Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres
Palermo 34 einen Laden für Geschenkartikel?«
»Nein. Warum?«
»Da müssen wir hin.«
»Und was machen wir da?«
»Wir suchen ein Hochzeitsgeschenk für unsere Freundin aus. Und ich heiße Emilio.«
Ingrid schien buchstäblich zu platzen. Sie barg den Kopf in den Händen, und man wusste nicht, ob sie lachte oder weinte.
»Na gut, dann bringe ich dich eben wieder nach Hause«, brummte der Commissario.
»Nein, nein, ist ja gleich vorbei.«
Sie schneuzte sich zweimal und wischte sich die Tränen ab. »Sag mir, was ich zu tun habe, Emilio.« Montalbano erklärte es ihr.
Auf dem Ladenschild stand groß »Cappuccino« und darunter, in kleinerer Schrift, »Silber, Geschenke, Hochzeitslisten«. In den eigentlich eleganten Schaufenstern waren geschmacklose Glitzersachen ausgestellt. Montalbano wollte die Tür öffnen, aber sie war geschlossen. Die Leute befürchteten anscheinend, überfallen zu werden. Er drückte auf einen Knopf, und die Tür wurde von innen geöffnet. Im Laden stand eine zierliche Frau um die vierzig, gut gekleidet, aber irgendwie auf der Hut und sichtlich nervös.
»Guten Tag«, sagte sie und hieß die Kunden nicht mal mit dem üblichen Lächeln willkommen. »Sie wünschen?«
Montalbano war sicher, dass sie keine Verkäuferin, sondern Signora Cappuccino persönlich war.
»Guten Tag«, antwortete Ingrid. »Eine Freundin von uns heiratet, und Emilio und ich wollen ihr einen Silberteller schenken. Könnten Sie uns was zeigen?«
»Natürlich«, sagte Signora Cappuccino.
Sie holte Silberteller aus den Wandregalen, einer scheußlicher als der andere, und stellte sie auf den Ladentisch.
Derweil sah sich Montalbano »auffallend verdächtig« um, wie es in Zeitungen und Polizeiberichten heißt. Schließlich rief Ingrid nach ihm.
»Kommst du mal, Emilio?«
Montalbano ging zu ihr, und Ingrid zeigte ihm zwei Teller.
»Ich kann mich nicht entscheiden. Welcher gefällt dir besser?«
Während er unentschlossen tat, stellte der Commissario fest, dass Signora Cappuccino ihn verstohlen musterte, wann immer es möglich war. Vielleicht hatte sie ihn, was er hoffte, erkannt.
»Los, Emilio, sag schon!«, ermunterte ihn Ingrid.
Montalbano entschied sich endlich. Während Signora Cappuccino den Teller einpackte, kam Ingrid mit einer Schnapsidee.
»Emilio, schau nur, wie schön dieser Becher ist! Der würde doch gut in unsere Wohnung passen!«
Montalbano durchbohrte sie mit einem Blick und murmelte irgendwas Unverständliches.
»Ach bitte, Emilio, kauf ihn mir. Er ist so schön!«, bettelte Ingrid mit vor Schadenfreude glitzernden Augen.
»Nehmen Sie ihn?«, fragte Signora Cappuccino.
»Ein andermal«, sagte der Commissario resolut.
Signora Cappuccino trat an die Kasse und tippte den Kassenzettel. Montalbano holte sein Portemonnaie aus der Gesäßtasche, aber es verhakte sich, und der ganze Inhalt fiel heraus. Der Commissario bückte sich und sammelte Geld, Karten und mehrere Ausweise ein.
Während er sich wieder aufrichtete, schob er mit dem Fuß eine der drei Visitenkarten, die er absichtlich hatte liegen lassen, an das Möbel, auf dem die Kasse stand. Der Auftritt war perfekt gelungen. Sie verließen den Laden.
»Du bist so gemein, dass du mir den Becher nicht gekauft hast, Emilio!«, maulte Ingrid, als sie wieder im Auto saßen.
Und dann, mit veränderter Stimme:
»War ich gut?«
»Erstklassig.«
»Und was machen wir mit dem Teller?«
»Den behältst du.«
»O nein, so kommst du mir nicht davon. Wir gehen heute Abend essen. Ich weiß ein Restaurant, wo es hervorragenden Fisch gibt.«
Das war ungünstig. Montalbano rechnete fest damit, dass sein Theater zu einem unmittelbaren Ergebnis führte, und da saß er besser im Büro.
»Können wir das auch morgen machen?«
»Einverstanden.«
»Ah Dottori Dottori!«, jammerte Catarella, als Montalbano ins Kommissariat kam.
»Was ist?«
»Das ganze Archiv hab ich gemacht, Dottori. Ich seh schon gar nichts mehr, meine Augen sind schon ganz zerschwommen. Da sieht einfach echt keiner so aus wie der Schwimmtote. Bloß der Errera. Dottori, wär die Möglichkeit nicht möglich, dass es doch der Errera war?«
»Catare, die von Cosenza haben doch gesagt, dass Errera tot und begraben ist!«
»Ja, schon, Dottori, aber war es nicht möglich, dass der Tote wieder lebendig geworden ist, und dann ist er wieder gestorben und ein Schwimmtoter geworden?«
»Catare, willst du, dass ich Kopfschmerzen kriege?«
»Nie im Leben, Dottori! Was mach ich jetzt mit den
Weitere Kostenlose Bücher