Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 06 - Der Kavalier der späten Stunde

Commissario Montalbano 06 - Der Kavalier der späten Stunde

Titel: Commissario Montalbano 06 - Der Kavalier der späten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
gestritten haben«, sagte Montalbano. »Gargano hatte während der ganzen Fahrt im Auto von Bologna bis hierher Zeit, über die gefährliche Lage nachzudenken, in der er sich plötzlich befand. Und zu dem Schluss zu kommen, dass der junge Mann getötet werden musste. Klar, ich verstehe, dass ein wildes Hand­gemenge, etwa am Rand des Abgrunds - mal stürzt der eine, mal der andere fast ab, Giacomo versucht Gargano zu entwaffnen und unten das aufgewühlte Meer -, im Fern­sehen gut herauskäme, vor allem mit der passenden musi­kalischen Untermalung. Leider glaube ich, dass Gargano sofort geschossen hat, als Giacomo ankam. Er hatte keine Zeit zu verlieren.«
    »Dann hat er ihn deiner Meinung nach außerhalb des Autos getötet?«
    »Genau. Dann nimmt er ihn und setzt ihn auf den Beifah­rersitz, die Leiche kippt auf die Seite und bleibt liegen. Deshalb sieht Professore Tommasino, als er vorbeikommt, den Toten nicht und glaubt, das Auto sei leer. Gargano öffnet den Kofferraum, holt seinen Koffer heraus (den er für alle Fälle mitgenommen hat, als Requisite, um notfalls seine Bereitschaft zur Abreise demonstrieren zu können), verfrachtet das Moped hinein, nachdem er den Aktenkof­fer aus der Gepäckbox genommen hat, und legt seinen eigenen Koffer auf die Rückbank. In diesem Augenblick kommt Professore Tommasino, Gargano spielt mit ihm Verstecken, wartet, bis er sich entfernt hat, schließt dann die Türen und schiebt sein Auto rückwärts, bis es abstürzt. Er stellt sich vor, und ganz zu Recht, dass irgendein Depp, der überzeugt ist, es handle sich um einen Racheakt der Mafia, seine Leiche suchen wird. Mit dem Aktenkoffer in der Hand ist er keine Viertelstunde später an einer Straße, auf der Autos vorbeikommen. Er lässt sich mitnehmen und zahlt dem Fahrer möglicherweise einen Haufen Geld, damit er den Mund hält.«
    »Ich erzähle zu Ende«, sagte Mimi. »Letzte Einstellung. Musik. Auf einer langen, geraden Straße sehen wir…«
    »Gibt's so was in Sizilien?«, fragte Montalbano. »Egal, wir drehen die Szene auf dem Kontinent und schnei­den sie entsprechend, damit es aussieht wie bei uns. Das Auto entfernt sich immer weiter, bis es ein kleiner Punkt ist. Das Bild wird eingefroren. Ein Schriftzug erscheint: >Und so triumphiert das Böse, und die Justiz kann schauen, wo sie bleibt.< Abspann.«
    »Dieses Ende gefällt mir nicht«, sagte Fazio sehr ernst. »Mir auch nicht«, setzte Montalbano hinzu. »Aber damit musst du dich abfinden, Fazio. Genau so ist es. Die Justiz kann in diesen Zeiten sehen, wo sie bleibt. Na ja, lassen wir das.«
    Fazio machte ein finsteres Gesicht.
    »Können wir denn gar nichts gegen Gargano unterneh­men?«
    »Erzähl Guarnotta von unserer Fortsetzungsserie und hör, was er dazu sagt.«
    Fazio stand auf, ging an die Tür und stieß mit Catarella zu­sammen, der gerade völlig außer Atem und blass im Ge­sicht hereinkam.
    »Matre santa, Dottori! Grad hat der Signori und Quistori angerufen! Mein Gott, ich erschreck immer so, wenn der anruft!«
    »Wollte er mich sprechen?«
    »Nein, Dottori.«
    »Wen denn?«
    »Mich, Dottori, mich! Matre santa, meine Beine fühlen sich an wie Ricotta! Erlauben Sie, dass ich mich hinsetze?«
    »Setz dich. Warum wollte er dich sprechen?«
    »Also. Das Telefon klingelt. Ich nehm ab und sag: pronto! Und da hör ich die Stimme vom Signori und Quistori. >Bist du das, Santarella?<, fragt er. >Höchstpersönlich<, sag ich. >Berichte dem Commissario Folgendes<, sagt er. >Er ist nicht da<, sag ich, weil ich ja weiß, dass Sie keine Lust haben, mit dem zu reden. >Das macht nichts. Sag ihm, dass ich hiermit den Empfang anzeige< , sagt er. Und legt ein­fach auf. Dottori, warum zeigt der Signori und Quistori denn den Empfang an? Was hat ihm der Empfang denn getan? Hat er ihn beleidigt?«
    »Vergiss es, mach dir nichts daraus. Er ärgert sich über den Empfang, nicht über dich. Beruhig dich.« Wollte ihm der Signori und Quistori, wie Catarella ihn nannte, einen würdevollen Waffenstillstand anbieten? Eigentlich müsste doch er, der Signori und Quistori, um einen Waffenstillstand bitten und nicht ihn anbieten.
    Als er nach Hause kam, lag der Pullover, den Livia ihm ge­schenkt hatte, auf dem Küchentisch und daneben ein Zet­tel von Adelina; sie schrieb, sie habe am Nachmittag das Haus geputzt und dabei den Pullover auf dem Schrank gefunden. Weiter schrieb sie, sie habe auf dem Markt feinen Kabeljau bekommen und blau zubereitet. Er müsse ihn nur mit Öl, Zitrone und

Weitere Kostenlose Bücher