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Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Titel: Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Regisseur es wünschte. Ganz genau: der Regisseur. Es war nämlich eine sehr klug arrangierte Theaterszene.
    Er rief Fazio an, obwohl es schon so spät war.
    »Ich bin's, Montalbano.«
    »Dottore, es gibt nichts Neues, wenn ich was hätte, dann …«
    »Schon gut. Ich wollte dich was anderes fragen. Hattest du vor, morgen Früh mit deinen Nachforschungen weiterzumachen?«
    »Ja.«
    »Du musst vorher was für mich erledigen.«
    »Was denn?«
    »Im Krankenhaus San Gregorio gibt es einen Sanitäter, etwa fünfzig, sehr mager und mit Oberlippenbart. Ich will alles über ihn wissen, alles, was du nur rauskriegen kannst, verstehst du?«
    »Ja, klar.«
    Montalbano legte auf und rief im San Gregorio an.
    »Ist Schwester Agata Militello da?«
    »Augenblick. Ja, sie ist da.«
    »Ich müsste mit ihr sprechen.«
    »Sie ist im Dienst. Wir haben Anweisung …«
    »Hören Sie zu, ich bin Commissario Montalbano. Es ist wichtig.«
    »Warten Sie, ich sehe mal nach, wo sie ist.«
    Als er die Hoffnung schon aufgeben wollte, meldete sich die Krankenschwester.
    »Commissario, sind Sie das?«
    »Ja. Bitte verzeihen Sie, wenn ich …«
    »Das macht nichts. Was gibt es denn?«
    »Ich müsste mit Ihnen reden. Möglichst bald.«
    »Ich habe Nachtdienst und würde morgen Früh gern ausschlafen. Passt es Ihnen um elf?«
    »Natürlich. Wo denn?«
    »Wir könnten uns vor dem Krankenhaus treffen.«
    Er wollte schon Ja sagen, besann sich dann aber. Was, wenn irgendein blöder Zufall es wollte, dass der Sanitäter von dem Ambulanzwagen sie zusammen sah?
    »Bei Ihnen vor dem Haus wäre mir lieber.«
    »In Ordnung. Via della Regione 28. Bis morgen.«
    Er schlief wie ein unschuldiges Engelchen, das keine Sorgen und keine Probleme hat. Das geschah immer, wenn er zu Beginn einer Ermittlung das sichere Gefühl hatte, auf dem richtigen Weg zu sein. Als er ausgeruht und guter Dinge ins Büro kam, fand er auf seinem Schreibtisch einen an ihn adressierten Brief vor, den jemand gebracht haben musste. Der Absender stand nicht drauf.
    »Catarella!«
    »Jawohl, Dottori!«
    »Wer hat den Brief gebracht?«
    »Der Ponzio Pilato, Dottori. Gestern Abend.«
    Montalbano steckte ihn in die Hosentasche, er würde ihn später lesen. Oder vielleicht auch nie. Kurz darauf kam Mimi Augello.
    »Wie war's beim Questore?«
    »Er wirkte niedergeschlagen und war nicht so überheblich wie sonst. Anscheinend haben sie ihn in Rom mit Seifenblasen abgespeist. Er hat gesagt, dass sich der Strom der illegalen Zuwanderer von der Adria ins südliche Mittelmeer verlagert hat und deshalb schwieriger einzudämmen sein wird. Aber vor dieser Tatsache verschließen die Behörden die Augen. So wie sie die Augen davor verschließen, dass Diebstahlsdelikte und Überfälle zunehmen … Jedenfalls verkünden sie immer, sie hätten alles voll im Griff und wir können weitermachen wie bisher.«
    »Hast du mich bei ihm entschuldigt?«
    »Ja.«
    »Und was hat er gesagt?«
    »Salvo, was wolltest du denn? Dass er anfängt zu heulen? Er hat gesagt: Ist in Ordnung. Punkt. Und erzählst du mir jetzt vielleicht, was gestern los war?«
    »Mir ist was dazwischengekommen.«
    »Wen willst du eigentlich verarschen, Salvo? Erst sagst du, du gehst zum Questore und reichst deine Kündigung ein, und eine Viertelstunde später überlegst du es dir anders und schickst mich hin. Was ist dir denn dazwischengekommen?«
    »Wenn du's unbedingt wissen willst -«
    Er erzählte ihm die ganze Geschichte mit dem Jungen.
    Mimi schwieg nachdenklich.
    »Ist dir irgendwas nicht klar?«, fragte Montalbano.
    »Doch, mir ist alles klar, bis auf eines.«
    »Nämlich?«
    »Du setzt den Mord an dem kleinen Jungen in direkten Zusammenhang mit seinem Fluchtversuch beim Aussteigen. Und das könnte ein Irrtum sein.«
    »Ach komm, Mimi! Wieso sollten sie ihn denn sonst umgebracht haben?«
    »Jetzt erzähl ich dir was. Ein Freund von mir ist mit einem Amerikaner befreundet, den er vor vier Wochen in New York besucht hat. Eines Tages gehen sie zum Essen. Meinem Freund wird ein riesiges Steak mit Kartoffeln serviert.
    Er schafft es nicht ganz und lässt den Rest auf dem Teller liegen. Kurz danach bringt ihm der Kellner eine Tüte mit dem, was er übrig gelassen hat. Als sie das Restaurant verlassen, geht mein Freund zu ein paar Pennern, um ihnen die Tüte mit den Essensresten zu geben. Aber der Amerikaner erklärt ihm, dass sie das nicht nehmen würden. Wenn er ihnen unbedingt ein Almosen geben will, dann einen halben Dollar. ›Wieso nehmen die

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