Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta
in seinem Büro.
»Mein lieber Freund, ich möchte Ihnen meinen
herzlichsten Glückwunsch übermitteln!«
»Danke.«
»Da haben Sie ja einen tollen Treffer gelandet!«
»Wir hatten Glück.«
»Es scheint, als sei die fragliche Person weit wichtiger,
als sie selbst sich immer dargestellt hat.«
»Wo ist er jetzt?«
»Unterwegs nach Palermo. Die Antimafia wollte es so, da
war nichts zu machen. Ihre Kollegen durften nicht mal in
Montelusa halt machen, sondern mußten weiterfahren. Ich
habe ein Begleitfahrzeug mit vier Leuten mitgeschickt.«
»Dann haben Sie also gar nicht mit Fazio gesprochen?«
»Dazu war weder Zeit noch Gelegenheit. Ich weiß fast
nichts von der Geschichte. Ich wäre Ihnen also dankbar, wenn
Sie heute nachmittag zu mir ins Büro kommen und mir alles
detailliert berichten würden.«
Das ist hier die Frage, dachte Montalbano; die
Übersetzung von Hamlets Monolog war ihm eingefallen. Doch
er erkundigte sich nur: »Um wieviel Uhr?«
»Sagen wir, gegen fünf. Ach ja, Palermo bittet uns
dringend, die Aktion absolut geheim zu halten, zumindest im
Augenblick noch.«
»An mir soll's nicht liegen...«
»Ich meine nicht Sie, ich kenne Sie ja gut genug und kann
Ihnen versichern, daß Fische im Vergleich zu Ihnen
gesprächig sind. Ach, übrigens...«
Es entstand eine Pause, der Questore war ins Stocken
geraten, und Montalbano wollte auch gar nicht hören, was er
zu sagen hatte, denn diese lobenden Worte – »ich kenne Sie ja
gut genug« – klangen ihm alarmierend in den Ohren.
»Also, Montalbano...« fing der Questore zögernd wieder
an, und es klang noch alarmierender.
»Ja bitte?«
»Ich glaube, ich kann Ihnen die Beförderung zum
Vicequestore diesmal nicht ersparen.«
» Madunnuzza biniditta! Aber weswegen denn?«
»Seien Sie nicht kindisch, Montalbano.«
»Entschuldigen Sie, aber weswegen soll ich denn
befördert werden?«
»Was für eine Frage! Für das, was Sie heute morgen
getan haben.«
Montalbano überlief es gleichzeitig heiß und kalt, seine
Stirn war schweißnaß, im Rücken fröstelte es ihn; diese
Aussicht war eine Horrorvorstellung.
»Signor Questore, ich habe nichts anderes getan als das,
was meine Kollegen jeden Tag tun.«
»Das bezweifle ich nicht. Aber gerade diese Festnahme
wird viel Wirbel machen, wenn sie erst mal bekannt ist.«
»Gibt es denn gar keine Hoffnung?«
»Stellen Sie sich doch nicht so an!«
Der Commissario fühlte sich wie ein Thunfisch in der
Todeszelle, die Luft blieb ihm weg, vergebens machte er
seinen Mund auf und zu und versuchte dann mit letzter
Verzweiflung, sich aus der Affäre zu ziehen.
»Könnten wir nicht sagen, daß es Fazios Schuld ist?«
»Wie meinen Sie das, Schuld?«
»Verzeihen Sie, ich habe mich falsch ausgedrückt, ich
meine natürlich, sein Verdienst.«
»Bis später, Montalbano.«
Augello, der an der Tür gelauert hatte, sah den Commissario
fragend an.
»Was hat der Questore denn gesagt?«
»Wir hatten eine Lagebesprechung.«
»Aha, und warum schaust du dann so aus?«
»Wie schaue ich denn aus?«
»Fix und fertig.«
»Mir liegt das Abendessen von gestern noch im Magen.«
»Was hast du denn Feines gegessen?«
»Anderthalb Kilo mostazzoli di vino cotto .«
Augello sah ihn verdutzt an, und Montalbano, der die
Frage nach dem Namen des Verhafteten kommen sah, nutzte
die Gelegenheit, um Augello abzulenken, und wechselte das
Thema.
»Habt ihr den Nachtwächter schon gefunden?«
»Den vom Supermarkt? Ja, den habe ich gefunden. Die
Diebe haben ihm einen schweren Schlag auf den Kopf
versetzt, ihn geknebelt, an Händen und Füßen gefesselt und in
eine große Gefriertruhe gesteckt.«
»Ist er tot?«
»Nein, aber besonders lebendig fühlt er sich
wahrscheinlich auch nicht. Als wir ihn rausgeholt haben, war
er wie ein riesiger Stockfisch.«
»Hast du irgendeine Vorstellung, wie das abgelaufen sein
könnte?«
»Na ja, ich kann mir schon was denken, und der Tenente
von der Arma denkt sich was anderes, aber eins ist sicher: Um
das ganze Zeug mitzunehmen, haben sie einen großen Laster
gebraucht. Und mit Beladen müssen mindestens sechs Leute
beschäftigt gewesen sein, die irgendein Profi kommandiert
hat.«
»Hör zu, Mimì, ich fahr' schnell zu Haus vorbei, zieh'
mich um und komm' dann wieder her.«
Auf dem Weg nach Marinella stellte Montalbano fest, daß die
Benzinanzeige aufleuchtete. Er hielt an der Tankstelle, wo vor
einiger Zeit eine Schießerei stattgefunden und er den
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