Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß
Detail durchgeplant. Das
Programm zur Ausschaltung des Staates berück-
sichtigte sämtliche Eventualitäten und traf eine
Fülle von Vorkehrungen, um aller Imponderabilien
Herr zu werden: Sabotage und Erpressung, Korrup-
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tion und Mord sind die regulären Handlungsanwei-
sungen der Direktive H-IV – denn um eine Direk-
tive handelt es sich in der Tat.“
„Steht das Mißgeschick, das Athmane Mamar
passiert ist, in irgendeiner Beziehung zu …“
„Stop! Bitte keine Namen, Kommissar! Ich glau-
be, die Müdigkeit fängt allmählich an, mir üble
Streiche zu spielen … Ich will jetzt endlich nach
Hause, und zwar gleich.“
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Athmane Mamar befindet sich in seinem zum Re-
habilitationszentrum umgebauten Swimmingpool.
Ich habe kürzlich eine solche Anstalt für Kriegs-
versehrte besucht, die kaum besser ausgerüstet war.
Verchromte Apparate funkeln und blitzen derma-
ßen verlockend im Dämmerlicht, daß man schier
Lust bekommt, sich zu verstümmeln, um sie aus-
zuprobieren; daneben Fitnessgeräte, die einen mit
Hanteln, die anderen mit Polstersitzen; oder raffi-
nierte, an Schalttafeln angeschlossene Prothesen;
und überall Software, ein Haufen technischer
Schnickschnack – aneinandergereiht wie am Mon-
tageband –, der einen Beinamputierten wieder zum
Laufen brächte.
Bis zum Hals steht er im Wasser, unser Patient,
und hantelt sich längs einer Rampe voran. Von Zeit
zu Zeit geben seine Knie nach, und er stolpert. Sein Pfleger, ein schweißglänzender schwarzer Riese,
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kauert über ihm und hält den Arm einsatzbereit
ausgestreckt.
„Sehr schön, Monsieur“, ermuntert er ihn, „noch
sechs Meter, dann machen wir Pause. Schauen Sie
nicht nach unten. Halten Sie die Augen auf das
Sprungbrett gerichtet. Verlassen Sie sich nicht nur auf Ihre Arme. Ihre Beine müssen auch funktionieren.“
Mamar nickt gehorsamst und fährt fort zu mo-
geln. Das liegt in seiner Natur. Von dort, wo ich
stehe, sehe ich, wie er mit den Armen rudert und
die Beine schleifen läßt. Er bleibt unter dem
Sprungbrett stehen, um Luft zu holen und sich eine
Flasche Mineralwasser zu angeln. Als er gerade
zum Trinken ansetzt, fällt sein gequälter Blick auf mich. Kein Elektroschock hätte ihn stärker durchschütteln können.
Er stellt die Flasche ohne zu trinken ab, ganz
schön irritiert von meiner Unverfrorenheit.
„Wer hat dich denn hereingelassen?“
„Ein Luftzug.“
Der schwarze Riese stützt die Hände gegen die
Knie und richtet sich auf. Seine Muskeln treten
mächtig hervor, sie sind von dicken Adern durch-
zogen. Er stemmt seine Pranken in die Hüften,
führt mir seinen pflastersteinharten Brustkorb vor
und treibt mich mit seinem Blick in die Enge. Die
Ohren hat er leicht angelegt und lauert nur auf den Befehl, aus mir Hackfleisch zu machen.
„Laß uns allein, Babay“, beschwichtigt Mamar
ihn.
Der Riese beißt grunzend die Zähne zusammen,
schnappt sein T-Shirt, wirft es sich über die Schul-141
ter und verschwindet in Richtung Garderobe.
Mamar schiebt sich bis zu den Stufen zu seiner
Linken vor und läßt sich erschöpft niedersinken. Er ist von seinen akrobatischen Verrenkungen total
geschafft und legt erst einmal zwei Minuten Ver-
schnaufpause ein. Sein Körper weist noch immer
Brandspuren auf, große rötliche Flecken, die
höchst unerquicklich zu betrachten sind.
„Bist du schon lange hier?“ fragt er mich.
„Seit einer Viertelstunde etwa. Du bist ja wieder
gut drauf. Am Anfang hätte ich keinen müden Di-
nar für deine Haut gegeben.“
„Der Kurs hat eben gewechselt … Ich dachte, ich
hätte dir schon einmal gesagt, daß deine Besuche
mir auf den Geist gehen. Du gefährdest meine Ge-
nesung.“
„Das hast du mir gesagt? Muß ich glatt vergessen
haben.“
Ich nehme mir einen Rollstuhl, wirble ihn um
seine eigene Achse und setze mich hinein.
„Eine echte Revolution, Donnerwetter!“ bewun-
dere ich das Gerät. „Schalttafel, Gangschaltung,
Hupe, Rückspiegel. Deinem Flitzer fehlt nur noch
die Stereoanlage. Woher ist der denn importiert?“
„Inländische Produktion, jederzeit bestellbar.
Willst du einen für deine alten Tage?“
„Schätze, den kann ich mir nicht leisten.“
Mamar tupft sich höchst behutsam mit einem
Badetuch trocken und macht dabei einen großen
Bogen um seine lädierten Körperpartien.
Ich steuere das Gefährt um den Swimmingpool,
im Slalom durch das medizinische Arsenal hin-
durch, vollführe ein
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