Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta
denn nicht da?«
»Er war da, ist aber nirgends zu finden.«
»Wolltest du hinfahren?«
» Sissi.«
» Überlaß es den anderen. Ruf gleich Tortorella an, sag
ihm, er soll Augello Bescheid sagen. Die beiden sollen
hinfahren. Sag, du kannst nicht kommen, erzähl ihnen
irgendeinen Schwachsinn, daß du aus dem Bett gefallen und
dir den Kopf angehauen hast oder so was. Halt, nein: Sag, daß
die Carabinieri dich verhaftet haben. Oder noch besser, ruf ihn
an und sag, er soll die Arma informieren, es ist ja nichts
Großartiges, nur ein blöder Diebstahl, und die Arma freut sich,
wenn wir sie bitten, mit uns zusammenzuarbeiten. Jetzt hör zu:
Wenn du Tortorella, Augello und der Arma Bescheid gegeben
hast, ruf Gallo und Galluzzo an – meine Güte, das ist ja zum
Gallensteinekriegen – und Germanà auch, und dann kommt ihr
zu der Stelle, die ich dir gleich beschreibe. Bewaffnet euch mit
Maschinenpistolen.«
»Ach du Scheiße!«
»Scheiße, genau. Es geht um eine große Sache, wir
müssen vorsichtig sein, und daß mir keiner auch nur ein
Sterbenswörtchen darüber verliert, vor allem nichts zu
Galluzzo mit seinem Schwager, dem Journalisten. Und sag
dem Hohlkopf Gallo, er soll gefälligst nicht fahren wie in
Indianapolis. Keine Sirene, kein Blaulicht. Wenn es Wirbel
gibt und der Teich Wellen schlägt, schwimmt der Fisch davon.
Jetzt erklär' ich dir, wo du hin mußt, hör gut zu.«
Seit dem Telefongespräch war nicht mal eine halbe
Stunde vergangen, als sie leise vorfuhren; man konnte sie für
eine normale Streife halten. Sie stiegen aus dem Wagen und
gingen auf Montalbano zu, der ihnen ein Zeichen gab, ihm zu
folgen. Hinter einem halbverfallenen Haus, wo man sie von
der Provinciale aus nicht sehen konnte, blieben sie stehen.
»Ich hab' eine MP für Sie im Auto«, sagte Fazio.
»Steck sie dir sonstwohin. Hört gut zu: Wenn wir uns
schlau anstellen, könnte es sein, daß wir Tano u Grecu
hoppnehmen.«
Montalbano konnte förmlich spüren, wie seine Leute für
einen Augenblick den Atem anhielten.
»Tano u Grecu ist hier?« fragte Fazio, der sich als erster
wieder gefaßt hatte, erstaunt.
»Ich hab' ihn gesehen, er ist es höchstpersönlich, er hat
sich zwar einen Bart wachsen lassen, aber man erkennt ihn
trotzdem.«
»Und wie kommt es, daß Sie ihn getroffen haben?«
»Fazio, nerv nicht, ich erklär's dir später. Tano ist in
einem kleinen Haus oben auf diesem Hügel, von hier sieht
man's nicht. Es ist von Olivenbäumen umgeben. Das Haus hat
zwei Zimmer, eins oben und eins unten. Vorn gibt es eine Tür
und ein Fenster, ein zweites Fenster ist im oberen Zimmer,
aber es geht nach hinten raus. Ist das klar? Habt ihr alles
verstanden? Tano kann nur vorn raus oder höchstens noch aus
dem oberen Fenster springen, aber dann rammt er sich
wahrscheinlich die Beine in den Bauch. Wir tun folgendes:
Fazio und Gallo gehen nach hinten, ich, Germanà und
Galluzzo brechen vorn die Tür auf und gehen rein.«
Fazio sah ihn zweifelnd an.
»Was ist los? Bist du etwa nicht einverstanden?«
»Sollten wir nicht lieber das Haus umstellen und ihm
sagen, daß er sich ergeben soll? Wir sind fünf gegen einen, der
hat doch keine Chance.«
»Bist du denn sicher, daß Tano allein im Haus ist?«
Fazio schwieg.
»Hört auf mich«, sagte Montalbano und schloß damit den
kurzen Kriegsrat, »er soll ruhig ein dickes Überraschungsei
finden.«
Drei
Nach Montalbanos Einschätzung durften Fazio und Gallo vor
mindestens fünf Minuten hinter dem Haus Stellung bezogen
haben; er selbst lag auf dem Bauch im Gras, hatte die Pistole
in der Hand – ein Stein drückte ihm unangenehm genau auf
den Magen – und kam sich furchtbar lächerlich vor, wie ein
Typ aus einem Gangsterfilm. Daher konnte er es gar nicht
erwarten, das Zeichen zum Öffnen des Kinovorhangs zu
geben. Er sah Galluzzo an, der neben ihm lag – Germanà war
weiter weg, rechts von ihnen –, und flüsterte: »Bist du bereit?«
»Ja«, antwortete der Beamte, der ein einziges
Nervenbündel war und sichtlich schwitzte. Montalbano hatte
durchaus Mitleid, aber er konnte ihm ja schlecht erzählen, daß
es sich hier um eine Inszenierung handelte, mit Ungewissem
Ausgang zwar, aber trotzdem um reines Theater.
»Los!« befahl er ihm.
Wie von einer restlos zusammengedrückten Feder
weggeschleudert, fast ohne den Boden zu berühren, erreichte
Galluzzo mit drei Sprüngen das Haus und drückte sich links
von der Tür an die Mauer. Der
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