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Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Titel: Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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im Magen. Eine Schar
    faunsgesichtiger Kinder stiebt zappelnd und lär-
    mend vor meiner Motorhaube auseinander, spürbar
    geschockt von dem neuerlichen Gemetzel, das da
    ihr Elend überschattet.
    Polizeiwagen verstopfen die engen Windungen
    der Gasse, während ein Schwarm vermummter
    Ninjas* [* algerische Spezialeinheit zur Terroristenbekämp-fung] auf den Nachbardächern Stellung bezieht. Der unvermeidliche Bliss erwartet mich bereits am
    Eingang zum Innenhof, seine Nase in ein Taschen-
    tuch gepreßt.
    „Halt schon mal deine Gasmaske bereit, Llob!“
    ruft er mir mit Hämorrhoidalstimme entgegen.
    „Stinkt zum Himmel da drinnen!“

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    „Würde mir schon reichen, wenn du das Feld räumen würdest.“
    „Ich bin doch kein Iltis.“
    „Du stellst eine Bedrohung für die Ozonschicht
    dar.“
    Lino wiehert hämisch hinter mir los. Bliss zieht
    es vor, den Klügeren zu spielen, und läßt uns an
    sich vorbei.
    Wir gelangen in einen kleinen Innenhof voll
    Schotter und Scherben. Ben Hamid, der Kneipier,
    baumelt in Unterhosen an einem Zitronenbaum. Er
    ist an den Handgelenken gefesselt und hat einen
    dicken Wischlappen im Mund. Seine Fußsohlen
    sind verkohlt, darunter vermittelt ein Aschehaufen
    eine Ahnung von den heiklen Momenten, die er auf
    seinem Weg ins Jenseits hinter sich gebracht hat.
    „Die Frau ist im Haus“, informiert Leutnant
    Charter mich.
    Wir kommen durch ein verlottertes Wohnzim-
    mer, in dem drei Feldbetten um einen kleinen ge-
    drechselten Tisch herum stehen. Zeitungen und
    Bierdosen sind über den Boden verstreut. Rechts
    von einem rußverschmierten Ölofen führt eine Tür
    in eine eklige Küche: modernde Essensreste in den
    Tellern, widerliche Flecken auf den Gläsern.
    Die Frau liegt im Bad, die Wände sind mit ihrem
    Blut bespritzt. Sie ist enorm fett und nackt. Man
    hat ihr die Haut vom Rücken abgezogen und die
    Kehle von einem Ohr zum anderen aufgeschlitzt.
    Mein Mittagessen macht Anstalten hochzukom-
    men.
    Bliss feuchtet mit spitzer Zunge einen Finger an
    und blättert feierlich in seinem Notizblock: „Im
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    Hof das Brandopfer, das ist Ben Hamid. Er betrieb
    den Club des amis, ein kleines Café im Herzen der Kasbah. Und die Frau da war Prostituierte. Nannte
    sich Brigitte.“
    Der Brigadier kommt mit einem knochigen Greis
    daher, der in seiner zerschlissenen Gandura* [* langer hemdartiger Überwurf] versinkt.
    „Das ist der Nachbar von gegenüber.“
    Der Alte schiebt seine Scheschia zurück und
    kratzt sich verlegen am Schädel. „Na ja, genauge-
    nommen habe ich nicht alles gesehen“, sagt er zö-
    gerlich. „Bin ja kein Voyeur. War gerade am Fens-
    ter und hab auf den Ruf des Muezzins gewartet.“
    „Kein Mensch macht Ihnen einen Vorwurf.“
    Das beruhigt ihn. Er dreht sich zum Erhängten
    um, der von den Polizisten gerade abgenommen

wird, und sagt: „Das war keiner von den Anständi-
    gen.“
    „Was ist passiert?“
    „Ein Krankenwagen hat vor dem Hof gehalten.
    Ich dachte, Ben Hamid ginge es nicht gut. Ich habe
    mich getäuscht.“ Er macht eine kurze Pause, damit
    wir noch stärker die Ohren spitzen, und fährt fort:
    „Was sie dann aus dem Krankenwagen gezogen
    haben, das war keine Trage, sondern Ben Hamid
    und eine sehr korpulente Dame. Beide schon übel
    zugerichtet. Vier Kerle sind über sie hergefallen
    und haben sie fertiggemacht.“
    „Wie spät war es da?“
    „Kurz vor dem Ruf zum El-Icha-Gebet.“
    „20 Uhr“, präzisiert der Brigadier.
    „Der Krankenwagen ist dann wieder weggefah-
    ren. Als nächstes tauchte ein Mercedes auf. Mit

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    zwei Typen, die gleich ausgestiegen sind. In Kla-
    motten wie die Schaufensterpuppen auf den großen
    Boulevards.“
    „Wie sahen die zwei Typen aus?“
    „Normal.“
    „Was heißt das?“
    „Der eine war mager und hatte einen Schnurr-
    bart.“
    „Und der andere?“
    „Normal.“
    „Mager und mit Schnurrbart?“
    „Oh nein, er war so groß wie ein Reklameschild,
    mit rasiertem Schädel und einem birnenförmigen
    Ohrring am linken Ohr. Der andere, der Kleine, hat
    irgendwas an seinen Schießkolben geschraubt und
    dann die Laterne kaputtgeschossen. Danach habe
    ich nichts mehr gesehen.“
    Ich lege ihm anerkennend die Hand auf die
    Schulter. Für ihn ist es, als hätte Algiers Schutzpatron ihn persönlich gesegnet. Ich habe das Gefühl,
    das federleichte Männlein als ganzes in der hohlen
    Hand fassen zu können.
    „Die Autonummer des Mercedes haben Sie sich
    nicht zufällig gemerkt?“
    „Ich kann nicht

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