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Commissaire-Llob 1 - Morituri

Commissaire-Llob 1 - Morituri

Titel: Commissaire-Llob 1 - Morituri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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    Eine Woche lang hat Lino in der Umgebung der
    Tänzerin herumgeschnüffelt, ohne auch nur den
    Schatten von Didi auszumachen. In der Zwischen-
    zeit hat er einen Dealer wiedererkannt, den die
    Kleine zweimal empfangen hat. Das erstemal am
    Tag nach dem Mord an Aït Méziane, das zweite
    Mal in einem Mercedes, den ein Albino gefahren
    hat.
    Über eine Kette von Umwegen ist es uns gelun-
    gen, den Schlupfwinkel des Dealers ausfindig zu
    machen. Ich beschließe, ihm mit Lino, Chater und
    Serdj einen Höflichkeitsbesuch abzustatten. Chater
    und Serdj sollen in einem Café gegenüber einer
    Sackgasse abwarten und uns den Rücken decken.
    Lino und ich klettern über eine Mauer, um in den
    Hof eines leerstehenden Lagerhauses zu gelangen.
    Einige Kinder stehen aufrecht auf ein paar Fäs-
    sern und pinkeln um die Wette. In einer Ecke ros-
    ten unter Schichten von Exkrementen und Staub
    die Überreste eines Traktors vor sich hin. Wir
    dringen in die Halle ein. Fast wäre Lino über eine
    Stufe gestolpert.
    „He, du stehst auf meiner Hand!“ stöhnt ein Pen-
    ner unter einem Haufen von Stoffetzen.
    Wir entschuldigen uns und gehen in Richtung ei-
    ner feuchten Rumpelkammer weiter. Durch eine
    kleine Tür, die sich unter einer Metallstiege duckt,
    gelangen wir in einen Gang, der so eng ist, daß wir
    hintereinander gehen müssen. Unter uns brütet ein
    Elendsloch über seinem Unglück. Zwei Kleinkin-
    der spielen unter dem abwesenden Blick eines
    Greises mit einer Gasflasche. Eine Luke führt uns
    zu einer Art Treppenabsatz, wie ich ihn nicht ein-
    mal meinem algerischen Verleger wünsche. Kein
    Geländer, keine Beleuchtung, nur ein paar abgetre-
    tene Stufen, die in der Dunkelheit schweben, be-
    reit, uns ins Nichts zu befördern.
    Die Tür, die uns interessiert, modert am Ende des
    Ganges vor sich hin. Links davon hört man ein
    Baby schreien. Ich ziehe meine Knarre und breche
    die Tür mit einem Fußtritt auf. „Polizei!“
    Ein Tisch stürzt mit Gepolter um, man hört zwei
    Flüche, und schon ballert ein Schießeisen in unsere
    Richtung los.
    Ich dringe wahllos feuernd als erster ein. Ein zer-
    rissener Vorhang winkt uns Lebewohl. Der Dealer
    ist über die Dächer davon. Er ist nicht allein. Ein
    Klumpfuß hüpft Hals über Kopf hinter ihm her.
    „Polizei! Stehenbleiben …“
    Eine Gruppe Frauen läßt die Wäsche fallen und
    läuft schreiend auseinander. Der Klumpfuß gerät
    mit dem Fuß in einen Eimer, fällt hin, schickt uns
    eine Salve entgegen. Lino schießt zurück und trifft
    ihn an der Schulter.
    Der Dealer kommt zurück, um seinem Kumpel
    aufzuhelfen, zögert angesichts unseres Ansturms,
    wägt Pro und Kontra gegeneinander ab. Schließlich
    jagt er dem Hinkebein eine Kugel in den Schädel
    und entkommt durch eine Waschküche.
    „Nimm die Stiege!“ rufe ich Lino zu.
    Der Leutnant verschwindet.
    Hinter der Waschküche ist eine weitere Terrasse.
    Ein Treppenhaus führt in ein furchterregendes Ge-
    bäude hinunter. Hinter den Türen kreischen die
    Frauen. Ich steige mit butterweichen Knien in die
    Hölle hinab.
    „Gib mir mein Kind zurück!“ schluchzt eine
    Mutter. „Es ist krank. Laß es in Ruhe!“
    Der Dealer kann nicht vor noch zurück, das Kind
    hat er als Schutzschild vor sich. Lino setzt Himmel
    und Hölle in Bewegung, um die Mutter in der De-
    ckung zurückzuhalten.
    „Laß den Kleinen los!“ fordere ich den Dealer
    auf.
    „Nein, und du wirst deinen Hintern von hier fort-
    bewegen, du Fettwanst!“ Seine Augen leuchten
    seltsam triumphierend auf. „Du wirst ihn auf dem
    Gewissen haben“, warnt er mich. „Ich habe nichts
    zu verlieren. Eine Bewegung, und das Gesichtchen
    des Engels da ist nicht mehr nett anzuschauen.“
    Er kichert.
    Ich kenne diese Art von Verrückten. Wenn ich
    meine Waffe sinken lasse, schießt er mich nieder
    und verschwindet mit dem Kind. Wenn ich sie o-
    ben lasse, gewinne ich Zeit zum Überlegen.
    Lino versucht, ihn abzulenken. Der Dealer ge-
    wöhnt ihm das mit einem schnellen Schuß zur Sei-
    te ab.
    „Keine Bewegung, Scheißkerl!“
    „Wenn du dem Kleinen auch nur ein Haar
    krümmst, verspreche ich dir, ich schneide dich in
    Scheibchen.“
    Er wühlt hektisch in den Haaren des Buben.
    „Du hast verloren, du häßlicher Dickwanst. Jetzt
    kannst du drei Tage pausenlos fasten. Und nun geh
    zur Seite und wirf dein Spielzeug herüber.“
    Hinter ihm taucht über der Mauer der Kopf von
    Serdj auf.
    „Schon gut“, sage ich und breite langsam die
    Arme aus. „Laß den

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