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Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Titel: Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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was kann ich noch für Sie tun?«
    Montalbano sagte es ihm. Albanese dachte eine Weile nach und wandte sich dann seiner Frau zu.
    »Weißt du, ob Tanino in Montelusa oder in Palermo ist?«
    »Heute Morgen hat meine Schwester gesagt, dass er hier ist.«
    Albanese fühlte sich zu einer Erklärung verpflichtet, bevor er in Montelusa anrief.
    »Tanino ist ein Neffe von meiner Frau. Er studiert Jura in Palermo. Sein Vater hat ein kleines Haus in Tricase, und da ist Tanino oft. Er hat ein Schlauchboot, und er taucht gern.«
    Das Telefonat dauerte höchstens fünf Minuten.
    »Tanino erwartet Sie morgen Früh um acht. Jetzt erklär ich Ihnen, wie Sie da hinkommen.«
    »Fazio? Entschuldige, wenn ich so spät noch störe. Ich meine, ich hätte neulich mal einen Kollegen mit einer kleinen Videokamera gesehen, die …«
    »Das war Torrisi, Dottore. Die hat Torretta ihm vor kurzem verkauft.«
    Logisch! Torretta musste den Basar von Sansibar ins Kommissariat von Vigàta verlagert haben!
    »Schick Torrisi sofort zu mir nach Marinella, er soll die Kamera mitbringen und alles, was man zum Filmen braucht.«

Elf
    Als er die Fensterläden aufklappte, wurde ihm froh ums Herz. Der Morgen war sehr mit sich zufrieden, voller Licht und leuchtender Farben. Unter der Dusche versuchte Montalbano sogar zu singen, was er selten tat, doch da er ziemlich schlecht sang, brummte er die Melodie nur vor sich hin. Er war nicht spät dran, merkte aber, dass er alles rasch erledigte, er konnte es gar nicht erwarten, nach Tricase zu fahren. Unterwegs ertappte er sich auch dabei, dass er zu schnell fuhr. An der Abzweigung Spigonella-Tricase hielt er sich links, und nach der Kurve, die er ja schon kannte, kam er an dem Kieshaufen vorbei. Der Strauß Wiesenblumen lag nicht mehr da, ein Arbeiter schaufelte Kies in einen Schubkarren. Weiter vorn waren zwei weitere Straßenarbeiter zugange. Das Wenige, was an das Leben und den Tod des Kindes erinnerte, war verschwunden, der kleine Körper lag wohl schon auf dem Friedhof von Montechiaro, in einem namenlosen Grab. In Tricase folgte er genau Albaneses Wegbeschreibung, und dann tauchte, ganz nah am Strand, ein kleines gelbes Häuschen auf. In der Tür stand ein Zwanzigjähriger in kurzen Hosen, barfuß und mit sympathischem Gesicht. Unweit schaukelte ein Schlauchboot auf dem Wasser. Sie gaben sich die Hand. Neugierig sah Tanino den Commissario an, der erst jetzt merkte, dass er wie ein richtiger Tourist ausstaffiert war: Er hatte nicht nur eine Videokamera in der Hand, sondern auch ein Fernglas umgehängt.
    »Können wir fahren?«, fragte der junge Mann.
    »Ja. Aber ich muss mich noch umziehen.«
    »Bitte, kommen Sie herein.«
    Montalbano ging ins Haus und zog die Badehose an. Tanino schloss die Tür ab, und sie stiegen ins Schlauchboot.
    Erst jetzt fragte Tanino:
    »Wo soll's denn hingehen?«
    »Hat dein Onkel dir nichts erklärt?«
    »Er hat nur gesagt, dass Sie mich brauchen.«
    »Ich will die Küste vor Spigonella filmen. Aber es darf uns niemand sehen.«
    »Wer soll uns hier schon sehen, Commissario? In Spigonella ist jetzt kein Mensch!«
    »Tu bitte, was ich dir sage.«
    Nach einer knappen halbe Stunde verringerte Tanino die Fahrt.
    »Da vorn sind die ersten Häuser von Spigonella. Ist die Geschwindigkeit so in Ordnung?«
    »Perfekt.«
    »Soll ich näher ran?«
    »Nein.«
    Montalbano nahm die Kamera zur Hand und stellte mit Schrecken fest, dass er sie nicht bedienen konnte. Torrisis Erklärungen vom vorigen Abend saßen wie ein Klumpen Brei in seinem Hirn.
    »Matre santa! Ich hab alles vergessen!«, stöhnte er.
    »Soll ich das machen? Ich hab genau so eine, ich weiß, wie sie funktioniert.«
    Sie tauschten die Plätze, der Commissario setzte sich ans Steuerruder. Mit einer Hand lenkte er, mit der anderen hielt er sich das Fernglas an die Augen.
    »Und hier hört Spigonella auf«, sagte Tanino irgendwann und drehte sich zu Montalbano um.
    Der Commissario schien seinen Gedanken nachzuhängen und gab keine Antwort. Das Fernglas baumelte vor seiner Brust.
    »Commissario?«
    »Hm?«
    »Was machen wir jetzt?«
    »Wir fahren zurück. Wenn's geht, ein bisschen näher dran und langsamer.«
    »Natürlich geht das.«
    »Noch was: Kannst du, wenn wir auf der Höhe der Villa mit der großen Terrasse sind, mit dem Zoom diese Faraglioni heranholen?«
    Sie machten kehrt und fuhren an Spigonella vorbei.
    »Und jetzt?«
    »Bist du sicher, dass die Aufnahme geklappt hat?«
    »Hundertprozentig.«
    »Gut, dann sind wir fertig.

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