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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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hatte das Schaufenster des Ladens
    nebenan gesehen, in dem antike Münzen ausgestellt waren.
    Er stand auf, sagte Catarella Bescheid, daß er weggehe,
    aber spätestens in einer halben Stunde wieder zurück sei, und
    ging zu Fuß zu dem Laden. Er hieß Cose, Dinge, und Dinge
    hatte er im Schaufenster: Wüstenrosen, Briefmarken,
    Kerzenleuchter, Ringe, Broschen, Münzen, Edelsteine. Er trat
    ein, und ein hübsches, gepflegtes Mädchen empfing ihn mit
    einem Lächeln. Er bedauerte es, daß er sie enttäuschen mußte,
    und erklärte, er wolle nichts kaufen, sondern habe die Münzen
    im Schaufenster gesehen und wolle wissen, ob es hier im
    Laden oder in Vigàta jemanden gebe, der etwas von
    Numismatik verstehe.
    »Klar gibt es da jemanden«, sagte das Mädchen und
    lächelte immer noch, daß es eine Wonne war. »Meinen
    Großvater.«
    »Wo kann ich ihn stören?«
    »Sie stören ihn überhaupt nicht, er wird sich freuen. Er ist
    hinten im Zimmer, ich sage ihm schnell Bescheid.«
    Montalbano hatte nicht mal die Zeit, sich eine Pistole
    ohne Abzugshahn vom Ende des neunzehnten Jahrhunderts
    anzuschauen, da war sie schon zurück.
    »Bitte, kommen Sie.«
    Das Hinterzimmer war eine herrliche Rumpelkammer mit
    Trichtergrammophonen,
    vorsintflutlichen
    Nähmaschinen,
    Vervielfältigungsapparaten, Bildern, Stichen, Nachttöpfen,
    Pfeifen. Und überall Bücherregale, auf denen wild
    durcheinander
    Inkunabeln,
    Lampenschirme,
    pergamentgebundene Bücher, Schirme und Klappzylinder
    lagen. Mittendrin stand ein Schreibtisch, an dem ein alter
    Mann saß; eine Jugendstillampe diente ihm als Lichtquelle.
    Mit einer Pinzette hielt er eine Briefmarke, die er durch ein
    Vergrößerungsglas untersuchte.
    »Was wollen Sie?« fragte er unfreundlich und sah nicht
    mal auf.
    Montalbano legte die drei Münzen vor ihn hin. Der Alte
    sah kurz von seiner Briefmarke auf und warf einen achtlosen
    Blick auf die Münzen.
    »Wertlos.«
    So griesgrämig wie der hier war von den Alten, die
    Montalbano im Lauf seiner Ermittlungen über die Toten vom
    Crasticeddru bisher kennengelernt hatte, noch keiner gewesen.
    Man müßte sie alle in einem Altersheim versammeln,
    dachte der Commissario, dann ginge es mit dem Befragen
    schneller.
    »Ich weiß, daß sie wertlos sind.«
    »Was wollen Sie dann wissen?«
    »Wann sie aus dem Umlauf genommen wurden.«
    »Denken Sie mal nach.«
    »Als die Republik ausgerufen wurde?« fragte Montalbano
    auf gut Glück.
    Er kam sich vor wie ein Schüler, der unvorbereitet in eine
    Prüfung gegangen war. Der Alte lachte, und sein Lachen klang
    wie das Scheppern von zwei leeren Blechbüchsen, die
    aneinanderstießen.
    »War das falsch?«
    »Allerdings, und wie. Die Amerikaner landeten hier bei
    uns in der Nacht vom neunten auf den zehnten Juli 1943.
    Diese Münzen wurden im Oktober desselben Jahres aus dem
    Umlauf genommen. Sie wurden durch die amlire ersetzt, das
    Papiergeld, das die Amgot, die Alliierte Militärverwaltung der
    besetzten Gebiete, drucken ließ. Und weil es Banknoten zu
    einer, fünf und zehn Lire waren, wurden die Centesimi außer
    Kurs gesetzt.«
    Als Fazio und Galluzzo zurückkamen, war es schon
    dunkel, und der Commissario schimpfte.
    »All'anima! Ihr habt euch ja ganz schön Zeit gelassen!«
    »Wie bitte?« wehrte sich Fazio. »Sie kennen den Tenente
    doch! Er hat den Toten erst angefaßt, als der Giudice und
    Dottor Pasquano endlich da waren. Die haben sich Zeit
    gelassen!«
    »Und?«
    »Die Leiche war taufrisch. Pasquano hat gesagt, vom
    Mord bis zu dem Anruf wäre nicht mal eine Stunde vergangen.
    Der Tote hatte seinen Ausweis in der Tasche: Gullo Pietro,
    zweiundvierzig Jahre, blaue Augen, blond, Gesichtsfarbe rosa,
    geboren in Merfi, wohnhaft in Fela, Via Matteotti 32,
    verheiratet, keine besonderen Kennzeichen.«
    »Warum bewirbst du dich nicht beim Standesamt?«
    Fazio überhörte die Provokation würdevoll und fuhr fort:
    »Ich bin nach Montelusa gefahren und habe im Archiv
    nachgesehen. Dieser Gullo hatte eine ganz normale Jugend,
    zwei Diebstähle, eine Schlägerei. Dann hat er sich am Riemen
    gerissen, zumindest scheint es so. Er handelte mit Getreide.«

    »Ich bin Ihnen wirklich dankbar, daß ich gleich kommen
    konnte«, sagte Montalbano zum Preside, der ihm die Tür
    geöffnet hatte.
    »Aber ich bitte Sie! Es ist mir eine große Freude.«
    Er ließ ihn herein, führte ihn ins Wohnzimmer, bat ihn,
    Platz zu nehmen, und rief: »Angilina!«
    Schon erschien – neugierig auf den unerwarteten

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