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Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Bagnol
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Boden aufschlug. Andererseits hatte sich der Flügelmann bislang keinerlei Mühe gegeben, leise zu sein. Offenbar war niemand hier, der sie hören könnte. Oder die Tür war so dick, dass kein Laut nach draußen drang. Dennoch, er musste es versuchen.
    Er bewegte sich ein Stück zurück, um von einer günstigeren Position aus auf das andere Regal zu kommen. Der Mann, der die Leiter schon halb hinaufgestiegen war, knurrte verärgert, stieg wieder hinab und trug sie zornig an den Platz, von wo aus er Mazan erreichen konnte. Der sammelte seine Kraft für den Sprung – die einzige Chance, die ihm noch blieb. Als mit einem Mal …
    … die Tür aufging.
    Es sind zwei Mörder, erklang Morgaines Stimme in seinem Kopf. Dann erkannte er den Mann, der in der Tür stand.
    Er kannte ihn, er hatte seine Stimme gehört, seine Hände fast gefühlt, er war vor ihm geflohen, er hatte ihn belauscht.
    »Aber Monsieur, was ist denn …«, setzte der Mann an, doch Mazan war schneller.
    Mit einem Satz war er unten und rannte zwischen den Beinen des Mannes an der Tür hindurch nach draußen.
    Der Giftmann.
    Ein langer Gang, zur Linken noch eine verschlossene Tür. Er lief in vollem Tempo in die andere Richtung.
    »Aber das war doch eine Katze!«, rief der Giftmann hinter ihm empört. »Was macht denn die hier drin?«
    Mazan beachtete ihn nicht. Sie würden ihn jetzt beide verfolgen. Er musste einen Ausgang finden.
    Raus, nur raus!
    Er erkannte es erst jetzt am Geruch. Er war im Château! Die Türen, an denen er vorbeiraste, führten zu den Gartenzimmern. Er raste um eine Ecke und witterte die Treppe nach oben. Hinter sich vernahm er eilige, wütende Schritte, als er in großen Sätzen die Stufen hochsprang. Vor der obersten Stufe hielt er inne. Links eine Halle, groß, glitzernde Leuchter und Tische mit weißen Decken, Stimmengewirr. Dort musste er lang und versuchen, eine offene Tür oder ein offenes Fenster zu finden. Er rannte los. Schon spürte er den Luftzug und entdeckte die Tür, die auf die Terrasse führte. Gerade kam eine Gruppe lachender Menschen von dort herein. Er musste da durch.
    Dieses Geräusch? Dieses seltsame … Jaulen? Er kannte es. Was war das?
    Oh, nein! Auch das noch!
    Atos jaulte erneut und sprintete auf Commissaire Mazan zu.
    »Atos! Hierher!«, rief Doktor Jules, der an einem der Tische saß. Die Leine rollte sich ab, zog sich stramm – und löste sich dann von Jules’ Stuhllehne. Der Hund galoppierte auf seinen Katzenfreund zu und ließ sich von Jules’ Befehl nicht aufhalten. In vollem Lauf durchquerte er japsend und freudig winselnd den Speisesaal, wobei er einem der Kellner in die Quere kam. Mazan hastete in Richtung Terrassentür. Er hörte lautes Scheppern und erschreckte Rufe. Und Atos Krallen auf dem glatten Steinfußboden, als der Hund ihm nachrannte.
    Vermutlich hätten die Menschen wegen Mazan den Ausgang nicht frei gemacht, aber als sie den großen, immer noch leicht blau gesprenkelten Hund auf sich zurasen sahen, sprangen sie erschrocken zur Seite.
    Mit einem synchronen Satz hechteten Mazan und Atos ins Freie. Kurz darauf endete allerdings ihr gemeinsamer Ausflug. Der Spalt im Zaun, durch den Mazan mühelos schlüpfte, war für Atos viel zu schmal. Mit einem enttäuschten Japsen und Jauchzen blieb der Hund zurück.
    Mazan hielt kurz an und schaute zurück.
    »Bis später, mein Freund!«, rief er.
    »Jau!«, bellte Atos.
    Dann rannte Mazan weiter. Die Gasse hoch. Milde Abendluft füllte seine Lungen, mit jedem Atemzug verschwand der giftige Geruch der betäubenden Tinktur mehr aus seinen Nüstern. Mazan rannte immer schneller, so schnell er konnte.
    Denn er lebte.
    Er war frei.
    Und er kannte jetzt das Gesicht des Mörders.

32
    F reitagfrüh. Der Mistral brauste immer noch, verteilte paritätisch Staub, Plastiktüten und schlechte Träume.
    Zadira checkte ihr Handy, während sie mit einem Gefühl der Vorfreude die Gasse zum Marktplatz hinuntereilte. Darunter mischte sich Unruhe; Commissaire Mazan war vergangene Nacht und auch an diesem Morgen nicht nach Hause gekommen.
    Nach Hause? Ich fange an zu spinnen.
    Katzen führten nun mal ihr eigenes Leben, und vermutlich hatte er nur getan, um was sie ihn gebeten hatte: Wenn du wieder gehen kannst, dann geh.
    Dabei hätte sie ihm gern von ihrem Plan erzählt. Sie wollte fischen gehen. Und ihr Köder war die Spanische Fliege.
    Zadira rief Djamal an.
    »Und?«, fragte sie. »Hast du was über Mattia Bertani?«
    »Nichts. Keine Adresse, keine Kreditkarten,

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