Commissario Montalbano 06 - Der Kavalier der späten Stunde
Salz anmachen. Wohin nur mit dem Pullover? Gott, wie schwierig es ist, ein Beweisstück verschwinden zu lassen! Er hatte diesen Pullover verdrängt, ewig hätte er bleiben können, wo er ihn hinbefördert hatte. Aber nein, er war wieder da. Die einzige Möglichkeit bestand darin, ihn im Sand zu vergraben. Aber er war müde. Also nahm er den Pullover und schleuderte ihn wieder an den Platz von vorher, Adelina würde in den nächsten Tagen oben auf dem Schrank kaum noch mal so genau nachsehen. Das Telefon klingelte. Es war Nicolò, er sagte Montalbano, er solle den Fernseher einschalten. Es gebe um halb zehn eine Sondersendung. Montalbano sah auf die Uhr, fünfzehn Minuten noch. Er ging ins Bad, zog sich aus, wusch sich rasch und machte es sich im Sessel bequem. Den Kabeljau wollte er nach der Sendung essen.
Nach der Erkennungsmelodie erschienen Bilder wie aus einem amerikanischen Film. Ein großes, klappriges Auto tauchte langsam aus dem Wasser auf, während Zitos Stimme erklärte, die komplizierte Bergung des Wagens sei kurz vor Sonnenuntergang abgeschlossen worden. Jetzt wurde das Auto auf den Ponton gehievt, und mehrere Männer befreiten es von den Stahlseilen, mit denen es festgezurrt war. Schließlich erschien Guarnottas Gesicht.
»Dottore Guarnotta, würden Sie uns freundlicherweise sagen, was Sie im Inneren von Garganos Wagen gefunden haben?«
»Auf der Rückbank einen Koffer mit persönlichen Gegenständen von Gargano.«
»Sonst nichts?«
»Sonst nichts.«
Das bestätigte, dass der Ragioniere Giacomos kostbaren Aktenkoffer mitgenommen hatte.
»Wird die Suche nach Garganos Leiche fortgesetzt?«
»Ich kann offiziell bekannt geben, dass die Suche beendet ist. Wir sind mehr als überzeugt, dass Garganos Leiche von der Strömung aufs offene Meer hinausgetrieben wurde.«
Und so zeigte sich, dass Gargano es mit seiner Inszenie rung ganz richtig getroffen hatte, irgendein Depp würde ihm das schon abnehmen. Nämlich er, der vortreffliche Dottor Guarnotta.
»Es geht das Gerücht, und wir berichten darüber aus journalistischer Sorgfaltspflicht, dass zwischen Pellegrino und Gargano eine besondere Beziehung bestand. Wussten Sie davon?«
»Von dem Gerücht haben wir auch gehört. Wir stellen diesbezüglich Nachforschungen an. Sollte es sich als wahr herausstellen, wäre das von Bedeutung.«
»Warum, Dottore?«
»Weil damit geklärt wäre, wieso Gargano und Pellegrino sich zu nächtlicher Stunde zusammen an diesem einsam gelegenen und wenig besuchten Ort aufhielten. Sie waren hier, um. wie soll ich sagen. um allein zu sein. Und hier wurden sie von jemandem, der ihnen gefolgt war, getötet.«
Da war nichts zu wollen, Guarnotta war nicht davon abzubringen. Die Mafia musste es sein, und die Mafia war es. »Vor einer Stunde konnten wir mit Dottor Pasquano telefonieren, er hat die Leiche von Giacomo Pellegrino obduziert. Der junge Mann wurde erschossen, ein einziger Schuss aus geringer Entfernung, genau zwischen die Augen. Das Projektil ist nicht wieder ausgetreten, es konnte sichergestellt werden. Dottor Pasquano sagt, es handle sich um eine kleinkalibrige Waffe.«
Zito hielt inne, er fügte nichts hinzu. Guarnotta sah ihn verwundert an. »Ja und?«
»Nun, finden Sie das nicht eine ungewöhnliche Waffe für die Mafia?«
Guarnotta lächelte nachsichtig.
»Die Mafia benutzt alle möglichen Waffen. Sie hat keine Präferenzen. Von der Bazooka bis zur Spitze eines Zahnstochers. Vergessen Sie das nicht.«
Man sah Zitos erstauntes Gesicht. Anscheinend konnte er sich schlecht vorstellen, wie ein Zahnstocher zu einer tödlichen Waffe werden konnte. Montalbano schaltete den Fernseher aus. Zu diesen Waffen, mein lieber Guarnotta, dachte er, gehörst auch du, gehören auch Richter, Polizisten und carrabbinera, die die Mafia sehen, wenn sie nicht da ist, und sie nicht sehen, wenn sie da ist.
Aber er hatte keine Lust, sich aufzuregen. Er stand auf. Sein Kabeljau wartete.
Er beschloss, früh ins Bett zu gehen, dann konnte er noch ein bisschen lesen. Gerade hatte er sich hingelegt, als das Telefon klingelte.
»Liebling? Hier ist alles geregelt. Ich fliege morgen Nachmittag. Etwa um zwanzig Uhr bin ich in Vigata.«
»Wenn du mir die genaue Uhrzeit sagst, hole ich dich in Punta Raisi ab. Ich habe nicht viel zu tun, ich würde gern kommen.«
»Das Problem ist, dass ich im Büro noch einiges zu erledigen habe. Ich weiß nicht, um wie viel Uhr ich fort kann. Mach dir keine Umstände, ich
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