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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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das inszeniert hat, dieselbe Person sind? Ich glaube das
    zum Beispiel nicht.«
    Nicolò Zito warf ihm einen sonderbaren Blick zu und
    sagte dann: »Ich schneide den Bericht jetzt sofort.«
    Dann kamen die Leute von »Televigàta«, von den
    Regionalnachrichten der RAI, von anderen Privatsendern.
    Montalbano beantwortete alle Fragen höflich und – gar nicht
    typisch – ungewöhnlich entspannt.

    Er hatte einen Mordshunger und schlug sich in der Osteria San
    Calogero mit antipasti di mare den Bauch voll, dann fuhr er
    schnell nach Hause, machte den Fernseher an und stellte
    »Retelibera« ein. Nicolò Zito bauschte die Nachricht von dem
    mysteriösen Flugzeug gehörig auf und machte eine
    Riesengeschichte daraus. Doch die Krönung war nicht sein
    eigenes Interview, das in voller Länge gesendet wurde,
    sondern das für den Commissario völlig unerwartete Interview
    mit dem Chef der Werbeagentur »Publiduemila« in Palermo,
    die Zito leicht ausfindig gemacht hatte, weil sie in ganz
    Westsizilien die einzige Agentur war, die über ein Flugzeug
    für Reklamezwecke verfügte.
    Der Chef war ganz aufgeregt und sagte, eine bildschöne
    junge Frau (»Mein Gott, was für eine Frau! Wirklich ganz
    unwirklich schön, wie so ein Model aus der Illustrierten,
    meine Güte, war die schön!«), jedenfalls eine Ausländerin,
    weil sie schlecht italienisch gesprochen habe (»Habe ich
    ‚schlecht’ gesagt? Das stimmt natürlich nicht, von ihren
    Lippen klangen unsere Worte süß wie Honig«), nein, über ihre
    Nationalität könne er keine genauen Angaben machen,
    Deutsche oder Engländerin, diese Frau also sei vor vier Tagen
    in die Agentur gekommen (»Mein Gott! Was für eine
    Erscheinung!«) und habe sich nach dem Flugzeug erkundigt.
    Sie habe ganz genau erklärt, was auf dem Werbeband und auf
    den Zetteln stehen müsse. Ja, sie habe die Rosenblätter
    bestellt. Ach, und wie detailliert sie die Örtlichkeiten
    beschrieben habe. Sehr präzise. Der Pilot, sagte der
    Agenturchef, habe dann selbst die Initiative ergriffen: Anstatt
    die Zettel aufs Geratewohl auf die Küstenstraße fallen zu
    lassen, habe er sie lieber über einer Menschenmenge
    abgeworfen, die bei einem Rennen zugesehen habe. Die
    Signora (»Madonna santa, jetzt sage ich lieber nichts mehr,
    sonst bringt mich meine Frau noch um!«) habe im voraus und
    bar gezahlt, die Rechnung habe sie sich auf den Namen
    Rosemarie Antwerpen ausstellen lassen, und die Adresse sei in
    Brüssel gewesen. Er habe der Unbekannten (»Meine Güte!«)
    keine weiteren Fragen gestellt, warum auch? Die Frau wollte
    schließlich keine Bombe abwerfen lassen! Sie war so schön!
    So fein! So freundlich! Und ihr Lächeln! Ein Traum.
    Montalbano amüsierte sich königlich. Das war seine Idee
    gewesen: »Ingrid, du mußt dich noch schöner machen. Dann
    begreifen die Leute, wenn sie dich sehen, überhaupt nichts
    mehr.«
    Auch »Televigàta« stürzte sich auf die geheimnisvolle
    Schöne, nannte sie die »wiederauferstandene Nofretete« und
    bastelte eine phantastische Geschichte zusammen, die die
    Pyramiden mit dem Crasticeddru in Verbindung brachte, aber
    es war klar, daß sich der Sender an Nicolò Zitos Bericht im
    Konkurrenzsender dranhängte. Auch die regionale Ausgabe
    der RAI widmete sich der Geschichte ausgiebig.
    Echo, Aufsehen, Spektakel – Montalbano hatte erreicht,
    was er wollte, er hatte mit seiner Idee einen Volltreffer
    gelandet.
    »Montalbano? Hier ist der Questore. Gerade habe ich die
    Geschichte mit dem Flugzeug gehört. Gratuliere, das war ja
    genial.«
    »Es ist Ihr Verdienst, Sie sagten doch, ich solle
    dranbleiben, erinnern Sie sich? Ich versuche unseren Mann aus
    seinem Versteck zu locken. Wenn er sich nicht innerhalb einer
    angemessenen Zeit meldet, dann heißt das, daß er nicht mehr
    unter uns ist.«
    »Viel Glück. Halten Sie mich auf dem laufenden. Ach ja,
    das Flugzeug haben natürlich Sie bezahlt?«
    »Klar. Ich vertraue auf die versprochene Sonderzulage.«

    »Commissario? Hier ist Preside Burgio. Meine Frau und ich
    sind voller Bewunderung für Ihre Initiative.«
    »Jetzt können wir nur hoffen.«
    »Noch etwas, Commissario: Lassen Sie es uns unbedingt
    wissen, falls Lillo zufällig auftaucht.«

    In den Spätnachrichten berichtete Nicolò Zito ausführlicher
    über die Geschichte und brachte Bilder der beiden Toten vom
    Crasticeddru, die er heranzoomte und im Detail zeigte.
    Und die der eifrige Jacomuzzi freundlicherweise zur
    Verfügung gestellt hat, dachte

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