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Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären

Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären

Titel: Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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Scheich Alem mit eingezogenem Hals.
    „Hört mal zu, Leute!“ schimpft Baha Salah und
    deutet mit ausladendem Gestus auf die Berge von
    Lebensmitteln. „Wir sind zwar hier, um einen
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    drauf zu machen, aber man soll’s nicht übertreiben.
    Vergeßt jetzt bitte mal diese Hunde!“
    „Und wenn sie noch so kläffen, die Karawane
    zieht auf alle Fälle weiter“, ergänzt Haraj.
    In spontaner Choreographie greifen Arme nach
    Schüsseln, verwandeln Münder sich in dunkle Lö-
    cher, ergießt sich eine Symphonie aus Gabelge-
    klimper und Schmatzgeräuschen in den Saal.
    „Der Lachs ist unsäglich saftig“, gluckst eine
    scharfe Maid und leckt sich wollüstig die Finger.
    „Madame Rym“, wirft ein blondgesträhnter
    Playboy ein, „Ihre Crème Anglaise ist, mit Ver-
    laub, einfach göttlich!“
    „Queen Elizabeth hat sie höchstpersönlich für
    mich zubereitet!“
    Allgemeines Gelächter, und schon sind Doktor
    Bendi, die Bomben und das Elend dieser Welt
    wieder vergessen.
    Madame Baha Salah nutzt das Stimmengewirr,
    um sich auf leisen Sohlen davonzustehlen.
    Meine Nachbarin zur Rechten forscht unter dem
    Tisch nach meinem Bein.
    „Essen Sie denn gar nichts, Monsieur Llob?“
    „Ich denke an mein Übergewicht.“
    Ihre Hand tätschelt mein Knie, wandert über
    meinen Oberschenkel, verlustiert sich bergauf,
    bergab. Ihre Kühnheit trifft mich ohne jede Vor-
    warnung. Ihr gelassener Blick entwaffnet mich. Ich
    erstarre. Sie nimmt das als stillschweigende Zu-
    stimmung und setzt ihre Erkundung durch Regio-

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    nen fort, die im allgemeinen tabu sind.
    „Es ist zwecklos, sich weiter vorzuwagen, Ma-
    dame. Mein Senkrechtstarter ist seit Urzeiten ein-
    gerostet.“
    „Ich bin sehr fingerfertig, wissen Sie? Ich krieg
    das im Handumdrehen wieder hin.“
    „Gewiß, aber es besteht keine Notwendigkeit.“
    Sie zieht ihre Hand zurück, holt sie wieder nach
    oben, auf den Tisch. Noch immer lächelnd sieht sie
    mich lange an und gesteht mir zuletzt: „Sie sind
    verteufelt sexy.“
    „Sieht nur so aus, meine Liebe. In Wahrheit halte
    ich’s mit der Melone: je mehr Bauch, desto weni-
    ger Stiel.“
    Damit werfe ich das Handtuch und stehe auf.
    „Sie nehmen’s mir doch nicht übel, Madame?“
    Madame zwinkert mir zu. Fair play.
    Dine läuft mir schimpfend nach: „Du bist wirk-
    lich unmöglich. Was ist denn jetzt schon wieder?
    Kannst du nicht mal eine Sekunde lang stillsitzen?“
    „Ich will nach Hause.“
    „Verdammt, ich bin gerade dabei, ein Geschäft
    einzufädeln.“
    „Laß dich nicht stören. Ich nehme ein Taxi.“
    „Kommt nicht in Frage. Wir sind zusammen her-
    gekommen, wir werden zusammen wieder gehen.
    Bitte sei kein Spielverderber, verdammt! Bei dir zu Hause bläst du doch nur wieder Trübsal. Laß mir
    wenigstens noch ein Stündchen.“
    „Eine halbe Stunde, Dine. Ich halt’s keine Minu-
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    te länger hier aus.“
    „Okay.“
    „Gibt’s hier denn keine Ecke, in die ich mich so-
    lange verkriechen könnte? Der Anblick dieses gol-
    denen Packs ist die reinste Folter für mich.“
    „Geh in die Bibliothek: den Gang runter, bis du
    in eine Halle kommst. Dann gleich links. Da kannst
    du dich abregen. Es gibt tolle Bücher, einen Rie-
    senfernseher und ein Videogerät.“
    Ich nicke und gehe bis zur Halle vor. Links führt
    eine massive Polstertür in einen Saal von den
    Ausmaßen einer Turnhalle. Er ist vollgestopft mit
    Ledersofas, Silbergerätschaften und endlosen Re-
    galen voller Bücher. Ich zünde mir eine Zigarette
    an und halte Ausschau nach einem interessanten
    Schriftsteller. Als ich mich gerade für Nagib Mach-
    fus entscheide, höre ich ein Stöhnen. Ich drehe
    mich um. Der Raum ist leer. Ein zweites Stöhnen
    lenkt mich zu einer hinter der Hausbar versteckten
    Tür. Ich gehe näher heran, werfe einen Blick durch
    den offenen Türspalt und sehe jemanden in einem
    Sessel sitzen, die Arme auf den Polsterlehnen, die
    Beine ausgestreckt: Es ist Doktor Bendi, der Ma-
    dame Baha Salah eine prachtvolle Erektion darbie-
    tet. Sie legt ihm zu Füßen einen frenetischen Strip-tease hin und verpaßt ihm dabei eine Fellatio, bei
    der einem Hören und Sehen vergeht.
    Jetzt reicht’s mir wirklich.

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    „Bist du neidisch, weil’s für mich so gut läuft, oder was?“ knurrt Dine, der wie ein Irrer fährt. „Ich
    stand kurz davor, das Geschäft meines Lebens un-
    ter Dach und Fach zu bringen.“
    Ich lasse ihn wettern, soviel er will. Meinen Ge-
    danken kommt mein Überdruß gerade

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