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Commissaire-Llob 1 - Morituri

Commissaire-Llob 1 - Morituri

Titel: Commissaire-Llob 1 - Morituri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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was ihm passiert ist, etwas zu tun habe, dann
    irrt ihr euch, kho, ich bin Geschäftsmann. Ehrlich.
    Ich kremple meine Ärmel auf, um Geld zu verdie-
    nen, aber ich ziehe doch keine Waffe. Ich bin kein
    Mörder.“
    „In deiner Akte steht, daß du Kontakte zu fun-
    damentalistischen Kreisen hattest“, testet ihn Serdj.
    Omar bricht in übertriebenes Gelächter aus und
    läßt erneut seine Hüften kreisen.
    „Das ist nicht mein Fach, kho. Ich im Gewand
    eines afghanischen Hirten, kannst du dir das vor-
    stellen, ausgerechnet ich, wo ich mich so gern in
    Schale werfe?“
    „Du hast doch mit Mourad zusammen …“
    „Stop! Mourad war mein Kumpel, kho. Ein Kind
    aus meinem Kaff. Wir sind vor Hunger fast gestor-
    ben und haben gemeinsam den Gürtel enger ge-
    schnallt. Wir sind im selben Schlammloch geboren
    und unsere Mütter haben sich beim selben Makler
    abgerackert. Damals haben wir keine großen Din-
    ger gedreht. Nur Lappalien. Gerade soviel, um mal
    die Hose zu wechseln oder in der letzten Spelunke
    im Ort was zu beißen zu bekommen.“
    Er wirkt traurig. Es schmerzt ihn sichtlich, die
    Vergangenheit aufleben zu lassen.
    „War keine schöne Zeit“, setzt er hinzu. „Wir ha-
    ben uns nicht mal getraut, uns photographieren zu
    lassen.“
    „Und deshalb hast du dich mit Kif vollgepumpt.“
    „Ich rühre diese Scheiße nicht an. Träume habe
    ich, wenn ich klar im Kopf bin, kho. Wer hat euch
    so einen Schwachsinn erzählt?“
    „Slimane … Slimane Abbou“, greift Serdj vor.
    Omar runzelt die Stirn. „Nie von ihm gehört.“
    „Er verkauft Schnee in der Kasbah.“
    Er schüttelt den Kopf. „Kenn ich nicht.“
    Ich schiebe ihm das Phantombild von Didi unter
    die Nase.
    „Das da ist kein Comic-Held“, warne ich ihn.
    Er verzieht das Gesicht, fährt sich mit dem Fin-
    ger ins Ohr, läßt sich Zeit.
    „Ist das der Rambo vom Nightclub in der Rue
    des Lauriers-Roses?“
    „Haargenau.“
    „Den treff ich von Zeit zu Zeit an der Uferpro-
    menade. Wir grüßen uns nicht einmal.“
    „Hast du ihn in letzter Zeit nicht mehr gesehen?“
    „Hab nicht darauf geachtet.“
    „Und Brahim Boudar?“ fährt Serdj ihn an.
    Malkom beherrscht sich. Er antwortet ganz unbe-
    teiligt:
    „Ein Dreckskerl. Wir haben uns im Knast ken-
    nengelernt. Promiskuität eben. Ist nicht mein Fall.“
    „Er ist tot.“
    „Keinen Tag zu früh.“
    „Trotzdem, mit Boudar, Daho Lamine und Mou-
    rad Atti, da lief doch alles wie am Schnürchen.“
    Er unterbricht mich. Seine mit Ringen überladene
    Hand schnellt mir vors Gesicht.
    „Damit wir uns richtig verstehen, kho. Verwech-
    seln wir nicht Ramadan und Chaaban*. [* Name des
    auf den Fastenmonat Ramadan folgenden Monats] Daho Lamine war ein Krösus, die reinste Goldmine für
    Mourad und mich. Mit dem haben wir zum ers-
    tenmal den Fuß in ein echtes Restaurant gesetzt. Er
    leitete eine Schmugglerbande und schlug uns ganz
    einfache Dinge vor: Kofferträger. Nur Klamotten.
    Einmal rasch nach Alicante oder Damaskus, oder
    Marseille, und bei der Rückkehr winkte uns ein
    dicker Umschlag. Damit habe ich mir einen kleinen
    Laden am unteren Ende der Rue des Oiseleurs leis-
    ten können. He, das Risiko habe ich auf mich ge-
    nommen, kho! Wenn mich die Zöllner abgefangen
    haben, habe ich nicht gemurrt. Für nichts gibt’s
    nichts.“
    „Daho hat mit Waffen gehandelt …“
    „Das war allein seine Sache. Nichts für mich. Ich
    war im Kleidergeschäft. Kein Rauschgift, keine
    Waffen. Nur Klamotten.“
    Ich nicke. Serdj kommt näher, übernimmt: „Und
    wie war das im Oktober 1988?“
    Omar winkt mit dem Finger ab, deutet eine Art
    Tanzschritt an, setzt sein milchiges Lächeln auf
    und beginnt zu erzählen:
    „Mourad ist zu mir ins Geschäft gekommen. Er
    war ganz aufgeregt. ‚Vertraust du mir?’ hat er mich
    gefragt. Ich darauf: ‚Erst will ich sehen.’ Er: ‚Wir
    werden die Stadt auf den Kopf stellen.’ Ich: ‚Sie
    steht ja schon kopf.’ Dann er: ‚Eben. Es gibt einen
    Krawall im großen Stil. Die Straße wird sich erhe-
    ben. Das reinste Kinderspiel. Du setzt eine Schach-
    tel Zündhölzer ein und gehst mit fünfundzwanzig
    Scheinchen nach Hause.’ Steinreich warst du da-
    mals mit fünfundzwanzig Scheinchen noch nicht,
    aber du konntest zumindest mit dem Hausbau an-
    fangen. Ich hab gesagt: ‚Abgemacht!’ Zwei Tage
    später platzte die Straße aus allen Nähten. Wir ha-
    ben Geschäfte und Busse in Brand gesteckt. Sie
    haben uns festgenommen und ins Gefängnis ge-
    steckt.

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