometer im Handgelenk des Raumanzugs. Die Frist lief seit vierundzwanzig Minuten.
Weder auf die Anrufe der beiden Flotten noch auf die der Mordain war von Seiten des Fremden auch nur die geringste Reaktion erfolgt, obwohl man es im Hybeam-Bereich sowie in allen üblichen Unterlichtfrequenzen versucht hatte. Auch am Wrack selbst rührte sich nichts. Es schien leblos, verlassen. Kein einziger Lichtfunken fiel aus dem mächtigen Rumpf.
Und dennoch mußte dieses uralte Wrack die Quelle telepathischer Impulse sein, die sieben Menschen Unglück gebracht, einen davon sogar indirekt getötet hatten.
Scott glaubte nicht an Geister und Gespenster. Wenn der Urheber jener Impulse sich in diesen Tonnenmillionen von Schrott verbarg, so mußte er Fleisch und Blut besitzen - oder wenigstens einen Körper aus vergleichbaren Stoffen - und greifbar sein. Notfalls also auch angreifbar.
Er desaktivierte die Rückstoßdüse, und die beiden anderen, die ihm in geringer Entfernung folgten, taten es ebenfalls. Die erreichte Schubkraft trieb sie in freiem Fall näher.
Unmittelbar vor der Oberfläche des Wracks streckte er die Beine aus, um den Aufprall abzufangen. Mit einem heftigen Stoß berührten die Magnetsohlen seines Raumanzugs das graue Material - und Scott fühlte sich von einer unsichtbaren Gewalt rückwärts geschleudert. Er trudelt haltlos ab, überschlug sich mehrfach und geriet in eine rasche Schraubenbewegung, bevor er reagierte und die Rückstoßdüse wieder einschaltete. Als er sich orientierte, sah er, daß es Saratow ähnlich ergangen war, aber auch der Ingenieur begann seinen Fall bereits aufzufangen. Aus Scotts winzigem Helmlautsprecher drang das rohe Fluchen des Riesen.
»Barry an Mordain«, murmelte der Commander in sein Kehlkopfmikrofon. »Objekt erreicht. Antimagnetische Hülle. Suchen Leck. Ende.«
Professor Luden, der an Bord der Mordain zurückgeblieben war, bestätigte. Allen Mitgliedern des Teams war klar, daß ihre Kommunikation auf den Flaggschiffen von MALACA 1 und 2 mitgehört wurde, so klar, daß keiner der vier auch nur eine Bemerkung dazu machte. Scott hatte nicht einmal etwas dagegen. Er betrachtete solche Dinge nüchtern. Außerdem ersparte dieser Umstand ihm später -falls es dazu kam - weitläufige Erklärungen. Er war kein Freund vieler Worte. Aufmerksam studierte er die Hülle, die nur wenige Meter entfernt war und sich bis an die Grenzen seines Blickfelds erstreckte. Ähnlich war es, stand man auf der Oberfläche eines Asteroiden. Oberhalb ihrer Position, wo die Wölbung des Walzenrumpfes mit dem Nachtschwarz des Alls verschmolz, gähnte eine Öffnung mit einwärts gefransten Rändern, schätzungsweise vom Durchmesser eines Garagentors. Dieses Loch bot sich als Einstieg geradezu an, wenn es auch nicht unbedingt einladend wirkte. Die Zeit drängte; schließlich ließ sich nicht vorausschau-, en, auf welche Hindernisse sie noch im Schiffsinnern treffen würden.
Mit eingeschalteten Helmscheinwerfern, die Rückstoßdüsen auf Minimalleistung gestellt, schwebten sie auf das Loch zu. Das graue Material war auch rings um die Ränder der Einschlagstelle stark verformt. Beim Aufprall mußte es zu einer enormen Hitzeentwicklung gekommen sein. Die Randfransen schillerten glasiert.
Behutsam tauchten die drei in die Finsternis ein. Die Lichtkegel ihrer Scheinwerfer erhellten den mehrere Meter breiten Schacht, den der Meteor, vermutlich ein Exemplar mitmassivem Eisenerzkern, mit ungeheurer Wucht in das Raumschiff gebohrt hatte. Er mußte noch im Innern stecken. Die Schachtwände waren fast rundum aus verhärteter Schmelzmasse, in der sich die Umrisse von undefinierbaren Gegenständen abzeichneten, die das interstellare Geschoß mit gewaltigem Druck zerteilt und seitwärts geschoben hatte. Es gab zahlreiche, unregelmäßige Lücken, aber keine war groß genug, einem Mann Durchlaß zu gewähren. Scott informierte Luden von ihren Eindrücken, während sie in den Schacht vordrangen.
Er blickte auf dir Uhr, murmelte eine halblaute Verwünschung. Schon dreiundfünfzig Minuten nach Fristbeginn!
»Keine Zeit zum Gaffen«, schnarrte er. »Penza, schaffe uns freien Weg. Wir müssen in die intakten Schiffszellen.«
Der Ingenieur wußte Bescheid. Während Scott und Chemile sich um einige Meter zurückzogen, richtete der Riese seine Dione auf die Schachtwand, ein Vorgehen, das nicht ungefährlich war, denn falls das Material
Weitere Kostenlose Bücher