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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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und dann rot.
    »Hast du die gemacht?«
    Montalbano überlegte rasch, denn wenn sie hörte, daß
    eine Frau sie fotografiert hatte, ging Ingrid ihm
    möglicherweise an die Gurgel.
    »Ja, das war ich.«
    Die schallende Ohrfeige, die ihm die Schwedin
    verabreichte, dröhnte ihm im Kopf, aber er hatte sie erwartet.
    »Ich habe deinem Schwiegervater schon drei Fotos
    geschickt, da hat er es mit der Angst zu tun bekommen und
    dich eine Zeitlang in Ruhe gelassen. Jetzt kriegt er noch mal
    drei.«
    Da stand Ingrid auch schon bei ihm, drückte ihren Körper
    an Montalbanos Körper, preßte ihre Lippen auf seine Lippen,
    liebkoste mit ihrer Zunge seine Zunge. Montalbano spürte, wie
    seine Knie butterweich wurden, aber Ingrid ließ ihn, Gott sei
    Dank, wieder los.
    »Ganz ruhig«, sagte sie, »es ist schon vorbei. Ich wollte
    dir nur danken.«
    Ingrid suchte drei Fotos aus, und Montalbano schrieb auf
    die Rückseite: LASS DIE FINGER VON IHR, ODER DU
    ERSCHEINST DAS NÄCHSTE MAL IM FERNSEHEN.
    »Die anderen behalte ich hier«, sagte der Commissario.
    »Sag mir Bescheid, wenn du sie brauchst.«
    »Hoffentlich noch lange nicht.«
    »Morgen früh schicke ich sie ihm, und dazu kriegt er
    einen anonymen Anruf, daß ihn der Schlag trifft. Jetzt hör gut
    zu, ich muß dir eine lange Geschichte erzählen. Und danach
    werde ich dich bitten, mir zu helfen.«

    Um sieben Uhr stand er auf; er hatte kein Auge zugetan,
    nachdem Ingrid gegangen war. Er warf einen Blick in den
    Spiegel – abgespannt sah er aus, vielleicht sogar schlechter als
    in den Tagen, nachdem sie auf ihn geschossen hatten.
    Er mußte zu einer Nachuntersuchung ins Krankenhaus;
    man war sehr zufrieden mit ihm, und er mußte von den fünf
    Medikamenten, die er verschrieben bekommen hatte, nur noch
    eines nehmen. Dann fuhr er zur Cassa di Risparmio nach
    Montelusa, bei der er das wenige Geld eingezahlt hatte, das er
    auf die hohe Kante legen konnte, und bat um eine private
    Unterredung mit dem Direktor.
    »Ich brauche zehn Millionen.«
    »Haben Sie das Geld auf dem Konto, oder wollen Sie ein
    Darlehen?«
    »Ich habe es.«
    »Wo liegt dann das Problem?«
    »Das Problem ist, daß es um eine Polizeiaktion geht, die
    ich selber finanzieren will, um keine staatlichen Gelder aufs
    Spiel zu setzen. Wenn ich jetzt an den Schalter gehe und zehn
    Millionen in Hunderttausendern verlange, dann klingt das ein
    bißchen merkwürdig. Deswegen brauche ich Ihre Hilfe.«
    Voller Verständnis und stolz, weil er an einer
    Polizeiaktion teilhaben durfte, setzte der Direktor sofort alle
    Hebel in Bewegung.

    Direkt unter dem Schild, das kurz vor Montelusa die
    Schnellstraße nach Palermo anzeigte, hielt Ingrid mit ihrem
    Wagen neben dem Auto des Commissario. Montalbano gab ihr
    den dicken Umschlag mit den zehn Millionen, den sie in eine
    Stofftasche steckte.
    »Ruf mich zu Hause an, sobald du alles erledigt hast. Und
    laß dich ja nicht beklauen.«
    Sie lächelte, warf ihm eine Kußhand zu und fuhr los.

    In Vigàta versorgte er sich mit Zigaretten. Als er den
    tabacchaio verließ, sah er ein großes grünes Plakat mit
    schwarzer Schrift, das ganz frisch geklebt war. Es lud die
    Bevölkerung zu einem großen Motocross-Rennen ein, das am
    Sonntag ab fünfzehn Uhr auf der piana del crasticeddru
    stattfinden sollte.
    Auf einen solchen Zufall hätte er nie zu hoffen gewagt.
    Ob das Labyrinth sich seiner wohl erbarmt und ihm einen
    neuen Weg geöffnet hatte...?

Vierundzwanzig
    Die piana del crasticeddru, die Crasticeddru-Ebene, die sich
    von der Felsnase aus erstreckte, hielt sich nicht einmal im
    Traum für eine Ebene: Senken, Kuppen, Schlammlöcher
    gaben den idealen Ort für ein Geländerennen ab. Der Tag war
    eindeutig ein Vorbote des Sommers, und die Leute warteten
    nicht bis nachmittags, um auf die Piana zu gehen; sie kamen
    schon vormittags mit Oma, Opa, Kind und Kegel und alle mit
    dem Vorsatz, nicht nur das Rennen, sondern vor allem einen
    Ausflug ins Grüne zu genießen.
    Vormittags hatte Montalbano Nicolò Zito angerufen.
    »Kommst du heute nachmittag mit zum Motocross-Rennen?«
    »Ich? Wozu denn das? Wir schicken einen Sportreporter
    und einen Kameramann hin.«
    »Nein, ich meine, ob wir zusammen hingehen, du und
    ich, zu unserem Vergnügen?«

    Sie trafen um halb vier an der Piana ein, und dort war vom
    Beginn des Rennens noch gar keine Rede, aber es herrschte
    ein ohrenbetäubendes Getöse vor allem von den Motoren der
    etwa fünfzig Motorräder, die getestet und aufgewärmt

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