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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Licht.«
    »Gut, aber Sie haben doch sicher in der Zeitung
    gelesen...«
    »Ich kaufe keine Zeitungen.«
    Warum nur stellte er sich dauernd selbst ein Bein?
    Montalbano holte tief Atem, machte einen neuen Anlauf und
    erzählte alles, von den Waffen bis zur Entdeckung der Toten
    im Crasticeddru.
    »Warten Sie, ich mache Licht, da redet sich's besser.«
    Maraventato wühlte zwischen den Papieren auf dem Tisch,
    fand eine Schachtel Streichhölzer und zündete mit zittriger
    Hand eines an. Montalbano bekam eine Gänsehaut. Wenn er
    es fallen läßt, dachte er, brennen wir in drei Sekunden
    lichterloh.
    Aber das Unternehmen glückte, und alles wurde
    schlimmer, weil die Lampe zwar den halben Tisch matt
    beleuchtete, dafür aber die Seite, an der der Alte saß, in
    tiefstes Dunkel tauchte. Montalbano staunte, als der Pfarrer
    eine Hand ausstreckte und nach einer kleinen Flasche mit
    einem merkwürdigen Verschluß griff. Auf dem Tisch standen
    drei weitere Flaschen, zwei waren leer, die dritte mit einer
    weißen Flüssigkeit gefüllt. Es waren keine richtigen Flaschen,
    es waren Babyfläschchen, alle mit Sauger. Montalbano fühlte
    sich merkwürdig unbehaglich, der Alte hatte angefangen zu
    nuckeln.
    »Bitte entschuldigen Sie, ich habe keine Zähne.«
    »Warum trinken Sie die Milch nicht aus einer Schale oder
    einer Tasse oder, was weiß ich, aus einem Becher?«
    »Weil es so besser schmeckt. Es ist wie Pfeiferauchen.«
    Montalbano beschloß, sobald wie möglich zu
    verschwinden, erhob sich, zog zwei Fotos aus der Tasche, die
    er sich von Jacomuzzi hatte geben lassen, und reichte sie dem
    Pfarrer.
    »Könnte das ein Bestattungsritual sein?«
    Da kam Leben in den Alten, der sich grunzend die Fotos
    ansah.
    »Was war in der Schale?«
    »Münzen aus den vierziger Jahren.«
    »Und in dem Krug?«
    »Nichts... Überhaupt nichts... Da kann nur Wasser drin
    gewesen sein.«
    Gedankenverloren nuckelte der Alte eine Weile vor sich
    hin. Montalbano setzte sich wieder.
    »Es ergibt keinen Sinn«, sagte der Pfarrer und legte die
    Fotos auf den Tisch.

Sechzehn
    Montalbano war fix und fertig, der Kopf schwirrte ihm von
    den unzähligen Fragen des Pfarrers, und außerdem stieß
    Alcide Maraventato jedesmal, wenn er keine Antwort wußte,
    eine Art Klagelaut aus und schmatzte aus Protest noch lauter
    als vorher. Er hatte das zweite Fläschchen angesetzt.
    In welche Richtung zeigten die Köpfe der Leichen?
    War der Krug aus gewöhnlichem Ton oder aus einem
    anderen Material?
    Wie viele Münzen lagen in der Schale?
    Wie weit genau waren der Krug, die Schale und der Hund
    aus Terracotta jeweils von den beiden Toten entfernt?
    Endlich war das Kreuzverhör vorbei. »Es ergibt keinen
    Sinn.«
    Am Ende des Verhörs hatte sich bestätigt, was der Pfarrer
    gleich zu Anfang gesagt hatte. Mit einer gewissen
    Erleichterung, aus der er kein Hehl machte, glaubte der
    Commissario, aufstehen, sich verabschieden und gehen zu
    können.
    »Warten Sie, warum so eilig?«
    Resigniert setzte Montalbano sich wieder hin. »Ein
    Bestattungsritual ist es nicht, vielleicht ist es etwas anderes.«
    Plötzlich fiel alle Müdigkeit von Montalbano ab, er kam
    aus seinem Tief heraus und war wieder im Vollbesitz seiner
    geistigen Kräfte: Maraventato hatte also doch seinen Verstand
    beieinander.
    »Sprechen Sie, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir
    Ihre Meinung dazu sagten.«
    »Haben Sie Umberto Eco gelesen?«
    Montalbano begann zu schwitzen.
    Gesù, jetzt prüft er mich in Literatur, dachte er und
    druckste herum: »Ich habe seinen ersten Roman gelesen, auch
    Platon im Stripteaselokal und Wie man mit einem Lachs
    verreist, und ich finde beide...«
    »Ich nicht, die Romane kenne ich nicht. Ich meinte die
    Einführung in die Semiotik, aus der uns einige Passagen
    hilfreich sein könnten.«
    »Bedaure, das habe ich nicht gelesen.«
    »Haben Sie auch Semeiotiké von der Kristeva nicht
    gelesen?«
    »Nein, und ich habe auch überhaupt keine Lust, es zu
    lesen«, erwiderte Montalbano, der allmählich ungehalten
    wurde; langsam kam ihm der Verdacht, daß der Alte sich über
    ihn lustig machte.
    »Na gut«, sagte Alcide Maraventato resigniert. »Dann
    erkläre ich es Ihnen an einem ganz einfachen Beispiel.«
    Also auf meinem Niveau, dachte Montalbano. »Wenn Sie
    als Commissario einen Erschossenen finden, dem man einen
    Stein in den Mund gesteckt hat, was denken Sie dann?«
    »Wissen Sie«, sagte Montalbano, entschlossen, sich zu
    revanchieren, »das ist Schnee von gestern,

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