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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Nichts
    verschwunden, und dann waren sie plötzlich wieder da. Ich
    möchte gar nicht Pirandello zitieren, aber zumindest Sciascia.
    Haben Sie das Buch über das Verschwinden des Physikers
    Majorana gelesen?«
    »Natürlich.«
    »Majorana, davon bin ich genauso überzeugt wie im
    Grunde Sciascia überzeugt war, wollte verschwinden, und es
    ist ihm gelungen. Es war kein Selbstmord, er war sehr
    gläubig.«
    »Einverstanden.«
    »Und
    erst
    kürzlich
    der
    Fall
    des
    römischen
    Universitätsprofessors, der eines Morgens das Haus verließ
    und spurlos verschwand. Alle haben ihn gesucht, Polizei,
    Carabinieri, sogar seine Studenten, bei denen er sehr beliebt
    war. Er hat sein Verschwinden geplant, und es ist ihm
    gelungen.«
    »Stimmt«, meinte Montalbano.
    Dann dachte er über das, worüber sie redeten, nach und
    sah seinen Vorgesetzten an.
    »Es kommt mir vor, als forderten Sie mich auf
    weiterzumachen, während Sie mir bei anderer Gelegenheit
    vorgeworfen haben, ich kümmerte mich zuviel um diesen
    Fall.«
    »Na und? Jetzt sind Sie rekonvaleszent, damals waren Sie
    im Dienst. Das ist ja wohl ein Unterschied«, erwiderte der
    Questore.

    Wieder zu Hause, wanderte Montalbano von Zimmer zu
    Zimmer. Nach dem Gespräch mit dem Geometra war er fast
    entschlossen gewesen, alles sausenzulassen, überzeugt, daß
    Rizzitano längst unter der Erde lag. Und jetzt hatte der
    Questore ihn wieder angespitzt. Bezeichneten die frühen
    Christen mit dormitio nicht den Tod? Es war sehr gut möglich,
    daß Rizzitano »sich in den Schlaf begeben« hatte, wie die
    Freimaurer sagten, daß er sich zurückgezogen hatte. Aber
    wenn die Dinge so standen, mußte man eine Möglichkeit
    finden, ihn aus dem tiefen Brunnen, in dem er sich versteckt
    hatte, hervorzulocken. Dazu brauchte es jedoch etwas
    Aufsehenerregendes, etwas, das viel Staub aufwirbelte,
    worüber die Zeitungen, das Fernsehen in ganz Italien
    berichteten. Er mußte richtig auf die Pauke hauen. Aber wie?
    Man mußte die Logik aus dem Spiel und der Phantasie freien
    Lauf lassen.
    Es war erst elf, zu früh, um schlafen zu gehen. Er legte
    sich angezogen aufs Bett und las Wendemarke.
    »Gegen Mitte der vergangenen Nacht wurde die Suche
    nach der Leiche Roger Shumanns, des Rennfliegers, der am
    Samstagnachmittag in den See stürzte, endgültig von einem
    dreisitzigen Doppeldecker von ungefähr achtzig Pferdekräften
    aufgegeben, dem es gelang, auf den See hinauszufliegen und
    zurückzukehren, ohne dabei auseinanderzufallen, und einen
    Blumenkranz ungefähr eine dreiviertel Meile von der Stelle
    entfernt abzuwerfen, an der nach allgemeiner Annahme
    Shumann liegt...»

    Bis zum Ende des Romans fehlten nur noch ein paar Zeilen,
    aber der Commissario saß plötzlich mitten auf dem Bett und
    blickte drein wie ein Irrer.
    »Es ist völlig verrückt«, sagte er zu sich, »aber ich mache
    es.«

    »Ist Signora Ingrid da? Ich weiß, daß es spät ist, aber ich muß
    sie sprechen.«
    »Signora nix da. Du sagen, ich schreiben.« Die Familie
    Cardamone suchte sich ihre Hausmädchen mit Vorliebe in
    Gegenden, die nicht mal Tristan da Cunha zu betreten gewagt
    hatte.
    »Manaò tupapaú«, sagte der Commissario. »Nix
    verstehen.« Er hatte den Titel eines Bildes von Gauguin
    genannt, das Mädchen kam aber offenbar nicht aus Tahiti oder
    Umgebung.
    »Du schreiben, ja? Signora Ingrid anrufen Signor
    Montalbano, wenn wieder zurück.«

    Es war schon zwei Uhr vorbei, als Ingrid nach Marinella kam,
    im Abendkleid, rückenfrei bis zum Hintern. Ohne zu zögern,
    war sie der Bitte des Commissario, sie sofort zu treffen,
    gefolgt.
    »Entschuldige, aber ich habe mich nicht umgezogen, um
    keine Zeit zu verlieren. Ich war auf einem stinklangweiligen
    Empfang.«
    »Was hast du? Du gefällst mir nicht. Ist es nur, weil du
    dich auf dem Empfang gelangweilt hast?«
    »Nein, du hast schon recht. Mein Schwiegervater stellt
    mir wieder nach. Gestern früh ist er in mein Schlafzimmer
    geplatzt, als ich noch im Bett lag. Er wollte sofort über mich
    herfallen. Ich habe gedroht, ich würde schreien, da hat er sich
    wieder verzogen.«
    »Dann weiß ich ja, was ich zu tun habe«, grinste der
    Commissario.
    »Was denn?«
    »Er kriegt eine zweite Dosis verabreicht.«
    Sie sah in fragend an, Montalbano schloß eine Schublade
    seines Schreibtisches auf, nahm einen Umschlag heraus und
    reichte ihn Ingrid. Als sie die Fotos sah, die sie zeigten,
    während sie von ihrem Schwiegervater vergewaltigt wurde,
    wurde sie erst blaß

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