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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Höhle.«
    Montalbano spürte eine Art leichten Schlag an der
    Wirbelsäule und fand keinen Grund dafür.
    »Höhle?«
    »Ja, al-kahf, Höhle. In der Sure steht, daß Gott dem
    Wunsch einiger Jünglinge, die sich nicht verführen lassen,
    nicht vom wahren Glauben abfallen wollten, entsprach und sie
    in einer Höhle in tiefen Schlaf versetzte. Damit in der Höhle
    immer völlige Dunkelheit herrschte, ließ er die Sonne einen
    anderen Weg nehmen. Sie schliefen etwa dreihundertneun
    Jahre lang. Auch ein Hund schlief bei ihnen, er lag in
    Wachstellung vor dem Höhleneingang, mit ausgestreckten
    Vorderbeinen...«
    Er unterbrach sich, als er sah, daß Montalbano
    leichenblaß geworden war und den Mund auf und zu machte,
    als müsse er nach Luft schnappen.
    »Signore, was ist los? Ist Ihnen nicht wohl, Signore? Soll
    ich einen Arzt holen? Signore!«
    Montalbano war selbst erschrocken über seine Reaktion,
    er fühlte sich schwach, in seinem Kopf drehte sich alles, seine
    Knie waren butterweich, offenbar wirkten seine Verletzung
    und die Operation noch nach. Inzwischen hatte sich eine
    kleine Menschentraube um Rahman und den Commissario
    gebildet. Der Professore gab ein paar Anweisungen, ein
    Araber sauste davon und kam mit einem Glas Wasser zurück,
    ein anderer brachte einen Stuhl und zwang Montalbano, dem
    das alles äußerst peinlich war, sich hinzusetzen. Das Wasser
    erfrischte ihn.
    »Wie sagt man in Ihrer Sprache: Gott ist groß und
    barmherzig?«
    Rahman erklärte es ihm. Montalbano bemühte sich, den
    Klang der Worte nachzuahmen, die Leute lachten über seine
    Aussprache, wiederholten die Worte aber im Chor.
    Rahman teilte sich die Wohnung mit einem älteren
    Kollegen, El Madani, der gerade zu Hause war. Rahman
    bereitete Pfefferminztee zu, während Montalbano die Gründe
    für sein Unwohlsein erklärte. Von den beiden ermordeten
    Jugendlichen, die im Crasticeddru gefunden worden waren,
    wußte Rahman gar nichts, aber El Madani hatte davon gehört.
    »Ich wäre Ihnen dankbar«, sagte der Commissario, »wenn
    Sie mir erklären könnten, inwieweit die Dinge, die in der
    Höhle lagen, auf die Sure zurückzuführen sind. Über den
    Hund gibt es keinen Zweifel.«
    »Der Name des Hundes ist Kytmyr«, sagte El Madani,
    »aber man nennt ihn auch Quotmour. Wußten Sie, daß dieser
    Hund, der Hund aus der Höhle, bei den Persern zum Wächter
    des Briefgeheimnisses wurde?«
    »Kommt in der Sure eine Schale voll Geld vor?«
    »Nein, eine Schale kommt nicht vor, und zwar aus dem
    einfachen Grund, weil die Schlafenden Geld in den
    Hosentaschen hatten. Als sie aufwachen, geben sie einem von
    ihnen Geld, er soll die beste Speise kaufen. Sie sind hungrig.
    Aber der Abgesandte verrät sich dadurch, daß die Münzen
    nicht nur ungültig, sondern auch ein Vermögen wert sind. Die
    Leute wollen diesen Schatz finden und folgen ihm bis in die
    Höhle. So werden die Schlafenden entdeckt.«
    »Doch in dem Fall, mit dem ich mich befasse, gibt es eine
    Erklärung für die Schale«, sagte Montalbano, »weil der Junge
    und das Mädchen nackt in die Höhle gelegt wurden, mußte das
    Geld also irgendwohin getan werden.«
    »Einverstanden«, sagte El Madani, »aber im Koran steht
    nicht, daß sie Durst hatten. Der Wasserbehälter gehört also,
    wenn man von der Sure ausgeht, nicht dazu.«
    »Ich kenne viele Legenden über die Schlafenden, aber in
    keiner ist von Wasser die Rede«, fügte Rahman hinzu.
    »Wie viele Personen schliefen in der Höhle?«
    »Das geht aus der Sure nicht klar hervor, vielleicht spielt
    die Anzahl keine Rolle: drei, vier, fünf, sechs, abgesehen von
    dem Hund. Aber man geht inzwischen allgemein davon aus,
    daß es sieben Schlafende waren, mit dem Hund acht.«
    »Vielleicht hilft es Ihnen, zu wissen, daß die Sure eine
    christliche Legende wiederaufnimmt, die Legende der
    Schlafenden von Ephesos«, sagte El Madani.
    »Es gibt auch ein modernes ägyptisches Drama, Ahl al-
    kahf – das heißt die Leute der Höhle –, des Schriftstellers
    Tafik al-Hakim. Da fallen junge Christen, die von Kaiser
    Decius verfolgt werden, in tiefen Schlaf und wachen in der
    Zeit Theodosius' II. wieder auf. Sie sind zu dritt und haben
    einen Hund dabei.«
    »Wer die Leichen in die Höhle gelegt hat«, folgerte
    Montalbano, »kannte also auf jeden Fall den Koran und
    vielleicht auch das Drama dieses Ägypters.«

    »Signor Preside? Hier ist Montalbano. Ich rufe aus Mazara del
    Vallo an und fahre gleich nach Marsala. Bitte entschuldigen
    Sie, aber

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