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Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Titel: Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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erschienen, der Chef der Mordkommission sah sie sich bis zum Schluss an, dann spulte er das Band zurück, zog die Kassette heraus und gab sie Montalbano wieder. Er setzte sich und zündete sich einen halben Toscano an.
    »Das ist nur der Schluss, das vollständige Band habe ich in dem Tresor, in dem auch die Waffen sind«, log Montalbano.
    »Wie hast du das gemacht?«
    »Ich habe nicht selbst gefilmt. In der Nähe waren zwei Leute, die alles gesehen und dokumentiert haben. Freunde von Avvocato Guttadauro, der dir wohl bekannt ist.«
    »Das ist eine böse Überraschung.«
    »Viel böser, als du denkst. Du hängst zwischen ihnen und mir fest.«
    »Nun, ihre Beweggründe verstehe ich sehr gut, aber deine sind mir nicht so klar, wenn es nicht Rache ist, was dich treibt.«
    »Jetzt versuch du mich mal zu verstehen: Ich kann unter keinen Umständen zulassen, dass der Chef der Mordkommission eine Geisel der Mafia und erpressbar ist.«
    »Weißt du, Montalbano, ich wollte wirklich den guten Namen meiner Leute vor Schaden bewahren. Wenn die Presse rausgekriegt hätte, dass wir einen Mann getötet haben, der sich mit einem Schuh verteidigte - kannst du dir vorstellen, was da los gewesen wäre?«
    »Und deshalb hast du Ingegnere Di Blasi mit reingezogen, der mit der ganzen Geschichte überhaupt nichts zu tun hatte?«
    »Mit der Geschichte nicht, mit meinem Plan schon. Und gegen mögliche Erpressungen weiß ich mich zu wehren.«
    »Das glaube ich gern. Du hältst durch, auch wenn dieser Zustand alles andere als angenehm ist, aber wie lange halten Culicchia und die anderen sechs durch, die tagtäglich unter Druck gesetzt werden? Es muss nur einer weich werden, und die Geschichte fliegt auf. Und noch eine Hypothese, die sehr wahrscheinlich ist: Wenn sie es satt haben, dass du so mauerst, kann es durchaus sein, dass sie das Video öffentlich zeigen oder einem Privatsender schicken, der einen Knüller daraus macht, auch wenn er damit eine Haftstrafe riskiert. Und in diesem Fall ist auch der Questore erledigt.«
    »Was soll ich tun?«
    Einen Moment lang bewunderte Montalbano ihn: Panzacchi war ein knallharter und skrupelloser Spieler, aber verlieren konnte er.
    »Du musst ihnen zuvorkommen, ihnen die Waffe abnehmen, die sie in der Hand haben.«
    Er konnte sich eine boshafte Bemerkung, die er auch gleich bereute, nicht verkneifen:
    »Und die ist kein Schuh. Rede heute Nacht noch mit dem Questore. Ihr müsst zusammen eine Lösung finden. Aber pass auf: Wenn ihr bis morgen Mittag nichts unternommen habt, dann weiß ich, was ich zu tun habe.«
    Er stand auf, öffnete die Tür und ging.
    »Dann weiß ich, was ich zu tun habe«, ein schöner Satz und Drohung genug. Aber was bedeutete er konkret? Gesetzt den Fall, der Chef der Mordkommission konnte den Questore und dieser wiederum Giudice Tommaseo auf seine Seite ziehen, dann war er aufgeschmissen. Aber war es denn möglich, dass in Montelusa plötzlich niemand mehr ehrlich war? Wenn ein Mensch unsympathisch ist, ist das eine Sache, eine andere ist sein Charakter, seine Integrität.
    Voller Zweifel und Fragen kam er in Marinella an. War es richtig gewesen, so mit Panzacchi zu reden? Würde sich der Questore überzeugen lassen, dass es ihm nicht um eine Revanche ging? Er wählte Livias Nummer. Wie üblich hob niemand ab. Er ging ins Bett, brauchte aber zwei Stunden, bis er einschlafen konnte.

Vierzehn
    Er kam so offensichtlich gereizt ins Büro, dass ihm seine Leute aus dem Weg gingen, damit auch ja nichts passierte.
    »Il letto è una gran cosa, se non si dorme s'arriposa - das Bett ist zum Erholen da, ob ich nun schlafe oder wache«, lautete das Sprichwort, aber das Sprichwort stimmte nicht, der Commissario hatte nämlich im Bett erstens nur portionsweise geschlafen und sich zweitens beim Aufstehen wie nach einem Marathonlauf gefühlt.
    Nur Fazio, der von allen das freundschaftlichste Verhältnis zu ihm hatte, wagte, eine Frage zu stellen:
    »Gibt's was Neues?«
    »Das kann ich dir erst heute Nachmittag sagen.« Galluzzo tauchte auf.
    »Commissario, ich hab Sie gestern Abend wie eine Stecknadel gesucht.«
    »Hast du im Heuhaufen auch nachgeschaut?«
    Galluzzo begriff, dass lange Vorreden fehl am Platz waren.
    »Commissario, nach den Nachrichten um acht hat einer ange­rufen. Er sagt, dass Signora Licalzi am Mittwoch gegen acht, höchstens Viertel nach acht, an seiner Tankstelle gehalten und voll­getankt hat. Er hat seinen Namen und seine Adresse hinterlassen.«
    »Va bene, wir fahren

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