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Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären

Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären

Titel: Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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Blick.
    Er steht unvermittelt auf. „Tee oder Kaffee?“
    „Beides.“
    Er lacht schallend. „Du änderst dich wohl nie?“

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    „Dann hielte ich mich am Ende noch für jemand
    anderen.“
    „Recht hast du … Und, was macht die Sippe?“
    „Zahlt den Preis fürs Kosmopolitentum.“
    Er wird nervös. Wenn der Direx etwas nicht ka-
    piert, wird er nervös. Seine Antennen sind hyper-
    sensibel wie bei allen, die nur von ihren Beziehun-
    gen leben, und schalten, sobald etwas zu hoch für
    ihn ist, auf Alarm.
    „Aber sie wird schon noch auf ihre Kosten kom-
    men.“
    „Ah ja …“
    Er hat noch immer nicht begriffen. Was schon
    das einzige wäre, das ihm zur Ehre gereicht. Er
    läutet dem Amtsdiener, der auf der Stelle auf-
    taucht. „Kaffee und Tee für den verlorenen Sohn.“
    Der Amtsdiener buckelt besonders ehrerbietig,
    um mir zu beweisen, wie glücklich er ist, mich
    wiederzusehen, und rauscht davon.
    „Der gute alte Azziz“, macht der Direx gerührt,
    „er schätzt dich ganz enorm.“
    Ich schaue vielsagend auf die Uhr.
    Der Direktor klatscht in die Hände, zufrieden mit
    sich und der Welt … „Ende gut, alles gut, nicht
    wahr, Brahim? Man darf die Hoffnung nie aufge-
    ben.“
    Ein großes Wort! Hatte ich je welche? Ich denke nicht. Geglaubt habe ich an die Hoffnung, hartnä-
    ckig und verbissen wie die alternde Konkubine, die
    an die Rückkehr des Geliebten glaubt, der eines
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    Abends Zigaretten holen geht und nicht mehr zu-
    rückkommt. Aber ich bin keine Konkubine. Ich
    habe gelernt, den Hängebrücken, die die Philoso-
    phen über den Abgrund spannen, mit Mißtrauen zu
    begegnen. Es ist wie mit altbackenem Brot, das
    man unter die Hungernden verteilt, um sie glauben
    zu machen, man denke an sie. Wenn es der laut-
    stark inszenierten Barmherzigkeit auch gelingt,
    falsche Samariter in den Rang des Herrgotts zu
    erheben, so holt der Hunger die Welt doch schnell
    wieder ein, und die Hoffnung wird ihr zum Ver-
    hängnis. Was ist Hoffnung anderes als ein Euphe-
    mismus für Resignation, ein schillernder Verzicht,
    eine langsame, sanfte Agonie, in der die letzte
    Aussicht auf echte Hilfe und Überwindung des
    eigenen Mittelmaßes dahingeht?
    „Ich habe sie niemals aufgegeben, Monsieur. Wie
    kann man aufgeben, was man nie besaß?“
    „Aber, aber, Brahim, jetzt verdirb uns nicht die-
    sen herrlichen Tag.“
    „Noch etwas, das mir nicht gehört.“
    Meine Verbitterung wirft ihn in den Sessel zu-
    rück. Er ist aus dem Takt geraten, tastet nach ei-
    nem Argument … Seine Hand ist verstört, wagt
    sich nicht mehr an mein Knie heran. Ich kann mir
    schon denken, was ich für ein Bild abgebe: Einge-
    schnappt und verbiestert sitze ich da, mit einem
    dicken Flunsch, und gebe mir keine Mühe, das zu
    verbergen.
    „Verstehe“, sagt er müde. „Man hat sich dir ge-

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    genüber nicht korrekt benommen? Du fühlst dich
    hintergangen, verraten? Hör mal, Brahim, nicht
    jeder weiß zu unterscheiden zwischen Recht und
    Unrecht, richtig und falsch. Slimane Houbel hat
    seine Befugnisse überschritten. Er ist größen-
    wahnsinnig. Er denkt, er könne sich alles erlauben, ist überzeugt, er könne seine Nase selbst in Dinge
    stecken, die ihn nichts angehen. Du sollst wissen,
    daß nicht wenige sein Verhalten mißbilligt haben.
    Seine Vorgesetzten haben ihn schroff in seine
    Schranken verwiesen. Sicher, er hat sich zu recht-
    fertigen versucht. Er ist nicht davor zurückge-
    schreckt zu fordern, daß man dich vor einen Dis-
    ziplinarausschuß stellt, symbolisch, zur Abschre-
    ckung für alle, die in Versuchung geraten könnten,
    deinem Beispiel zu folgen. Ich habe da nicht mit-
    gemacht. Und glaub mir, ich war nicht der einzige.
    Wir haben unsere Forderungen gestellt: Brahim
    Llob muß voll und ganz rehabilitiert werden, in
    seinen Rechten als Polizeibeamter wie in seinem
    Ruf als Schriftsteller. Und wir haben uns durchge-
    setzt. Du bekommst nicht nur deinen Posten zu-
    rück, außerdem bist du vorgeschlagen für die Poli-
    zeimedaille.“
    Ich rülpse ungehalten.
    Diesmal knallt die Hand des Direx mit voller
    Wucht auf meinen Schenkel nieder: „Die Inquisiti-
    on, die kann uns mal, Brahim! Wir leben doch
    nicht mehr im Mittelalter. So viele Algerier lassen heute ihr Leben – und auf welche Weise lassen sie
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    es! Doch wohl nicht dafür, daß solche Operetten-
    despoten nach Lust und Laune mit uns umspringen
    können!“
    „Herr Direktor!“ unterbreche ich ihn. „Ich werde
    Ihnen nie genug für

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