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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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des Crasto zerstört. Soweit ich weiß, war
    Lillo, als der Ansturm vorbei war, allein im Haus und schwer
    verletzt. Ein Bauer hat ihn gesehen, als italienische Soldaten
    ihn auf einen Lastwagen legten, er verlor sehr viel Blut. Das
    ist das letzte, was ich von Lillo gehört habe. Seitdem habe ich
    keine Nachricht mehr von ihm, und ich habe, weiß Gott,
    Nachforschungen angestellt!«
    »Ist es möglich, daß es in seiner Familie keinen einzigen
    Überlebenden gibt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Der Preside merkte, daß seine Frau irgendeinem
    Gedanken nachhing, sie hatte die Augen halb geschlossen und
    war weit weg.
    »Angilina!« rief der Preside.
    Die alte Dame fuhr zusammen und sah Montalbano
    lächelnd an.
    »Sie müssen mir verzeihen. Mein Mann sagt immer, ich
    sei eine phantastische Frau, aber das soll kein Lob sein, es
    heißt nur, daß hin und wieder meine Phantasie mit mir
    durchgeht.«
    Fünfzehn

    Nach dem Abendessen mit den Burgios war er schon um zehn
    Uhr wieder zu Hause, zu früh zum Schlafengehen. Im
    Fernsehen gab es eine Diskussion über die Mafia, eine über
    die italienische Außenpolitik, eine dritte über die
    Wirtschaftslage, einen runden Tisch über die Verhältnisse in
    der Nervenklinik von Montelusa, eine Debatte über die
    Informationsfreiheit, einen Dokumentarfilm über kriminelle
    Jugendliche in Moskau, einen Dokumentarfilm über Robben,
    einen dritten über Tabakanbau, einen Gangsterfilm, der im
    Chicago der dreißiger Jahre spielte, die tägliche Sendung, in
    der ein ehemaliger Kunstkritiker und jetziger Abgeordneter
    und politischer Kommentator gegen Richter, linke Politiker
    und Feinde geiferte und sich für einen kleinen Saint-Just hielt,
    sich damit aber nahtlos in die Schar der Teppichverkäufer,
    Fußpfleger, Zauberer und Stripteasetänzerinnen einreihte, die
    immer häufiger über den Fernsehschirm flimmerten. Er
    schaltete den Fernseher aus, machte draußen Licht und setzte
    sich mit einer Zeitschrift, die er abonniert hatte, auf die Bank
    in der Veranda. Die Zeitschrift war gut aufgemacht und
    brachte interessante Artikel, geschrieben von einer Gruppe
    junger Umweltschützer aus der Provinz. Er las das
    Inhaltsverzeichnis durch und sah sich, da er nichts
    Interessantes fand, die Fotos an, die oft von Skandalen
    handelten und exemplarisch sein wollten, was sie auch
    tatsächlich manchmal waren.
    Er war überrascht, als es an der Tür klingelte. Ich erwarte
    doch niemanden, dachte er, aber da fiel ihm ein, daß Anna ihn
    am Nachmittag angerufen hatte. Er hatte ihr den Wunsch, ihn
    zu besuchen, nicht abschlagen können, er fühlte sich in ihrer
    Schuld, weil er sie – auf gemeine Weise, er gab es ja zu – mit
    seiner erfundenen Geschichte benutzt hatte, um Ingrid von den
    Nachstellungen ihres Schwiegervaters zu erlösen.
    Anna küßte ihn auf die Wangen und reichte ihm ein
    Päckchen.
    »Ich habe dir petrafèrnula mitgebracht.«
    Dieses Gebäck war kaum noch zu bekommen,
    Montalbano liebte es, und warum es die pasticceri nicht mehr
    herstellten, wußte kein Mensch.
    »Ich hatte in Mìttica zu tun, da habe ich es in einem
    Schaufenster gesehen und für dich gekauft. Gib acht auf deine
    Zähne.«
    Das Gebäck schmeckte um so besser, je härter es war.
    »Was hast du gerade gemacht?«
    »Nichts, in einer Zeitschrift gelesen. Komm doch auch
    raus.« Sie setzten sich auf die Bank, Montalbano schaute
    weiter Fotos an, Anna stützte den Kopf in die Hände und sah
    aufs Meer hinaus.
    »Wie schön es bei dir ist!«
    »Mhm.«
    »Man hört nur die Wellen rauschen.«
    »Mhm.«
    »Stört es dich, wenn ich rede?«
    »Nein.«
    Anna schwieg. Nach einer Weile sprach sie weiter. »Ich
    gehe rein, fernsehen. Mir ist ein bißchen kalt.«
    »Hmhm.«
    Der Commissario mochte sie nicht unbedingt ermuntern,
    Anna wollte sich offensichtlich dem nur ihr vorbehaltenen
    Vergnügen hingeben, so zu tun, als sei sie seine Freundin, und
    sich vorzustellen, sie verbringe einen ganz normalen Abend
    mit ihm. Da sah er auf der letzten Seite der Zeitschrift ein
    Foto, auf dem das Innere einer Grotte abgebildet war, die
    »Grotta di Fragapane«, die eigentlich eine Nekropolis war, ein
    Ensemble christlicher Gräber, die in antiken Zisternen
    ausgehoben waren. Das Foto veranschaulichte die Rezension
    des soeben erschienenen Buches eines gewissen Alcide
    Maraventato mit dem Titel Bestattungsriten in der Gegend von
    Montelusa. Die Veröffentlichung dieser sehr fundierten
    Abhandlung von Maraventato – versicherte der

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