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Commissario Montalbano 06 - Der Kavalier der späten Stunde

Commissario Montalbano 06 - Der Kavalier der späten Stunde

Titel: Commissario Montalbano 06 - Der Kavalier der späten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Salz anmachen. Wohin nur mit dem Pullover? Gott, wie schwierig es ist, ein Be­weisstück verschwinden zu lassen! Er hatte diesen Pull­over verdrängt, ewig hätte er bleiben können, wo er ihn hinbefördert hatte. Aber nein, er war wieder da. Die ein­zige Möglichkeit bestand darin, ihn im Sand zu vergraben. Aber er war müde. Also nahm er den Pullover und schleu­derte ihn wieder an den Platz von vorher, Adelina würde in den nächsten Tagen oben auf dem Schrank kaum noch mal so genau nachsehen. Das Telefon klingelte. Es war Nicolò, er sagte Montalbano, er solle den Fernseher ein­schalten. Es gebe um halb zehn eine Sondersendung. Montalbano sah auf die Uhr, fünfzehn Minuten noch. Er ging ins Bad, zog sich aus, wusch sich rasch und machte es sich im Sessel bequem. Den Kabeljau wollte er nach der Sendung essen.
    Nach der Erkennungsmelodie erschienen Bilder wie aus einem amerikanischen Film. Ein großes, klappriges Auto tauchte langsam aus dem Wasser auf, während Zitos Stimme erklärte, die komplizierte Bergung des Wagens sei kurz vor Sonnenuntergang abgeschlossen worden. Jetzt wurde das Auto auf den Ponton gehievt, und meh­rere Männer befreiten es von den Stahlseilen, mit denen es festgezurrt war. Schließlich erschien Guarnottas Ge­sicht.
    »Dottore Guarnotta, würden Sie uns freundlicherweise sagen, was Sie im Inneren von Garganos Wagen gefunden haben?«
    »Auf der Rückbank einen Koffer mit persönlichen Gegen­ständen von Gargano.«
    »Sonst nichts?«
    »Sonst nichts.«
    Das bestätigte, dass der Ragioniere Giacomos kostbaren Aktenkoffer mitgenommen hatte.
    »Wird die Suche nach Garganos Leiche fortgesetzt?«
    »Ich kann offiziell bekannt geben, dass die Suche beendet ist. Wir sind mehr als überzeugt, dass Garganos Leiche von der Strömung aufs offene Meer hinausgetrieben wurde.«
    Und so zeigte sich, dass Gargano es mit seiner Inszenie­ rung ganz richtig getroffen hatte, irgendein Depp würde ihm das schon abnehmen. Nämlich er, der vortreffliche Dottor Guarnotta.
    »Es geht das Gerücht, und wir berichten darüber aus jour­nalistischer Sorgfaltspflicht, dass zwischen Pellegrino und Gargano eine besondere Beziehung bestand. Wussten Sie davon?«
    »Von dem Gerücht haben wir auch gehört. Wir stellen diesbezüglich Nachforschungen an. Sollte es sich als wahr herausstellen, wäre das von Bedeutung.«
    »Warum, Dottore?«
    »Weil damit geklärt wäre, wieso Gargano und Pellegrino sich zu nächtlicher Stunde zusammen an diesem einsam gelegenen und wenig besuchten Ort aufhielten. Sie waren hier, um. wie soll ich sagen. um allein zu sein. Und hier wurden sie von jemandem, der ihnen gefolgt war, getötet.«
    Da war nichts zu wollen, Guarnotta war nicht davon abzu­bringen. Die Mafia musste es sein, und die Mafia war es. »Vor einer Stunde konnten wir mit Dottor Pasquano telefonieren, er hat die Leiche von Giacomo Pellegrino obduziert. Der junge Mann wurde erschossen, ein ein­ziger Schuss aus geringer Entfernung, genau zwischen die Augen. Das Projektil ist nicht wieder ausgetreten, es konnte sichergestellt werden. Dottor Pasquano sagt, es handle sich um eine kleinkalibrige Waffe.«
    Zito hielt inne, er fügte nichts hinzu. Guarnotta sah ihn verwundert an. »Ja und?«
    »Nun, finden Sie das nicht eine ungewöhnliche Waffe für die Mafia?«
    Guarnotta lächelte nachsichtig.
    »Die Mafia benutzt alle möglichen Waffen. Sie hat keine Präferenzen. Von der Bazooka bis zur Spitze eines Zahn­stochers. Vergessen Sie das nicht.«
    Man sah Zitos erstauntes Gesicht. Anscheinend konnte er sich schlecht vorstellen, wie ein Zahnstocher zu einer töd­lichen Waffe werden konnte. Montalbano schaltete den Fernseher aus. Zu diesen Waffen, mein lieber Guarnotta, dachte er, ge­hörst auch du, gehören auch Richter, Polizisten und carrabbinera, die die Mafia sehen, wenn sie nicht da ist, und sie nicht sehen, wenn sie da ist.
    Aber er hatte keine Lust, sich aufzuregen. Er stand auf. Sein Kabeljau wartete.
    Er beschloss, früh ins Bett zu gehen, dann konnte er noch ein bisschen lesen. Gerade hatte er sich hingelegt, als das Telefon klingelte.
    »Liebling? Hier ist alles geregelt. Ich fliege morgen Nach­mittag. Etwa um zwanzig Uhr bin ich in Vigata.«
    »Wenn du mir die genaue Uhrzeit sagst, hole ich dich in Punta Raisi ab. Ich habe nicht viel zu tun, ich würde gern kommen.«
    »Das Problem ist, dass ich im Büro noch einiges zu erledi­gen habe. Ich weiß nicht, um wie viel Uhr ich fort kann. Mach dir keine Umstände, ich

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