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Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge

Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge

Titel: Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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caciocavallo und Thunfisch aus der Dose behelfen. Doch das allerschlimmste war, daß Adelina, die am nächsten Tag zum Kochen und Putzen kommen wollte, Livia mit einem Kind antreffen würde. Die beiden Frauen konnten sich nicht ausstehen; auf gewisse Äußerungen Livias hin hatte Adelina einmal Knall auf Fall alles stehen- und liegenlassen und war verschwunden; sie war erst wieder gekommen, als sie sicher wußte, daß ihre Rivalin abgereist war und mehrere hundert Kilometer zwischen ihnen lagen.
    Es war Zeit für die Nachrichten, er schaltete den Fernseher an und stellte »Televigata« ein. Auf dem Bildschirm erschien das Hühnerarschgesicht des Kommentators Pippo Ragonese. Er wollte schon umschalten, als er wie gelähmt Ragoneses erste Worte hörte.
    »Was ist nur im Kommissariat von Vigàta los?« fragte der Kommentator sich und die Schöpfung in einem Ton, daß im Vergleich dazu ein Torquemada in Höchstform geklungen hätte, als erzählte er einen Witz. Er fuhr fort und behauptete, seiner Meinung nach stehe Vigàta dem Chicago der Prohibition in nichts nach: Schießereien, Diebstähle, Brandstiftung; Leben und Freiheit des ehrbaren gemeinen Bürgers seien fortwährend gefährdet. Wüßten die Zuschauer eigentlich, womit sich mitten in diesen schlimmen Zeiten der weit überschätzte Commissario Montalbano beschäftige? Das Fragezeichen wurde so schwungvoll betont, daß der Commissario es sogar auf dem Hühnerarsch gestempelt zu sehen meinte. Ragonese holte tief Luft, um sein Erstaunen und seine Empörung gebührend zum Ausdruck zu bringen, und betonte jede einzelne Silbe:
    »Mit-der-Jagd-auf-ei-nen-Ei-er-ku-chen-dieb!« Und er war nicht allein auf die Jagd gegangen, unser lieber Commissario, sondern hatte auch noch seine Leute eingespannt, und im Kommissariat hatte als einziger ein unterbelichteter Telefonist die Stellung gehalten. Wie er, Ragonese, diese vielleicht komische, auf jeden Fall aber tragische Geschichte erfahren habe? Er habe mit Vicecommissario Augello sprechen wollen, weil er eine Information von ihm gebraucht habe, und am Telefon habe ihm der Telefonist diese unerhörte Auskunft gegeben. Zuerst habe er geglaubt, das alles sei ein grober Scherz, und habe nachgehakt, und schließlich sei ihm klar geworden, daß dies keineswegs ein Witz, sondern die ungeheuerliche Wahrheit war. Ob sich die Zuschauer in Vigàta eigentlich bewußt seien, in wessen Hand sie sich befänden?
    Was habe ich denn nur verbrochen, daß Catarella mir immer dazwischenfunkt? fragte sich der Commissario verbittert und schaltete um.
    »Retelibera« sendete aus Mazàra die Bilder von der Beerdigung des tunesischen Matrosen, der an Bord des Fischkutters Santopadre erschossen worden war. Nach dem Bericht sprach der Kommentator darüber, was für ein Pech der Tunesier gehabt habe, der zum ersten Mal angeheuert hatte und auf so tragische Weise ums Leben gekommen war; er sei erst vor kurzem nach Sizilien gekommen, und kaum jemand habe ihn gekannt. Er habe keine Familie oder zumindest habe er noch keine Zeit gehabt, sie nach Mazàra nachkommen zu lassen. Er sei zweiunddreißig Jahre alt, geboren in Sfax und heiße Ben Dhahab. Dann wurde ein Foto des Tunesiers gezeigt, und just in diesem Augenblick betraten Livia und Francois das Zimmer, die von ihrem Spaziergang zurück waren. Als der Junge das Gesicht auf dem Bildschirm sah, lachte er und zeigte mit dem Finger darauf. »Mon oncle.«
    Livia wollte Salvo gerade sagen, er solle den Fernseher ausmachen, weil er sie beim Essen störe; Montalbano seinerseits wollte ihr gerade vorwerfen, daß sie nicht gekocht hatte. Doch beiden blieb der Mund offen stehen, ihre Zeigefinger waren aufeinander gerichtet, während ein dritter Zeigefinger, der des Kindes, noch immer auf den Bildschirm wies. Wie bei Dornröschen erstarrten alle drei in ihrer jeweiligen Pose. Der Commissario kam wieder zu sich und wollte eine Bestätigung, weil er an seinem dürftigen Französisch zweifelte. »Was hat er gesagt?«
    »Er hat gesagt: mein Onkel«, antwortete Livia, die ganz blaß war.
    Das Bild verschwand, und Francois setzte sich an den Tisch; er wollte endlich essen und war nicht weiter davon beeindruckt, daß er seinen Onkel im Fernsehen gesehen hatte.
    »Frag ihn, ob der Mann, den er gesehen hat, sein richtiger Onkel ist.«
    »Was ist denn das für eine blöde Frage?«
    »Sie ist nicht blöd. Mich hat auch jemand Onkel genannt,und ich bin keiner.«
    Francois erklärte, daß der Mann, den er gesehen hatte, sein

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