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Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Bagnol
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DNS anfordern können, bevor Minotte ihr den Fall entzogen hatte. Und er war nicht daran interessiert, gegen einen anderen Täter als den toten Einbrecher zu ermitteln. Sie nahm sich vor, gleich morgen, am Montag, mit Staatsanwältin Lafrage zu sprechen. Und Minotte, dieser falsche Hund, konnte sie mal. Kreuzweise.
    Dr. Mathilde Hervé fuhr fort. »Ich habe die Nummer sieben durch die Datenbanken gejagt. Nichts.«
    »Er hat sich viel Mühe gegeben, seine Spuren zu tilgen.«
    »Ein vorsichtiger Mensch, in der Tat. Die Spuren auf der Kette waren genau dort, wo sie jemand anfassen musste, um die Kette in eine Drosselschlinge zu verwandeln. Da ist allerdings noch etwas, das sogar mich ziemlich ratlos macht.«
    Die Forensikerin hatte sich noch mal die Fingernägel des mutmaßlichen Einbrechers vorgenommen.
    »An denen war zuerst der junge Kollege aus Apt dran, weil ich keine Zeit hatte und Minotte den Fall unbedingt abschließen wollte. Und jetzt passen Sie auf: Julies Epidermis-Schüppchen waren mit dem Abrieb eines Peeling-Handschuhs vermischt.«
    Natürlich, Julies Peeling-Handschuh war ins Spurenasservat gewandert. Und von dort …
    »Haben Sie eine Erklärung dafür, Lieutenant?«
    »Keine, die Ihnen gefallen wird, Doktor.«
    »Hm, das dachte ich mir fast. Ich weiß auch nicht, ob ich sie hören will. Viel Glück.«
    Sie legten auf.
    Als Zadira die CD von Puccini in den Player schob, dachte sie an den aalglatten Minotte. Wenn die Spuren wirklich gefälscht waren, kam er als Erster dafür in Frage. Es lag eine gewisse Ironie darin, dass Monsieur Commissaire gegen Gesetze verstieß, um Leute wie Alexandre und seine Freunde zu schützen, die das Verbrechen, um das es ging, gar nicht begangen hatten.
    Sie startete die Arie Un bel dì vedremo.
    Das letzte Lied, das Julie in ihrem kurzen Leben gehört hatte.
    Während die zarten Klänge durch die Räume schwebten, ging Zadira in die Küche. Pauls Reich, wie sie inzwischen wusste, hier hatte er gewirkt.
    Der riesengroße, zweitürige Bosch-Kühlschrank surrte kraftvoll. Sie öffnete die Tür. Viel war nicht mehr drin, nur Champagnerflaschen. Sie schloss die Tür wieder.
    Zadira sog überrascht die Luft ein, als sie ihn direkt vor sich sah. Er hatte sich hinter der Tür herangeschlichen, unhörbar für sie, weil die Musik lief.
    »Nein!«, stieß sie heiser hervor.
    Ihre Hand zuckte zum Gürtel, wo die Waffe …
    Da stieß er ihr einen Elektroschocker auf Herzhöhe gegen die Brust. Es war, als hätte Zadira in Waden, Armen, Lunge und Kopf einen verheerenden Krampf. Der Fliesenboden kam näher und klappte über ihr zusammen.
    Die Welt wurde schwarz.

    Mattia war glücklich.
    Er fühlte sich eins mit seinem dunklen Engel und dessen glühender Kraft. Nun ließ der Engel ihn auch teilhaben an den Akten ihrer gemeinsamen Schöpfung. Alle seine Sinne waren geschärft. Auf der Beerdigung dieser nichtsnutzigen kleinen Nutte hatte er die Scham und die Schuld schon buchstäblich aus den Gesichtern herauslesen können. Natürlich war ihm auch der Blickwechsel zwischen der blonden Hexe und der Araberhure nicht entgangen. Ihn hingegen hatte niemand bemerkt, als er den beiden Frauen gefolgt war und ihr Gespräch belauschte. Nur die Raben waren aufgeflogen.
    »Töte sie, wenn sie in das Haus geht«, hatte der Engel gesagt.
    Wie einfach alles war, wenn er und der Engel ihre Kraft vereinten. Wie kristallklar er alles durchdenken konnte.
    Mattia griff ihre Pistole, hob die Araberhure vom Boden auf und warf sie sich wie einen Sack nasser Wäsche über die Schulter. Dann nahm er die Champagnerflasche aus dem Kühlschrank und stieg die Treppe zum ersten Stock empor.
    Wo die Spielzimmer der Herrschaften waren.
    Mattia lachte leise.

    In Zadiras Ohren rauschte es. Die Geräusche waren so gedämpft, als ob sie mit dem Kopf unter Wasser lag. Sie konnte nur mühsam durch die Nase atmen. Panik stieg in ihr auf. Ihr eigenes Schnaufen brachte sie zur Besinnung: Sie erstickte nicht. Der Stoff, der trocken und faserig ihren Mund ausfüllte, fühlte sich an wie Wolle. Ein Knebel.
    Dann kam der Schmerz.
    Der harte Druck auf der Brust. Ihre Gedanken rasten. Ein Schlag? Eine Faust? Da fiel es ihr wieder ein.
    Der Elektroschocker. Er war hier. Mattia!
    Zadira riss die Augen auf.
    Da waren Stühle, Zimmerwände, Dämmerlicht. Sie wollte aufstehen, fühlte aber weder ihre Beine noch ihre Arme.
    Übelkeit stieg in ihr hoch, sie schmeckte den säuerlichen Mageninhalt in ihrer Speiseröhre. Sie schluckte und

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