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Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Bagnol
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was? Niemand! Merde, Gaspard, kann ich nicht mal mit meiner Mutter telefonieren? Was? Ja, leck mich auch.«
    Zadira hatte, kaum war der Name gefallen, das Telefon ans Ohr gerissen. Hielt den Atem an. Gaspard. Konnte sie vielleicht seine Stimme hören? Zwischen all den Geräuschen des Dezernats, dem Telefonklingeln, dem Fluchen, dem Dröhnen der Stadt? Augenblicklich verspürte sie ein sehnsüchtig-quälendes Ziehen in ihrem Unterleib.
    »Und?«, fragte der Schlüssel von Panier in Zadiras Gedanken hinein. »Hast du jemanden, mit dem du …?«
    »Mit dem ich was?«
    »Redest. Mal ’ne Pizza essen gehst.«
    Sie schwieg. Ihr fiel niemand ein, mit dem sie hier gern eine Pizza essen würde.
    »Einen copain? Liebhaber? Kollegen? Camille, du weißt, Leute wie wir brauchen Leute wie uns.«
    »Solche Leute wie die hier braucht keiner.«
    »Und was geht sonst so?«, wollte Djamal wissen.
    »Frauenmorde. Jung, schön, alle ante mortem gequält.«
    »Ach, verfickte merde, Camille.«
    »Ja, besser hätte ich es kaum ausdrücken können.«
    Sie dachte an die erdrosselte Studentin. An Commandante Morel. »Überlassen Sie die Sensationsgier den Reportern«, hatte er befohlen, als Zadira Einsicht in die Akten ungeklärter Fälle beantragt hatte. In dem Zeitungsartikel, der sie alarmiert hatte, waren ungeklärte Morde an alleinstehenden Frauen aus Bédoin, Monteux und Venasque erwähnt worden. Das musste nicht unbedingt ein Serienmörder sein, wie es Le Dauphiné so marktschreierisch beschworen hatte. Es konnten auch Drogenkonsortien oder Mädchenschleppersyndikate dahinterstecken.
    Morel hatte ihr die Akteneinsicht verweigert. »Ich bezahle Sie nicht fürs Phantasieren, Matéo.«
    »Sie bezahlen mich gar nicht. Das macht der Steuerzahler.«
    Zadira hatte die Unterlagen ausgeliehen, wie sie es nannte. Geklaut, wie es andere ausdrücken würden. Sie wollte jetzt am Wochenende während ihres Bereitschaftsdienstes die drei Dörfer und die Familien der Opfer besuchen. Und sich ein eigenes Bild von den Frauenmorden machen.
    Sie hörte das Feuerzeugrädchen, als sich Djamal eine Zigarette anzündete, daran zog und entspannt ausatmete.
    Zadira spielte mit dem in Alupapier gewickelten Bröckchen marokkanischen Haschs, das sie Victor abgeknöpft hatte.
    Victors Dope war doch keine Kippe, nicht wahr?
    »Ich muss los«, log Zadira.
    »Ich auch. Schießerei in Saint-Antoine. Vor einem türkischen Imbiss. Das wird eine schöne Sauerei sein.«
    Sie legten auf, ohne sich voneinander zu verabschieden. Auch so eine Angewohnheit in ihrem Viertel: Sag nie adieu, das bringt nur Unglück.
    Gaspard. Allein schon seinen Namen zu hören hatte sie in eine Unruhe versetzt, die sie längst überwunden geglaubt hatte.
    Sie suchte in den Jaffa-Kisten zwischen ihren Büchern herum. In einer davon fand Zadira Zigarettenblättchen und in dem Schuber, in dem sie CDs verschiedener Banlieue-Bands aufbewahrte, Bio-Tabak zum Drehen. Geschickt baute sie sich eine prachtvolle carotte, einen Joint.
    Zehn Minuten später hatte sie gerade den Fahrersitz ihres alten Lancia Rally mit nassen Handtüchern über dem heißen Leder ausgelegt, als sie spürte, dass sie beobachtet wurde. Misstrauisch richtete Zadira sich auf und suchte den Kirchvorplatz mit den Augen ab. Leer. Danach die mit hohen, grünen und blauen Läden geschützten Fenster der Häuser. Hier und da stand eine Tür offen, ein Küchenstuhl neben den Eingangstreppen und den bunten Blumentöpfen.
    Aber auch da war niemand.
    Niemand, bis auf einen schwarzen Kater mit gespaltenem Ohr, der am Ende der Rue de Bernus saß und sie fixierte. Neben ihm ein junges Karthäuserkätzchen mit rotem Halsband und Glöckchen. Als der schwarze Kater, den Zadira als den staubigen Wanderer von vor zwei Tagen erkannte, sicher sein konnte, dass sie ihn bemerkt hatte, packte er den Blaugrauen im Nacken und schleppte den Verblüfften in ihre Richtung.
    Fast wie eine Verhaftung, schoss es ihr durch den Kopf. Nur dass der Kater statt eines Polizeigriffs, nun ja, einen »Maulgriff« anwandte. Schließlich stand der Schwarze mitsamt seiner Beute vor ihren Füßen.
    »Tin-Tin? Du hast mir Tin-Tin gebracht?«, fragte Zadira perplex. »Dann bist du wohl der Katzen-Commissaire von Mazan, hm?«, raunte sie und ließ sich in die Hocke gleiten. Als sie Tin-Tin im Griff hatte, ließ der Schwarze ihn los.
    » Merci, Commissaire Mazan«, sagte Zadira zu ihm. »Diesen Fall haben Sie gelöst.« Seine grünen Augen waren unergründlich. Als Zadira ihre

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