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Commissaire-Llob 1 - Morituri

Commissaire-Llob 1 - Morituri

Titel: Commissaire-Llob 1 - Morituri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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Insofern hab ich cash gezahlt, ohne Strafer-
    laß.“
    „Wer steckte hinter den Krawallen?“
    „Jetzt enttäuschst du mich aber, kho.“
    „Und dann?“
    „Was dann, kho?“
    „Dann wurde Daho Lamine doch Fundamenta-
    list.“
    „Wir haben nicht die gleiche Chechia* getragen.“ [*
    traditionelle Kopfbedeckung, Fez]
    „Aber du wußtest, was ihm im Kopf herum-
    ging?“
    „Das hat ein Blinder gesehen. Daho würde selbst
    mit dem Teufel verhandeln. Er hat sich immer eine
    Hintertür offengelassen. Man hat damals stark auf
    die Fundamentalisten gesetzt, und er wollte nicht
    am selben Galgen wie die Ungläubigen baumeln.“
    „Und Brahim Boudar?“
    „Der geborene Mörder!“ meint er und macht an-
    gewidert eine entsprechende Handbewegung.
    „Schon als Kind hat er Katzen und Hunde gequält.
    Kein einziger Köter hat sich in unser Kaff gewagt
    … Natürlich wollte er mich anheuern. Ich habe es
    ihm klar und deutlich gesagt. Kein Blut an meinen
    Händen, kho. Wie heißt es doch? Ehrlich währt am
    längsten. Ich weiß, daß es da oben ein Gericht gibt.
    Ich habe das auch Mourad gesagt. Aber Mourad
    hat gern groß angegeben. Er hat sich am Schlamm-
    loch gerächt. Von der Religion hat er sich keinen
    einzigen Vers gemerkt. Er kannte nur einen Gott,
    den einzigen Gott, der keinen Propheten braucht,
    der für ihn Werbung macht: die Knete!“
    Serdj ist nicht überzeugt. Er versucht es noch
    einmal:
    „Normalerweise eliminieren die Fundamentalis-
    ten jeden, der aus der Reihe tanzt.“
    „Ich bin rechtzeitig abgesprungen. In dem Au-
    genblick, als die Wahl abgebrochen wurde, habe
    ich gespürt, daß das nicht gut ausgehen konnte. Zu
    viel Manipulation!“
    „Was meinst du damit?“
    „Schwierig zu erklären. Es hat mir nicht gefallen.
    Ich konnte mir die Typen schlecht an der Bar und
    auf dem Minbar** zugleich vorstellen. [** Kanzel in der Moschee] Das war nicht sunnitisch. Notorische Ganoven im Gewand der Mullahs, da war nichts
    Gutes zu erwarten. Als ob ein trojanisches Pferd in
    die Moscheen eindringen würde … Weißt du, ich
    bin weder Polizist noch Journalist; ich bin Kauf-
    mann, kho.“
    „Hast du Vermutungen über den Mord an Mou-
    rad?“
    „Tausendundeine Vermutung, Mourad war ein
    Schürzenjäger. Er stieg den Jungfrauen ebenso
    nach wie den Ehefrauen. Logisch, daß er einen
    Haufen Neider hatte.“
    „Hat er dir nie von einem gewissen Abou Kalyb-
    se erzählt?“
    „Brauchte er nicht. Abou Kalybse ist der Emir,
    der gerade ‚in’ ist. Seine Plakate sind überall ange-
    schlagen. Man sagt, daß er nur auf die Intellektuel-
    len losgeht.“
    „Hat Mourad ihn gekannt?“
    „Hör mal, kho, habt ihr etwa vor, hier zu über-
    nachten? Ich hab noch andere Dinge zu tun. Mou-
    rad hat mir nicht alles gesagt. Er ist in erster Linie
    gekommen, um Eindruck zu schinden. Es machte
    ihm keinen Spaß, es sich gutgehen zu lassen, wenn
    ich nicht dabei war. Ich für meinen Teil gehe kein
    Risiko ein. Ehrlich währt am längsten.“
    „Abou Kalybse … Beantworte einfach nur meine
    Frage.“
    Omar zuckt mit den Achseln, leckt sich ausführ-
    lich die Lippen und klappert mit seinen Ringen auf
    dem Ladentisch.
    Dann besinnt er sich: „Mourad kannte ihn, soviel
    ist sicher. Er sagte oft: ‚Bei Abou Kalybse ist jedes
    Gramm Hirn Gold wert …’ Weiter hat er mich
    nicht ins Vertrauen gezogen … Ist das jetzt genug,
    kho? Ich habe sowieso schon alles ausgepackt.“
    Ich danke ihm und bitte Serdj vorzugehen. Ehe
    der Inspektor seine Hand auf den Türgriff legt,
    drehe ich mich nochmal um zum Cousin aus der
    Bronx.
    „Ein einziger Nachtrag, und dann laß es gut sein.
    Was wird eigentlich im Limbes Rouges gespielt?“
    Seine Wangenknochen beben.
    „Die schönste Frau auf Erden kann auch nur ge-
    ben, was sie hat. Es gibt Tabus. Die sind unantast-
    bar. Ich habe ein Kind, und ich hänge an ihm.“
    „Hast du etwa Schiß?“
    „Oh ja. Ich mach mir fast in die Hose, wenn du
    es genau wissen willst. Der letzte Idiot, den man in
    dieser Bar antrifft, kann mehr Gewicht in die
    Waagschale werfen, als ein Kran je aufheben könn-
    te.“
    „Ist doch seltsam. Der Emir der Kasbah hat dort
    als Tellerwäscher geschuftet und Didi als Raus-
    schmeißer. Dann Mourad, Brahim Boudar … Was
    ist das für ein Laden? Etwa eine Terroristen-
    schmiede?“
    Omar schluckt. Er sieht nicht so aus, als fühle er
    sich wohl.
    Er knurrt: „Ich muß schließen. Ich war koopera-
    tiv und nett, kho. Jetzt schießt in den

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